Gladbeck. Die Zustände am Gladbecker Brand-Hochhaus Busfortshof 18 ärgern die Nachbarschaft. SPD-Chef Tix: Das Haus ist eine Belastung für den Ortsteil.
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Die SPD in Gladbeck hatte es bereits im vergangenen Jahr befürchtet: Nach dem Brand könnte das leergezogene Hochhaus am Busfortshof zu einer weiteren Schrottimmobilie verkommen. Wenn man Beobachtungen aus der Nachbarschaft hört, befindet sich das Gebäude mit der Hausnummer 18 auf dem direkten Weg in diese Richtung. WAZ-Leserin Brunhilde Klein schildert Vermüllung und Besuche in Nacht-und-Nebel-Aktionen.
Die Gladbeckerin wohnt im Umfeld des Hochhauses und weiß: Probleme gibt es nicht erst seit dem großen Brand Anfang März 2021. Die Adresse Busfortshof 18, ein Objekt in Privatbesitz, sei bekannt dafür gewesen, dass sich dort Müll türme, „Klamotten und Möbel einfach aus dem Fenster auf die Straße geworfen werden“. Brunhilde Klein meint: „Da laufen dann die Ratten ‘rum.“ Die Grünanlagen drumherum seien ebenfalls ungepflegt. „Die Ranken erstrecken sich über den Fußgängerweg“, moniert sie.
WAZ-Leserin: „Beschwert haben sich die Anwohner des Hochhauses Busfortshof immer schon“
Die Anwohnerin, die seit 55 Jahren in der Nachbarschaft zu Hause ist, berichtet rückblickend von einer irritierend hohen Fluktuation in der Bewohnerschaft: „Beschwert haben sich Anwohner immer schon. Die Leute sind in das Hochhaus ein- und wieder ausgezogen, der Besitzer hat sich nie darum gekümmert.“ Auch wegen Lärmbelästigung ist das Objekt wiederholt in die Kritik geraten. Aber auch jetzt sei keine Ruhe am Busfortshof 18 eingekehrt – obwohl die achtgeschossige Immobilie kurz nach dem Brand zwangsgeräumt wurde. „Nachts ist Licht in dem Haus“, erzählt Brunhilde Klein.
SPD-Chef Dustin Tix sagt: „Das Haus ist versiegelt. Und meines Wissens hat es keine Brüche dieser Versiegelung gegeben. Ich wüsste nicht, dass Leute das Haus betreten haben.“ Dieser Feststellung stimmt Rathaus-Sprecher David Hennig zu: „Das Gelände ist zwar nicht eingezäunt, aber Unbefugte haben keinen Zutritt, Türen und Wohnungen sind versiegelt. Es hat keine Siegelbrüche gegeben.“ Die vorerst letzte Bürgerbeschwerde sei vor zwei Monaten bei der Stadtverwaltung eingegangen. Seinerzeit handelte es sich um undichte Ölfässer außerhalb des Hochhaus-Areals: „Der ZBG hat sie beseitigt.“ Häufe sich Abfall auf dem Gebäude-Grundstück, sei „der Eigentümer zuständig“. Die Stadtverwaltung habe in dem Fall keine Handhabe, es sei denn, es bestehe eine unmittelbare Gefahr. Hennig: „Das Haus ist unbewohnt. Wir können also nur spekulieren, woher der Müll stammt, jedenfalls nicht von Bewohnern.“
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Hennig bestätigt, dass sich aktuell im hinteren Bereich des Areals Müll häuft: Bauschutt, Farben, Pappen, Autoreifen und mehr. „Die Eigentümer werden angeschrieben, diese Gegenstände zu entfernen. Das hat bisher eigentlich gut geklappt.“
Ehemalige Bewohner bekommen laut Stadtsprecher nur nach Vereinbarung Zutritt, wenn sie Gegenstände aus ihrer Wohnung holen wollen. Der Kommunale Ordnungsdienst „kontrolliert die Lage hin und wieder“. Dem Team sei ebenfalls aufgefallen, dass nachts Licht im Gebäude brennt. Einfache Erklärung: „Das ist die Flurbeleuchtung, die nicht abgeschaltet werden kann.“
Das Thema Vermüllung werde immer wieder an die SPD herangetragen, stellt Tix fest. Doch er werde „nicht müde, zu betonen, dass es die Eigentümer des Hauses sind, die das schludern lassen“. Ganz selbstverständlich spricht Tix von einer „Schrottimmobilie“, wohlwissend dass für diesen Begriff – formell gesehen – Kriterien festgelegt sind. „Für mich ist das ein Objekt, das Probleme macht“, stellt der SPD-Chef klar. Dieses Haus sei eine „Belastung für den Ortsteil“.
Stadt setzt nicht instand
Nach dem Feuer Anfang März 2021 hatte die Stadtverwaltung das Hochhaus Busfortshof 18 wegen erheblicher Mängel beim Brandschutz räumen lassen. Bei dieser Baustelle blieb es nicht. Rechtsamtsleiterin Marie-Antoinette Breil berichtete in einer Sitzung des Haupt-, Finanz- und Digitalisierungsausschuss von mehr als 60 Mängeln. Angesichts dieser Situation sprachen sich mehrheitlich die Politik und auch die Stadtverwaltung gegen eine „Ersatzvornahme“ – eine Investition anstelle der Eigentümer – aus, das Gebäude instandzusetzen. Die ABD-Fraktion (ABI, BIG, DKP) hatte dieses Verfahren aufs Tapet gebracht, jedoch keine Zustimmung bekommen.
Sicher, anderenorts kaufen Kommunen derartige Gebäude auf, um sie der Abrissbirne zu überlassen – und Neues schaffen zu können. Tix sagt: „Dahinter steckt ein langes und aufwendiges Verfahren. Es wäre zudem eine Kostenbelastung für den Haushalt. Die städtische Bauordnung ist umtriebig und guckt, wo sie den Fuß in die Tür bekommt. Enteignung und Abriss, das wäre der härteste und letzte Schritt.“ Der SPD-Mann sagt aber auch: „Wenn es nicht anders geht, muss dieses schärfste Schwert gezogen werden.“
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György Angel, der frühere SPD-Ratsherr und ehemalige Chef der Sozialdemokraten in Brauck, hatte einmal auf eine Entwicklungsstudie für Brauck-Süd hingewiesen, die städtebauliche Chancen für den Bereich zwischen Busfortshof und Hartmannshof erkannte. Und schon im Jahre 2012 hieß es in den drei Projektvorschlägen der Gutachter: Das Hochhaus muss verschwinden.
„Abriss vor Verslumung“ – so das Schlagwort. Dustin Tix dazu: „Dieser Aussage würde ich pauschal nicht zustimmen.“ Er stößt sich schon an der Bezeichnung Verslumung. „Das weise ich zurück“, so der SPD-Chef. Er charakterisiert Busfortshof 18 als „einen Schandfleck, herbeigeführt von den Eigentümern“. Jetzt müssten Politik und Verwaltung zusehen, wie sie’s ausbaden. Dustin Tix bekräftigt: „Uns geht es darum, gute Lebensbedingungen im Braucker Süden zu erhalten und zu schaffen. Wenn es notwendig ist, werden wir dafür alle möglichen staatlichen Register ziehen.“