Gladbeck.
Die Menschen wohnen wie in einer grünen Idylle - Felder und Wälder, soweit das Auge reicht. Fast wie im Urlaub. Familie Peter lebt an einer ganz besonderen Stelle: Sie bewohnt das nördlichste Haus Gladbecks, Weiherstraße 175.
Das Zuhause von Marlies und Klaus Peter sowie von Sohn Sven ist gar nicht leicht zu finden im äußersten Nordzipfel Zweckels, verschlungen hinter einigen inzwischen hoch geschossenen Maisfeldern. Die Straße ist schmal, die Stadtgrenze nach Feldhausen und Dorsten nur wenige Meter entfernt. Vor dem Haus, ganz auffällig, eine private Trabrennbahn, hinterm Garten der Mühlenbach, der hier die Stadtgrenze markiert und von Schloß Beck kommend Richtung Lippe plätschert.
Ziemlich einsam hier oben. „Fuchs und Reh sagen sich hier gute Nacht“, lacht die langjährige Bewohnerin augenzwinkernd. Kaum jemand verirrt sich mal hierher, höchstens mal ein paar Feldhausener, die hier spazieren gehen. „Aber wir leben gerne hier“, sagt Marlies Peter voller Überzeugung. 1984 bezog sie das Haus an der Weiherstraße mit ihrem Mann, später wurde hier der Sohnemann geboren. Genau genommen aber kam Marlies Peter zurück zur Weiherstraße, denn 1959 erblickte sie nebenan auf dem alten Bauernhof, der inzwischen ein Trabergestüt beheimatet, das Licht der Welt und wuchs hier mit vier Geschwistern auf.
Ihre Eltern Heinrich und Maria Hasebrink hatten den Hof 1958 gepachtet. Vorher bewirtschaftete ihn Förster Reinersmann, der Förster des Grafen von Schloß Beck. Dort auf Schloß Beck, in einem Nebengebäude, wohnte ihre Familie vor dem Umzug zur Weiherstraße.
Das Haus, in dem die Familie Peter jetzt wohnt, wurde 1960/61 als Landarbeiterwohnhaus gebaut. „Zwei Familien wohnten hier, die auf dem Hof als bäuerliche Hilfskräfte tätig waren.“ Eine Familie, erinnert sich Marlies Peter noch genau, hatte über viele Jahre nebenbei eine weit bekannte Doggenzucht.
Als ihr Vater 1974 plötzlich verstarb, zog Mutter Maria mit den Kindern zurück nach Schloß Beck in eines der Wirtschaftsgebäude, zehn Jahre später aber kehrte Tochter Marlies zurück an die Weiherstraße und bezog eine Hälfte - die nördliche - des von den Eltern errichteten und nun um-gebauten Landarbeiterhauses.
Hier oben im Norden sind sie eng mit Feldhausen verbunden. „Wir brauchen nur durch den Busch zu gehen und sind schon da.“ Dort sind schon früher die Kinder zur Schule gegangen, dort geht man zur Kirche. Der Telefonanschluss hat die Kirchhellener Vorwahl, alle hier oben an der Straße. Alle, das sind die Peters und zwei Nachbarn.
Leitungen für Frisch- und Abwasser gibt es nicht - Eigenversorger sind sie. „Fürs Trinkwasser haben wir einen Brunnen, die Abwasserentsorgung erfolgt über ein biologisches Dreikammersystem.“ Nur die Reste müssen abgefahren werden. Die Müllabfuhr kommt - die aus Gladbeck übrigens. Auch die Post, ebenso die WAZ werden zugestellt, lobt Klaus Peter. Bei den Paketdiensten kann das aber schon mal brenzlig werden. „Nicht jedes Navi findet uns.“
Die Einkäufe des täglichen Bedarfs erledigt Marlies Peter, ausgebildete Krankenschwester, meist mit dem Rad in Zweckel oder Kirchhellen. „An die Entfernungen gewöhnt man sich.“ Plant die Familie einen Stadtbummel, geht es nach Dorsten oder Buer. „Gladbecker sind wir vor allem auf dem Papier“, bekennt sie.
Die Weiherstraße ist rund 1,3 km lang und zweigt von der Scholver Straße, die das nördliche Zweckel von West nach Ost durchzieht, weiter nach Norden ab. Gladbecks nördlichstes Haus liegt ganz am Ende der Straße, unweit des „Dreiländerecks“ Gladbeck/Bottrop/Dorsten. Übrigens steht das Haus im Rücken der Movie World, deren Geräuschkulisse zu hören ist.