Gladbeck. Der Zweckeler Wald und die Rüden Heide sind zwei kaum bekannte Naturschutzgebiete im Norden von Gladbeck. Warum gerade sie unter Schutz stehen.
Unter den elf Naturschutzgebieten in Gladbeck gibt es grüne Oasen, die kaum bekannt sind – verborgene Schönheiten sozusagen. Eine davon ist die Rüden Heide im Zweckeler Osten direkt im Schatten des Scholvener Kraftwerkes. „Sie liegt sehr verborgen und ist glücklicherweise kaum zu erreichen“, so Umweltexperte Dr. Dieter Briese, ehemaliger Umweltschutzbeauftragter der Stadt. Ähnlich verhält es sich mit dem Zweckeler Wald, der sich ein Stück weiter westlich südlich des Beck’schen Mühlenbachs erhebt.
Die Rüden Heide (die Schreibweise ohne Bindestrich ist eine zusätzliche orthografische Besonderheit!) markiert genau die Stadtgrenze zu Scholven und zieht sich wie ein grüner Schlauch etwa eineinhalb Kilometer lang an der Buerelterstraße entlang – höchstens 150 Meter breit, manchmal nur 50, 60 Meter – und ist 11,3 Hektar groß. Seit 2001 ist sie ein Naturschutzgebiet.
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Die Rüden Heide liegt wie ein grüner Schlauch an der Grenze zu Scholven
Es umfasst einen Feuchtgebietskomplex mit Feuchtwaldrelikten und vielen Kleingewässern, so Experte Briese. „Die Geländeoberfläche ist durch kleine Tälchen geformt, die durch Menschen verursacht worden sind, hauptsächlich durch Umgestaltungen während des letzten Weltkrieges.“ Im Bereich der Nachbarschaft der nicht weit entfernt liegenden Breiker Höfe war während des Zweiten Weltkriegs ein Hydrierwerk geplant, erste Bodenarbeiten waren vor Kriegsende schon ausgeführt. Später wurden die Pläne nicht weiter verfolgt, viele der schon umgestalteten Flächen wurden einfach der Natur überlassen.
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Es wächst dort heute, so Briese, ein Eichen-Birkenbruch-Wald, aber auch Weiden kommen in den feuchten Bereichen vor. „Binsen- und Seggen sind in den Vernässungszonen mit Grundwasseranschluss vorhanden und bieten einen Lebensraum von hoher Bedeutung.“ Grasfrosch, Kreuzkröte und Teichmolch kommen vor, natürlich auch viele Arten von Wasserinsekten, berichtet der Fachmann. Das Naturschutzgebiet werde als Lebensraum von zahlreichen Tierarten genutzt: Graureiher, Nachtigall, Habicht und viele andere Vogelarten besiedeln das Gebiet.
Der Zweckeler Wald ist das zweitgrößte Naturschutzgebiet in Gladbeck
In diesem Gebiet gelte, so der Umweltexperte, dass die Tier- und die Pflanzenwelt nicht gestört werden dürfe. Daher sei es gut, dass es verborgen liege. „Die Gladbecker sollten stolz sein, dass es in diesem dicht besiedeltem Stadtgebiet noch solche Rückzugsorte für Tiere und Pflanzen gibt.“
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Der Zweckeler Wald an der Stadtgrenze zu Feldhausen (östlich der Arenbergstraße) ist mit 19,9 Hektar Fläche das zweitgrößte Naturschutzgebiet in Gladbeck (seit 2001) – und ein Beispiel für einen naturnahen, strukturreichen Eichen-Hainbuchen-Wald. Es gebe dort nährstoffreiche, humose Böden, die teilweise sogar torfig ausgebildet seien. Briese: „Wassergefüllte Senken und Tümpel, zum Teil ehemalige Bombentrichter, die stellenweise das ganze Jahr über Wasser führen, sowie ein naturnahes Bachsystem geben vielen Tier- und Pflanzenarten einen optimalen Lebensraum.“
Totholz im Zweckeler Wald gibt Buntspechten einen Lebensraum
Der für die Naturschutzgebiete zuständige Kreis Recklinghausen sehe, weiß der Fachmann, weiter eine naturnahe Bewirtschaftung des Waldes und „natürlich auch den Erhalt der vielen Feuchtbereiche vor“. Der Umweltexperte hat dort bereits Bachflohkrebse, aber auch Stichlinge, angetroffen. Die Feuchtbiotope seien wertvolle Rückzugsräume für Amphibien und Wasserinsekten.
Den Waldboden würden im Frühjahr beispielsweise Buschwindröschen überziehen – sie sind in voller Pracht nicht nur eine Augenweide, sondern stellen vor allem eine wichtige Nahrungsquelle für die zahlreichen dort vorkommenden Insektenarten dar. Die Totholzvorkommen seien überdies, erläutert der Umweltfachmann, ein bevorzugter Lebensraum des Buntspechtes. Briese ist sich sicher: „Insgesamt hat das Gebiet für den Naturschutz sogar eine regionale Bedeutung.“
Naturschutzgebiete stets gefährdet
Das Gebiet der Rüden Heide setzt sich auf Gelsenkirchener Stadtgebiet – jenseits der Buerelterstraße – fort und umfasst so insgesamt etwa 23 Hektar. Der Landschaftsplan der Stadt Gelsenkirchen charakterisiert es als „wertvolles, hauptsächlich durch Feuchtigkeit geprägtes vielgestaltiges Gebiet“, das allgemein zoologisch, ornithologisch und botanisch von Bedeutung sei.
Für die Rüden Heide wie für den Zweckeler Wald gelte, so Naturschutzexperte Briese, dass Tier- und Pflanzenwelt nicht gestört werden dürften. Gefährlich seien Müllablagerungen – etwa Gartenabfällen aus angrenzenden Hausgärten – und die unterschiedlichsten Freizeitaktivitäten. Auch freilaufende Hunde störten die wildlebende Tiere.