Gladbeck. In der Stadt Gladbeck gibt es elf Naturschutzgebiete. Die ehemalige Deponie in Ellinghorst ist wohl das interessante Beispiel. Wie es dazu kam.
Sie sind Heimat für seltene, besondere oder schöne Beispiele von Flora und Fauna – Gladbecks Naturschutzgebiete. Es gibt elf dieser speziell gesetzlich geschützten Areale im Stadtgebiet, Umweltexperte Dr. Dieter Briese spricht von „Kostbarkeiten“. Die grünen Oasen sind zusammen rund 138 Hektar groß und machen gut 3,8 Prozent der Stadtfläche in Gladbeck von 3600 Hektar aus. „Das ist viel für eine so eng besiedelte Stadt wie Gladbeck“, meint der ehemalige Umweltschutzbeauftragte der Stadt. Ein besonderes Exemplar der Naturschutzgebiete, die die WAZ in loser Folge vorstellen wird, ist die Ellinghorster Halde: eine ehemalige Müllhalde, heute „ein Stück Urwald“ in der Stadt.
Gladbecks Naturschutzgebiete liegen gut verteilt zwischen Zweckel und Brauck – sind teils recht groß, teils aber auch nur kleine erhaltenswerte Flächen. Sie bieten Tieren und Pflanzen eine Refugium, den Menschen sind sie eine Quelle der Erholung. Grünexperte Briese: „Sie tragen ganz entscheidend zur Verbesserung der Lebensqualität in Gladbeck bei.“
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Die Halde Ellinghorst ist das zweitgrößte Naturschutzgebiet in Gladbeck
Bis 2001 hatte Gladbeck nur ein einziges Naturschutzgebiet – den Oberlauf des Nattbaches in Butendorf, der Anfang der 70er Jahre unter besonderen Schutz gestellt wurde. Nach und nach, so Briese, kamen zehn weitere Bereiche dazu – was vor allem dem wachsenden Bewusstsein für Natur und Umwelt zu verdanken sei. Zuständig für die Ausweisung von Naturschutzgebieten ist der Kreis, der natürlich in Zusammenarbeit mit der Stadt und auch auf Vorschlag aus der Politik agiere.
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Das größte zusammenhängende Naturschutzgebiet sei Möllers Bruch, der Wald ganz hoch im Zweckeler Norden, mit mehr als 27 Hektar. Das kleinste ist das Nattbachtal, das trotz einer zwischenzeitlichen Ausweitung nur gut 2,5 Hektar misst. Das interessanteste Naturschutzgebiet, so Briese, sei aus seiner Sicht die Ellinghorster Halde, die entlang der A 2 zwischen Beisenstraße und Haarbach liegt und mit 22,2 Hektar das zweitgrößte Schutzgebiet in der Stadt ist. „Und es ist wegen seiner Besonderheit von regionaler Bedeutung.“
Bis 1974 wurde auf der Halde Ellinghorst Schutt, Müll und Industrieabfall geschüttet
Anders als die übrigen Halden in Gladbeck ist die Ellinghorster Halde nämlich keine Bergehalde und somit kein Relikt des Bergbaus, das geplant begrünt wurde, sondern eine Schutt- und Müllhalde, die durch den Straßenbau entstand. Zur Anschüttung des Autobahndammes (heute A 2) bediente man sich in den 30er Jahres des Sandes entlang der Trasse in Ellinghorst. Übrig blieb, so Briese, „ein großes Loch“. In den 50er und 60er Jahren, ja noch bis 1974 wurden in diese Riesenmulde Bauschutt, Hausmüll und sogar Industrieabfälle gekippt.
Mit dem ersten Abfallgesetz des Bundes 1974 wurden solch ungeordnete Kippen untersagt. „Sie wurde geschlossen, nur dünn mit Erde überdeckt und sich selbst überlassen“, weiß Briese. Im Laufe der Jahre habe sich auf der Ellinghorster Halde, die nur sechs Meter über das Umgebungsniveau hinausragt, die Natur selbst entwickelt. „Es haben sich Pflanzen und Bäume angesiedelt, geschützte Tiere kamen dazu.“
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Da die Halde selten von Menschen besucht wurde, blieb sie recht unberührt, ist heute üppig begrünt. Schließlich, so Briese, fand man auf der sich selbst überlassen Fläche so viele seltene Tier- und Pflanzenarten, dass sie naturschutzwürdig wurde. Endgültig wurde die Halde dann 2001 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Briese: „Eine geschützte Natur aus zweiter Hand, die das Stadtgebiet bereichert.“
Altlastensanierung war nötig
„Berühmt“ ist die Ellinghorster Halde auch für ihre aufwendige Altlastensanierung – denn im Untergrund schlummern ja nach wie vor die abgelagerten Materialien. In den Bereichen, wo es im Innern durch einen großen Anteil von Hausmüll zu hohen Methan- und Kohlendioxidbelastung kommt, wurde inzwischen als Altlastensanierung eine Gasdrainage gebaut, die im Gelände kaum auffällt.
Trotz des Bauwerks als Abfallhalde gelten weite Bereiche der Flächen als wertvoll für Amphibien, aber auch für Schmetterlinge, Heuschrecken und Libellen – nicht zu vergessen für viele Vogelarten. Auch seltene Fledermausarten haben dort ihr Zuhause. Die Senken und Mulden auf dem Plateau, in denen oft Wasser steht, sind ein beliebtes Laichgewässer – etwa für die geschützte Kreuzkröte.