Gladbeck. . Der Referatsleiter geht in den Ruhestand. 1987 fing er als Einzelkämpfer bei der Stadt. Seither hat der Umweltschutz einen hohen Stellenwert.
Zum letzten Mal fährt er heute zur Arbeit. Mit dem Rad natürlich, wie immer in den vergangenen zehn Jahren. Damals schaffte Dr. Dieter Briese (65) sein Auto endgültig ab. Aus Umweltschutzgründen, denn für ihn war und ist der Schutz der Natur nicht nur Arbeitsthema. Er lebt, wofür er sich 31 Jahre lang als Leiter des Umweltreferats bei der Stadt (Planungsamt)engagiert hat. So viele Jahre war der gebürtige Siegener, der in Gladbeck heimisch wurde, zuständig für ein besseres Klima in der Stadt, für mehr Schutz der Natur, für saubere Luft und weniger Lärm und zuletzt auch für das Großprojekt Innovation City. Ab dem 1. Mai ist er im Ruhestand.
Dass der Job in Gladbeck mal eine Lebensstellung werden würde, damit hatte der promovierte Diplom-Geograph bei Antritt der Stelle am 1. Januar 1987 nicht gerechnet. War es doch absolutes Neuland, das er hier betrat – für ihn und für die Stadt. Ein Umweltamt gab es damals nicht, so wie auch heute nicht. Aber ein Fachmann für Umweltthemen wurde dringend gebraucht, hatte die Verwaltung optimistisch das Jahr 1987 zum Umweltjahr ausgerufen, an die 130 Veranstaltungen geplant, die koordiniert und betreut werden mussten.
Start war ein Kraftakt - aber besser hätte es nicht kommen können
„Es war ein irrer Kraftakt, aber einen besseren Einstieg hätte ich mir nicht wünschen können“, sagt Dr. Briese im Rückblick. In dem ersten Jahr lernte er alle kennen, die für seine Arbeit wichtig waren: Vom Imkerverein über die Naturfreunde bis zu Politikern und Unternehmern. Er kloppte Überstunden ohne Ende, hielt Vorträge, besuchte Schulklassen, knüpfte wichtige Kontakte und baute ein Netzwerk auf, das ihm in den Jahren danach von großem Nutzen war. Gleich am ersten Tag übrigens lernte er die Kleingärtner vom Nattbach in einer Bürgerversammlung kennen. Die Renaturierung der Gladbecker Bäche wurde damals heiß diskutiert ... heute ist das Jahrhundertprojekt fast vor der Fertigstellung.
Aufklärung für die Sache begleitete ihn in all den Jahren
Klar war damals schon: Es galt in Sachen Schutz der Natur dicke Bretter zu bohren. „Sehr viele dicke Bretter, die Menschen waren noch ziemlich uninformiert“, sagt er heute vielsagend. Die meisten hat er geschafft. Mit Beharrlichkeit, viel Geduld und der Devise: Besser viele kleine Schritte als ein großer plakativer, der womöglich daneben geht. So manches Projekt schlummerte lange in der Schublade, bis es zum passenden Zeitpunkt hervorgeholt wurde. Unermüdlich tourte Dr. Briese zwecks Aufklärung über Umweltschutz durch Schulen und Altenheime, sprach mit der Politik, entwickelte den Exkursionsführer für Schulklassen, gründete den Umweltstammtisch für die Wirtschaft, rief den Gladbecker Umweltpreis ins Leben, war am Wirtschaftsprojekt Ökoprofit beteiligt . . .
Zentrale Themen: Luft, Lärm, Klima und Altlasten
In über 30 Jahren hat sich an den zentralen Themen nicht viel geändert: Die Luftreinhaltung, der Schutz vor Lärm, Klimaschutz (jetzt mit Innovation City) und die Frage der Belastung durch Altlasten beschäftigten das Referat für Umwelt weiterhin.
Dr. Briese ist in den Jahrzehnten 15 Mal mit seinem Büro umgezogen, wurde wechselnden Ämtern, u. a. dem Rechtsamt und dem Büro für Ratsangelegenheiten zugeordnet. Seit zwei Jahren gehört die Abteilung zum Baudezernat/Planungsamt.
Personelle Verstärkung kam im Laufe der Jahre auch hinzu: Stellvertreterin ist Katrin Knur (Klimaschutz), ebenso gehören Barbara Sasse (Altlasten), Lydia Erben (Innovation City) und Klaas Rudy (Luft/Lärm, Umweltbeschwerden) dazu. Die Stelle von Dr. Briese ist ausgeschrieben.
Und die Gladbecker lernten schnell: Da ist einer, der sich kümmert, wenn es stinkt in der Nachbarschaft, es zu laut ist an der Bahnlinie, etwas mit den Bodenwerten nicht stimmen kann. . . Dass nicht in jedem Fall das Umweltreferat zuständig war oder ist – was soll’s. Briese wusste ja, wo im Rathaus er anklopfen musste, damit Bürger Antworten erhielten. Manches Mal setzte er sich persönlich, auch nach Feierabend, aufs Rad und fuhr raus, um zu gucken, was da los war. Beispielsweise als es so komisch roch in Brauck in Nähe der Firma Umweltschutz West. Wenn es wichtig war, hat Briese nie auf die Uhr geguckt.
Imagepflege für die gute Sache
Nicht alles kam an die große Glocke, manches aber doch – denn „Klappern gehört zum Handwerk“ wusste der Umweltschützer den Imagewert für die gute Sache stets zu schätzen. Er holte dafür auch mal den bekannten Wettermann Sven Plöger nach Gladbeck oder stand dem WDR Rede und Antwort, als es in Zweckel ungewöhnliche Klopfgeräusche gab. Dicke Ordner hat er angelegt mit den vielen Presseberichten, die oft auf seine Initiative hin entstanden waren.
Ficus hat ihn 31 Jahre lang begleitet
Und jetzt? „Mach ich einen klaren Schnitt“, sagt Briese. Verabschiedet hat er sich in der vergangenen Woche mit einem Tag der offenen Tür im Büro. An seinem letzten Arbeitstag wird er weiter aufräumen, die Grünpflanzen an Kollegen verschenken. Auch der Ficus, der ihn in den 31 Jahren begleitet hat, soll im Rathaus bleiben. Dr. Briese hat jetzt anderes zu tun: Hausarbeit und Garten warten, er will wieder mehr fotografieren, mit seiner Frau reisen und für die VHS mehr Exkursionen als bisher durchführen. Fest steht: Am Thema Umwelt bleibt er dran.