Gladbeck. Baustofffirmen in Gladbeck berichten von teils eklatanten Preiserhöhungen und Lieferengpässen. Vor allem Holz ist deutlich teurer geworden.
Die Baustoffpreise steigen seit Wochen zum Teil erheblich, etliche Baumaterialien verknappen sich oder sind kaum verfügbar. Das spüren zunehmend auch die Baustoffhändler in Gladbeck. „Beim Holz gibt es teilweise eine Verdoppelung bis Verdreifachung der Preise“, berichtet Rainer Backes, Chef von Holz Hegener an der Stollenstraße, im Gespräch mit der WAZ. Auch bei den Baustoffhändlern „Bauking“ an der Luxemburger Straße und „Baustoffmann“ an der Grabenstraße spricht man von anziehenden Preisen und Lieferengpässen.
„Die Lage ist ziemlich verfahren“, erläutert Rainer Backes, Geschäftsführer der Traditionsfirma Holz Hegener: Auf der einen Seite würden Kunden mehr Holz nachfragen, da sie in der Pandemie mehr Zeit zu Umbauarbeiten hätten. Auch die Nachfrage der Bauindustrie sei ungebrochen, da sie in Europa nach wie vor boome. Auf der anderen Seite fahre aber die Holzindustrie die Produktion hinunter, erklärt Backes, da das Holz knapp werde. „Die US-Amerikaner und die Chinesen kaufen den Weltmarkt leer.“ Und der deutsche Wald schaffe es nicht, die fehlenden Mengen auszugleichen – auch, weil er seit geraumer Zeit unter Schädlingen wie dem Borkenkäfer leide und viel Holz in der Folge den Qualitätsansprüchen nicht mehr genüge.
Die Preise steigen übers gesamte Bausortiment hineg
Eine Kaufzurückhaltung infolge der immens steigenden Preise spürt Holz Hegener allerdings nicht. Die Beschaffung der Produkte sei das Problem. Backes: „Zur Zeit schaffen wir es noch, Holz zu besorgen.“ Aber mitunter warte man bis zu drei Monaten auf die Lieferungen. Und die Preise würden oftmals erst bei der Lieferung genannt.
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Kompliziert sei aber nicht nur die Lage beim Holz. Backes berichtet, dass die Preise übers gesamte Bausortiment steigen. „Ob Rigips, Klebe- und Dichtstoffe oder Metalle, überall zieht es an.“ Mit Folgen für die Baustellen, so der Experte. Nicht nur, dass die Hauspreise deutlich steigen. Auch Zeitverzug kann es geben: „Bekommen die Zimmerleute kein Holz für den Dachstuhl, können auch die Dachdecker nicht arbeiten.“ Und das Haus kann in der Folge ohne Dach im Innern nicht ausgebaut werden.
Auch Bauking und Baustoffmann sprechen von Preisschüben und Lieferengpässen
Ähnlich sieht es Dirk Nentwig vom „Bauking“ im Gewerbepark Brauck. Sämtliche Baumaterialien, die chemiebasiert sind, seien teurer geworden und oft kaum verfügbar oder nur mit langen Lieferzeiten zu bekommen. Ob PVC-Rohre, Hartschaumplatten, Folien, Styropor, Dämmstoffe – alles sei verknappt oder eklatant verteuert. Selbst bei Farben „geht es nun los“. Wenn man etwas bestelle, wisse man nicht, wann die Produkte kommen und schon gar nicht, zu welchem Preis, so der Abteilungsleiter und stellv. Bauking-Niederlassungsleiter. „So etwas habe ich in 38 Berufsjahren nicht erlebt.“ Noch bekomme man alles, aber teurer und verzögert – und nicht mehr in allen Qualitäten. Mitunter nehme die Industrie bereits nicht einmal mehr eine Bestellung an.
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Auch beim Baustoffmann an der Grabenstraße weiß man von Lieferengpässen und Preisschüben von bis zu 35 Prozent zu berichten. Bei PVC-Rohren können es sogar bis zu 60 Prozent höhere Preise sein. „Problematisch sind auch die teils wochenlangen Lieferzeiten“, heißt es. Mit Folgen für die Baustellen. Denn: Fehlten am Bau die Rohre für den Kanal-Hausanschluss, fehlen Dämmstoffe und Folien, könne die Bodenplatte nicht gelegt werden. „Und unsere Vorräte sind zum Teil schon leer gelaufen.“
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Grund für die Misere sind auch hier einerseits ein Rohstoffmangel und andererseits die starke Nachfrage aus Übersee. Und ein Ende der desolaten Lage sei nicht absehbar. Nentwig: „Ich sehe aktuell kein Licht am Ende des Tunnels.“
Zement und Steine nicht teurer
Nicht betroffen von den drastischen Preiserhöhungen in der Baustoffbranche sind, so der Baustoffhandel, Sand, Zement und Steine. Da liegen die Preiserhöhungen eher im üblichen Rahmen einer Jahresentwicklung.
Die Preisexplosionen bei Holz und chemiebasierten Baustoffen treibt laut Experten nun auch die Peise beim Hausbau an – neben Verteuerungen beim Grund. In der Branche geht man von einem Plus zwischen 25 und 35 Prozent aus. Das gelte nicht nur für gewerbliche und industrielle Bauprojekte, sondern vor allem auch für private Wohnungsbauvorhaben.