Gladbeck. Viele Gladbecker greifen in der Energiekrise auf Holz als Heizmaterial zurück. Doch wo gibt es noch Kaminholz? Und vor allem: Wie lange noch?

Im Antlitz der drohenden Energiekrise machen sich auch die Gladbecker Sorgen um hohe Heizkosten – oder Heizkörper, die im Winter gar gezwungenermaßen kalt bleiben. Für viele Menschen ist der heimische (Pellet-)Ofen der Leuchtturm im dunklen, putinschen Winter. Doch auch so ein Ofen will gefüttert werden, nicht mit teurem Gas, dafür aber mit Holz. Kein Wunder also, dass die Suche nach genug Brennmaterial schon jetzt, bei vergleichsweise milden Temperaturen, begonnen hat. Doch wo gibt es in Gladbeck noch Holz, und vor allem: wie lange noch?

„Die Nachfrage hat enorm zugenommen“, bestätigt Stefan Schellewald vom Gartencenter Schellewald. Auf dem Holunderweg wird die komplette Palette an Heizmaterial verkauft, von Briketts und Pellets über Netze mit Holz bis zum Raummeter, alles in verschiedenen Holzarten. Wer gleich den ganzen Wintervorrat anlegen will, kann sich einen Hänger leihen und das Holz nach Hause karren.

Gladbecker Holzhändler musste schon Holz ablehnen

Schellewald betrachtet die aktuelle Situation mit Sorge. „Wir haben in den vergangenen Jahren viel Holz aus der Ukraine bekommen, das fehlt uns jetzt natürlich“, erklärt er. Mittlerweile kommen die Sattelschlepper mit dem begehrten Gut meist aus Polen, doch sogar aus Kroatien machen sich Lieferungen auf den Weg nach Gladbeck. Um jeden Preis, wortwörtlich, will Stefan Schellewald die Ware aber nicht einkaufen.

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„Ich habe schon Produkte abgelehnt“, erinnert er sich, „die Preise waren einfach zu hoch“. Diese Preise müsste er nämlich an seine Kunden weitergeben, „und ab einem gewissen Punkt kann man das den Leuten einfach nicht mehr vermitteln.“ Die Frage ist deswegen auch nicht, ob ihm das Holz ausgehen wird, sondern wann. „Das wird passieren“, ist sich Stefan Schellewald sicher, er wagt aber keine konkrete Prognose zum Zeitpunkt, nur einen vorsichtigen Ausblick. „Wenn die Situation so bleibt wie sie jetzt ist, könnte in sechs Wochen nichts mehr da sein.“ Besonders ärgerlich: Dezember und Januar sind eigentlich die verkaufsstärksten Brennholzmonate – ungünstig, wenn dann kein Holz mehr zum Verkaufen da ist. Die klare Botschaft: Wer jetzt keinen Vorrat anlegt, schaut im Winter ins leere Ofenrohr.

Kaum noch Holz aus der Ukraine und Belarus

Ähnliches berichtet Simone Bischoff, Assistentin der Geschäftsleitung im Holzland Hegener. „Wir haben Brennholz, momentan aber fast ausschließlich Sackweise, im Lager haben wir bloß noch drei Raummeter reine Buche.“ Die Säcke mit 12,5 Dezimeter Holz schlagen mit 3,49 Euro zu Buche, ein Raummeter kostet 289 Euro – die Preise seien „angepasst“ worden, so Bischoff, allerdings schon im Zuge der Corona-Pandemie.

Wann wieder frisches Brennholz im Lager landet, kann sie nicht genau sagen, „denn wir haben Lieferschwierigkeiten“. Wie auch bei Schellewald bezog das Holzland stets viel Material aus der Ukraine, aber auch aus Belarus, die Vielzahl verschiedener Krisen hat den Holzfluss Richtung Gladbeck nahezu versiegen lassen. Die Lage sei derzeit unberechenbar, so Simone Bischoff, „es könnte sein, dass wir nächste Woche schon wieder Raummeter anbieten können.“

Selber sägen statt kaufen: Das geht in Gladbeck

Und was, wenn sich die Gladbecker ihr Holz einfach selbst organisieren? Der Zentrale Betriebshof Gladbeck (ZBG) bietet an, in den rund 250 Hektar Wald in der Stadt selbst die Säge anzusetzen und sich mit Brennmaterial zu versorgen. Das ist für diesen Winter freilich zu spät – das Holz muss mindestens ein Jahr trocknen – doch wer weiß, wie lange sich die Energiekrise ziehen mag.

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Natürlich kann nicht einfach jeder Bürger wie die Axt im Walde Bäume niedersägen, das Brennholz kommt von alten oder kranken Bäumen, die Forstunternehmen im Auftrag des ZBG fällen. „Die Stämme werden meistens an die Forstunternehmen verkauft“, so Peter Konzels vom ZBG, „aber das Kronenholz bleibt liegen und kann selbst zersägt werden. Da sind die Äste von alten Bäumen oft dicker als die Stämme von jüngeren.“

Der Gladbecker Wald ist endlich

Und obwohl das Holz in diesem Winter noch nicht für wohlige Wärme im Wohnzimmer sorgen kann – auch beim Angebot des ZGB ist die Nachfrage des Selbersägens stark gestiegen. „Das sind oft Menschen“, so Konzels, „die schon seit Jahren bei uns ihr Holz holen, die holen jetzt größere Mengen. Aber es sind auch einige zum ersten Mal dabei.“ Und weil die Gladbecker Wälder nicht unendlich groß sind, und die Bäume nur gefällt werden, wenn der Naturschutz es erfordert, wird auch hier das Holz knapp.

Mein Freund, der Baum: Die Stämme der Bäume, die in Gladbecker Wäldern gefällt werden, sind meist schon an Forstunternehmen verkauft – das Kronenholz können sich Gladbecker aber für daheim mitnehmen.
Mein Freund, der Baum: Die Stämme der Bäume, die in Gladbecker Wäldern gefällt werden, sind meist schon an Forstunternehmen verkauft – das Kronenholz können sich Gladbecker aber für daheim mitnehmen. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

„Wir stoßen beim Holzverkauf fast in jedem Jahr an unsere Kapazitätsgrenzen“, erklärt Peter Konzels. Es gebe hin und wieder Ausnahmen, etwa als nach dem trockenen Sommer 2021 viele Buchen gefällt werden mussten, doch fest steht: das Brennholz aus dem Wald bleibt ein rares Gut. Der große Aufwand (siehe Infobox) scheint nur wenige Selbstversorger abzuschrecken, teilweise, so Konzels, kämen die Menschen mit Kleintransportern oder Traktoren mit Anhängern, um das Holz heimzuschaffen.

>> SELBER SÄGEN IN DEN GLADBECKER WÄLDERN: WIE GEHT DAS?

  • Wer das Angebot des ZGB nutzen will, brauch zuallererst eine Kettensägenschein und die entsprechende Schutzausrüstung.
  • Beim ZGB kann dann ein Holzverkaufsschein beantragt werden. Der berechtigt zur Verarbeitung von bestimmtem Holz an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit.
  • Je nach Holzart kostet ein Ausflug zum Holzsägen „ungefähr“ zwischen 30 und 40 Euro, so ein Mitarbeiter des ZBG.