Gladbeck. Bei der Beseitigung einer Schrottimmobilie greift die Stadt zu neuen Mitteln. Gleichzeitig entwickelt sich an anderer Stelle ein neues Problem.

Die Erlenkrug-Ruine in Gladbeck – tatsächlich eine unendliche Geschichte? Zumindest leben die Menschen im Stadtteil schon seit etlichen Jahren mit dem Anblick der riesigen Schrottimmobilie an der Buerschen Straße/Erlenstraße. Und die Frage, wann das marode Ensemble aus Wohngebäude und Ladenzeile endlich abgerissen wird, ist nicht nur in den sozialen Medien schon seit langem eine häufig gestellte. Jetzt scheint es tatsächlich so, als ob das letzte Kapitel in der Geschichte des Erlenkrugs näher rückt. Und die Planer im Rathaus denken gestalterisch sogar bereits noch einen Schritt weiter.

Zu den Fakten: Ende August hat die Stadtverwaltung eine sogenannte Beseitigungsanordnung erlassen. Sprich, der Eigentümer muss die Gebäude abreißen. Das erklärte auf Anfrage Stadtbaurat Volker Kreuzer. „Diese Option wurde erst mit der Novelle der Bauordnung in NRW 2021 neu geschaffen“, so der Experte in der Verwaltung. Ein Instandsetzungsgebot hatte die Stadt bereits Ende 2019 ausgesprochen in Sachen Erlenkrug. Alle ihm gesetzten Fristen hat der Immobilieneigentümer allerdings verstreichen lassen, noch nicht einmal mit der Sanierung der beiden Gebäude angefangen.

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Der Eigentümer vom Erlenkrug in Gladbeck hat bereits Klage beim Verwaltungsgericht eingelegt

Bereits im vergangenen Jahr hat die Verwaltung, so der Baurat weiter, eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung des Areals durchgeführt, damals noch im Hinblick auf das ausgesprochene Instandsetzungsgebot. Die Untersuchung habe dann aber ergeben, dass der Zustand des Komplexes auch die Anwendung der Beseitigungsanordnung rechtfertigt. „Da zu diesem neuen Instrument noch jede Rechtssprechung fehlt, verbleibt aber eine Rechtsunsicherheit in der Anwendung“, erklärt der Baurat. Der Eigentümer vom Erlenkrug habe auch bereits fristgerecht Klage beim Verwaltungsgericht Gelsenkirchen gegen die Beseitigungsanordnung der Stadt Gladbeck eingelegt.

Die Zugänge und auch einige Wohnungen im Brandhochhaus am Busfortshof hat die Stadt Gladbeck versiegelt.
Die Zugänge und auch einige Wohnungen im Brandhochhaus am Busfortshof hat die Stadt Gladbeck versiegelt. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Über den neuen Stand im Hinblick auf diese Schrottimmobilie habe die Stadtverwaltung die Politik im letzten Wirtschaftsförderungsausschuss vor der Sommerpause bereits informiert – und zwar im nicht öffentlichen Teil. Und die Verwaltung hat auch schon weitergehende Pläne. Um die planerischen Vorstellungen der Stadt Gladbeck „zur Neuordnung des Bereichs“ sicherstellen zu können, will die Verwaltung der Politik in der nächsten Sitzung des Planungsausschusses „flankierend die Einleitung eines Verfahrens zur Aufstellung eines Bebauungsplans für den Erlenkrug vorschlagen“, erklärt der Baurat. Ein Ende der unendlichen Geschichte scheint also tatsächlich nicht mehr ganz unwahrscheinlich zu sein.

Eine neue Problemimmobilie scheint gerade in Gladbeck-Brauck zu entstehen

Dafür scheint sich allerdings mehr oder weniger zeitgleich mit der Entwicklung am Erlenkrug im Süden Gladbecks ein neues Problem in Sachen Schrottimmobilie aufzutun. Im März vergangenen Jahres hat die Stadt Gladbeck das Hochhaus am Busfortshof in Brauck räumen lassen. Dort waren nach einem Feuer im Keller gravierende Mängel beim Brandschutz festgestellt worden. Die 157 Bewohner mussten ihre Wohnungen quasi von jetzt auf gleich verlassen. Seitdem tut sich nichts am Busfortshof, das Haus ist nach wie vor nicht bewohnbar.

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Dieser Umstand stimmt auch den Baurat wenig optimistisch: „Vor dem Hintergrund der Erfahrungen müssen wir uns darauf einstellen, dass es auf absehbare Zeit keine Lösung gibt.“ Man prüfe aber nach wie vor alle Instrumente, die sich einsetzten lassen, um Bewegung in die Sache zu bekommen. Das sei mittelfristig, betont Kreuzer, auch der Erlass eine Sanierungsgebotes – wie bereits beim Erlenkrug. Laut Stadtsprecher David Hennig würden die Eigentümer der Immobilie „nach wie vor einen gewissen Willen zur Sanierung signalisieren. Auf der anderen Seite sei der Stand am Busfortshof allerdings nach wie vor unverändert.

Die Stadt Gladbeck hat die Zugänge und einige Wohnungen versiegelt

Im Moment sieht die Situation dort so aus: Die Eigentümer, so Hennig, haben das Gebäude gesichert. Die Stadt hat darüber hinaus die Zugänge und einige Wohnungen versiegeln lassen. Nach wie vor seien nicht alle Wohnungen leergezogen. Bewohner, die noch etwas aus den Räumen holen wollen, können das ausschließlich „in Begleitung durch städtisches Personal“. Acht Familien vom Busfortshof leben nach wie vor in Wohnungen, die die Stadt ersatzweise zur Verfügung gestellt hat. Ende offen.