Gladbeck. Thomas Halagan verstärkt das Team der Gladbecker Propsteipfarrei. Im Gespräch erklärt er, wie wichtig ihm eine moderne Jugendarbeit ist.

In seinem Steckbrief auf Facebook beschreibt Thomas Halagan sich als „Podcaster, Theologe, Redner, Vorleser, Möchtegernmusiker und Lebenskünstler“. Leidenschaftlicher Weltenbummler hätte er auch noch dazuschreiben können. Und dem Theologen das Adjektiv „kritisch“ hinzufügen. Seit einigen Monaten arbeitet Thomas Halagan als Pastoralassistent in der Propsteipfarrei St. Lamberti in Gladbeck. Er absolviert damit eine dreijährige Ausbildung zum Pastoralreferenten.

Seelsorgerisch will der 35-Jährige tätig sein. Seine einstigen Pläne, die Priesterweihe anzustreben, hat er zu den Akten gelegt, das Priesterseminar hinter sich gelassen. Und seine Einstellung gegenüber der katholischen Kirche kann man nur als durchaus kritisch bezeichnen. „Die Kirche“, sagt er, „hat ihre Sprache verloren, sie erreicht die Menschen nicht mehr.“ Doch anstatt Versuche zu unternehmen, den Ist-Zustand zu ändern, schmore man mehr oder weniger untätig „im eigenen Saft“.

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Die Kirche, sagt Thomas Halagan, kann jungen Menschen Orientierung bieten

Dass Veränderungen möglich sind, und auch dringend angegangen werden müssen, davon ist der 35-Jährige aber fest überzeugt. „Die Kirche“, betont er, „kann gerade jungen Menschen sehr wohl Heimat und Orientierung bieten, sie bei vielen wichtigen Prozessen, wie zum Beispiel dem Abnabeln vom Elternhaus, unterstützen.“ Dafür müsse man allerdings auch wieder in die Diskussion gehen wollen. „Man muss Lust auf Diskurs haben.“ Das sei leider nach wie vor bei vielen Kirchenvertretern nicht der Fall.

Der Podcast „Heilige & Halunken“

Vor mehr als zwei Jahren hat Thomas Halagan – damals noch gemeinsam mit einem weiteren jungen Theologen – den Podcast„Heilige & Halunken“ ins Leben gerufen.

Mittlerweile zeichnet Halagan alleine für dieses Format verantwortlich. Mit unterschiedlichen Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern plaudert der 35-Jährige über Gott und die Welt, über Glaube, Religion und Kirche. Sein Ziel dabei: Die Themen so rüber zu bringen, dass jeder, der will, sie auch verstehen kann.

Zwei Studiengänge – zuerst Soziologie, dann Theologie – hat der gebürtige Hildesheimer absolviert. Diese Zeit hat es ihm ermöglicht, viel von der Welt zu sehen. Nach Krakau, Frankfurt, Rom und Washington hat ihn diese Zeit verschlagen. „Ja, ich bin wohl gerne Weltenbummler“, sagt er. Dass er die kommenden drei Jahre nun im kleinen Gladbeck verbringen wird, das schreckt ihn nicht. Ganz im Gegenteil. Die Menschen im Ruhrgebiet empfindet er als erfrischend ehrlich. „Sie sagen einfach immer gerade heraus, was sie denken.“ Ein Umstand, so findet er, der auch einen positiven Einfluss hat auf die Kirchenobersten im Bistum Essen. Mit seiner Lebensgefährtin wohnt Thomas Halagan in Essen-Rüttenscheid. Zur Arbeit in Gladbeck fährt er auch gern mal mit Bahn und Bus, um das Revier auf sich wirken zu lassen.

Der Schwerpunkt: Die Arbeit mit jungen Menschen in Gladbeck

Als offen und gesprächsbereit erlebt der 35-Jährige ebenfalls seine neuen Kolleginnen und Kollegen im Pfarrbüro von St. Lamberti. Was allerdings nicht ausschließe, gibt er unumwunden zu, dass er auch hier nicht hin und wieder „einmal anecken werde“. „Nicht um des Aneckens willen, sondern weil es mir einfach wichtig ist, Veränderungen zu thematisieren und anzugehen. Das wird garantiert auch mal zu der einen oder anderen Diskussion führen.“

Als Schwerpunkt seiner seelsorgerischen Tätigkeit sieht er schon jetzt die Arbeit mit jungen Menschen an. Halagan unterrichtet katholische Religion an der Lambertischule. Parallel tüftelt er aber auch bereits jetzt an unterschiedlichen digitalen Formaten, um auf Facebook, Youtube und Instagram mit Jugendlichen in Gladbeck in Kontakt zu kommen. Dazu hat er auch „juneG“ gegründet, ein junges Netzwerk für alle 14- bis 25-jährigen Menschen in Gladbeck, die Spaß daran haben, informiert zu sein und sich besser zu vernetzen. Und das ganz unabhängig von Religion und Nationalitätszugehörigkeit.

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An den Start gebracht hat Halagan „juneG“ mit einer WhatsApp-Gruppeneinladung. „Wer Lust hat, kann einfach dem Chat beitreten.“ Welche Aktivitäten, Themen, Schwerpunkte später daraus entstehen können, das entscheiden die Jugendlichen mit.

Es besteht auch schon ein Kontakt zum Gladbecker Jugendrat

Überhaupt, Netzwerken ist für Thomas Halagan ein entscheidendes Thema. Dass die Kirchen sich irgendwann wieder füllen werden, das hält der 35-Jährige für mehr als unwahrscheinlich. Er will stattdessen andere Wege beschreiten, um den Dialog mit den Menschen wieder aufzunehmen.

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So hat er beispielsweise schon Kontakt zum Gladbecker Jugendrat aufgenommen, um mögliche Formen einer Zusammenarbeit zu eruieren. „In den vergangenen Corona-Jahren ist zudem viel Gemeinsamkeit kaputt gegangen. Ich habe den Eindruck, ganz viele Menschen, auch in der Kirche, befinden sich nach wie vor in einer Art Schockstarre. Das muss sich wieder ändern!“

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Der tradierten Jugendarbeit in der Katholischen Kirche mit ihren Messdiener- und Pfadfindergruppen räumt er dabei allerdings wenig Zukunftschancen ein. Solange sich noch Kinder und Jugendliche dort engagieren, müsse man diese Gruppen natürlich auch betreuen. Die Jugendarbeit der Zukunft, sagt Thomas Halagan, sollte aber andere Wege einschlagen.