Gladbeck. Ganz im Norden des Stadtgebietes gibt’s Gladbecks größtes Naturschutzgebiet. Das kleinste ist der Oberlauf des Nattbaches im Ortsteil Butendorf.
Elf Naturschutzgebiete gibt es in Gladbeck: Das größte Naturschutzgebiet – Möllers Bruch – liegt hoch im Norden an der Stadtgrenze zu Dorsten, das kleinste – der obere Teil des Nattbachtales – findet man im östlichen Teil von Butendorf nahe der Stadtgrenze zu Buer. Es ist gleichzeitig das älteste gesetzlich geschützte Areal in der Stadt.
Der Oberlauf des Nattbaches ist zwischen dem recht neuen Wohngebiet an der Wielandstraße und der Kleingartenanlage „Am Nattbach“ zu finden. Das langgezogene Gelände rund um den Bach wurde bereits Anfang der 80er Jahre unter besonderen Schutz gestellt – damals 1,6 Hektar groß. „Der engagierte Naturschützer Markus Jupe, vielen älteren Gladbeckern sicher noch bekannt, hatte sich damals intensiv um eine Unterschutzstellung bemüht und davon auch die zuständigen Stellen im Kreis Recklinghausen überzeugen können“, erinnert Umweltexperte Dr. Dieter Briese, ehemaliger Umweltschutzbeauftragter der Stadt.
Lesen Sie auch:
- Stromausfall. Wieder Stromausfall in Gladbeck: Das ist der Grund
- Müll. Unbekannte entsorgen Lkw-Ladung Müll auf Weg in Gladbeck
- Elektromobilität. Brennende E-Autos: So geht die Feuerwehr Gladbeck vor
- Newsblog. Corona: Der Inzidenzwert schnellt in Gladbeck auf 410,1
- Bundestagswahl. Gerdes: Wahlkreis-Erweiterung um Haltern „nicht akzeptabel“
Das Nattbachtal ist Gladbecks kleinstes, aber auch ältestes Naturschutzgebiet
Das Naturschutzgebiet umfasst den Oberlauf des Nattbaches von der Stadtgrenze bis zu den Teichanlagen in der Nähe der Kleingartenanlage am Hürkamp. Briese: „Es ist ein naturnahes Bachtal mit Hochstaudensäumen, Gehölzstrukturen und den Wasserflächen.“ 2001 wurde der Schutzraum anlässlich der Festsetzung des Gladbecker Landschaftsplanes vergrößert und hat heute eine Größe von 2,53 Hektar – ist aber nach wie vor das kleinste der Gladbecker Naturschutzgebiete.
+++ Folgen Sie der WAZ Gladbeck auch auf Facebook! +++
Das in etwa in Ost-West-Richtung verlaufende Bachtal weise noch, so Briese, naturnahe, typische Bach- und Auenstrukturen wie ausgedehnte Flachwasser- und Vernässungsbereiche mit Röhricht- und Schilfbeständen sowie bachbegleitende Gehölzstrukturen in Form von Ufergehölzen, kleinen Erlenbeständen und auch Gebüschen auf. Die Teichanlage dient als Regenrückhaltebecken und ist folglich Teil des Hochwasserschutzes. Der Teich, weiß der Umweltschützer, biete vielen Tierarten einen attraktiven Lebensraum.
Auch interessant
Das Quellgebiet des Nattbaches auf Gelsenkirchener Gebiet ist auch geschützt
Das Naturschutzgebiet wird übrigens ergänzt um 0,8 Hektar auf angrenzendem Gelsenkirchener Stadtgebiet im Quellgebiet des Nattbaches. Auch die Nachbarstadt wolle, so der Grünexperte, Biotope und Lebensgemeinschaften bestimmter wildlebende Tier- und Pflanzenarten mit der Maßnahme besonders schützen.
Beklagt wird von Briese, dass „aufgrund der Nähe zur angrenzenden Wohnbebauung das Gelände leider häufig vermüllt ist, auch durch Bauschutt“. Stadt, Kreis, aber auch die Anwohner gingen gemeinsam gegen die Vermüllung vor. Briese: „Ein derartiges Kleinod gilt es zu schützen und zu erhalten.“
20 Meter hohe und sehr alte Buchen und Eichen prägen des Bild in Möllers Bruch
Ganz andere Dimensionen in Sachen Natur gibt es im größten Gladbecker Naturschutzgebiet – Möllers Bruch in Zweckel zwischen Weiherstraße und Buerelterstraße – zu bestaunen. Es ist 27 Hektar groß, setzt sich aus bis zu 20 Meter hohen und bis zu 150 Jahre alten Buchen und Eichen zusammen. Das „Bruchland“ besteht aus feuchtem, auch nassem Grund, der Wald enthält viel Altholz. Briese: „Dieses feuchte Gebiet ist durch den alten Waldbestand von regionaler Bedeutung, das gibt’s nur noch recht selten.“
Auch interessant
Im Frühjahr sei der Wald durch seine artenreiche Krautschicht wie Buschwindröschen und Aronstab bekannt, so der Grünexperte. „Die Fläche ist ein wertvolles Rückzugsbiotop für beispielsweise Höhlenbrüter, Amphibien oder Schmetterlinge.“ Viele Höhlenbewohner lebten in den Altholzbeständen. Aber auch die durch Windwurf umgefallenen Bäume, die so erhalten bleiben, wie sie gefallen sind, böten vielen Tieren einen Lebensraum. Die Gräben und Tümpel seien fast ganzjährig wasserführend. „Diese sind Lebensräume für viele an Wasser gebundene Arten“, weiß der ehemalige Umweltschutzbeauftragte.
Der neue Waldbesitzer erschwert den Bürgern den Zugang ins Naturschutzgebiet
Das Waldgebiet dient – vor allem an Wochenenden – der Naherholung. Allerdings wird dies seit geraumer Zeit durch den neuen Eigentümer, eine Privatperson, erschwert. Es häufen sich Beschwerden von Anwohnern, Spaziergängern und Hundebesitzern über Barrieren aus Baumstämmen und Ästen sowie über Gatter, die das Betreten des Waldes so gut wie unmöglich machen.
Ebenso besorgt äußern sich Waldbesucher über Baumfällungen. Zuletzt setzten sich darüber der Eigentümer und der Kreis Recklinghausen juristisch auseinander. Umweltexperte Briese ist alarmiert: „Es ist wichtig, den naturnahen feuchten und nassen Wald für Tier- und Pflanzenarten zu sichern, so zur Artenvielfalt in Gladbeck beizutragen und ihn aber auch für die Bevölkerung zugänglich zu halten“, erklärt der Umweltexperte.
Diskussion um Rüden Heide
In der Serie „Naturschutzgebiete“ stellte die WAZ bereits drei der elf grünen Oasen vor. Zum Auftakt ging es um das Naturschutzgebiet Ellinghorster Halde, einst Müllkippe – heute ein Stück Urwald. In der zweiten Folge wurden die Naturschutzgebiete Rüden Heide und Zweckeler Wald vorgestellt.
Um den Namen Rüden Heide gab es unterdessen eine Diskussion. Im Landschaftsplan und auf Katasterkarten sei er so vermerkt, dennoch könnte es sich, so der Heimatverein Gladbeck, um einen Übertragungsfehler handeln. Möglicherweise sei die Bezeichnung Ruenheide richtig. Mit „Heide“, so der Verein, sei einst auch ein Waldgebiet bezeichnet worden, das durch intensive Viehhaltung zur Heide wurde.
Der Begriff „ruen“ könnte in diesem Zusammenhang „roden“ bedeuten: Also ein Waldgebiet, das durch Viehhaltung gerodet und somit zur Heide wurde. Wie daraus „Rüden Heide“ (die Schreibweise ohne Bindestrich ist eine zusätzliche orthografische Besonderheit!) wurde, ist laut Heimatverein nicht bekannt. Der Name „Ruenheide“ sei heute noch für ein Gebiet nördlich der Scholver Straße in Gelsenkirchen auf Karten vermerkt.