Gladbeck. Seitdem eine Kita und ein Radweg an der Holthauser Straße in Gladbeck existieren, herrsche ein Parkchaos, so eine Anwohnerin. Sie berichtet.
Bei dem Geschehen, das sich vor ihrer Haustür abspielt, kommt Maria Fischer in Sekundenschnelle von Null auf hundert. Die 61-Jährige wohnt in Gladbeck an der Holthauser Straße. Seitdem dort in unmittelbarer Nähe ein städtischer Kindergarten geöffnet wurde und ein Radweg eingerichtet ist, herrschen nach Aussage der Gladbeckerin chaotische Zustände. Die Stadtverwaltung bezieht Stellung zur Situation.
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Maria Fischer beschreibt: „Seitdem an der Holthauser Straße ein neuer Kindergarten existiert, für den die Außenanlagen hergestellt wurden, haben Autos, insbesondere SUV, keinen Parkraum mehr.“ Eltern, die ihren Nachwuchs zum Kindergarten bringen beziehungsweise dort abholen, suchten sich andere Möglichkeiten. Ein Verdrängungseffekt in der weiteren Umgebung der Einrichtung habe eingesetzt. „Wir Anwohner müssen gucken, dass wir im Umfeld unsere Fahrzeuge abstellen“, erzählt Maria Fischer.
Gladbeckerin: „Es wird halb auf dem Bürgersteig, halb auf dem Radweg geparkt!“
Sie ergänzt: „Auch der Radweg hat Parkplätze weggenommen.“ Die Lage habe sich so weit zugespitzt, dass sogar der Wendehammer zugestellt sei. „Es wird halb auf dem Bürgersteig, halb auf dem Radweg geparkt“, erzählt Maria Fischer, „darüber habe ich auch schon das Ordnungsamt informiert. Aber geschehen ist nichts.“
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Nein, doch etwas hat sich geändert: die zulässige Höchstgeschwindigkeit wurde heruntergefahren. Die Anwohnerin: „Das Tempo wurde von 50 auf 40 reduziert, auf etwa 200 Metern vor dem Kindergarten auf 30 Stundenkilometer.“
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Als Impuls für die Geschwindigkeitslimits hat die Stadtverwaltung ein Verkehrsdisplay installiert. Allerdings: „Es ist nicht vor dem Kindergarten aufgestellt, sondern außerhalb des Einzugsgebietes.“
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Rathaussprecher David Hennig sagt auf WAZ-Anfrage: „Zum Thema Hol- und Bringverkehr im Zusammenhang mit der städtischen Kita gibt es bei der Stadtverwaltung aktuell keine Beschwerdelage. Das Ordnungsamt hat jedoch zugesichert, sich die Situation in den kommenden Tagen in den Morgenstunden vor Ort anzuschauen.“ Der Standort des Verkehrsdisplays solle ebenfalls geprüft werden.
Die Betreuungsstätte ging am 1. Januar 2022 an den Start. Sie ist zweigruppig organisiert und hat 50 Plätze für Mädchen und Jungen im Alter von drei bis sechs Jahren.
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„Die generelle Situation in dem Bereich der Kita stellt sich jedoch auch nach dem Umbau nicht anders dar als vorher: Bereits vor Einrichtung der Fahrradschutzstreifen durfte in diesem Bereich nicht geparkt bzw. gehalten werden“, bekräftigt Hennig. Bereits in der Vergangenheit habe hier ein absolutes Halteverbot gegolten. Der Verwaltungssprecher bestätigt: „Korrekt ist, dass im Umfeld Haltemöglichkeiten in diesem Bereich durch die Umbaumaßnahme weggefallen sind.“ Darüber seien auch Beschwerden aus der Anwohnerschaft an die Stadtverwaltung herangetragen worden.
Zum Hintergrund
David Hennig, Sprecher der Stadtverwaltung, erklärt: „Die Holthauser Straße ist eine kommunale Alltagsroute im Radverkehrsnetz der Stadt und im Rahmen des Radverkehrskonzeptes als Netzlücke identifiziert worden. Auf der etwa acht Meter breiten Fahrbahn waren im Bestand lediglich die beiden Fahrspuren durch eine Mittelmarkierung getrennt.“
Die zulässige Höchstgeschwindigkeit habe – trotz mehrfacher Anfragen aus der Bürgerschaft – aus rechtlichen Gründen bislang bei 50 Stundenkilometern gelegen. Die Holthauser Straße sei nämlich auch für den Kfz-Verkehr eine wichtige Hauptverkehrsstraße mit einem Aufkommen von rund 10.000 Fahrzeugen pro Tag.
„Im Zuge der Fahrbahndeckensanierung als Folge der notwendigen Kanalbaumaßnahme bestand kurzfristig die Möglichkeit, die Netzlücke für den Radverkehr durch Einrichtung von beidseitigen Schutzstreifen mit einer Regelbreite von 1,50 Metern zu schließen. Somit wurde eine deutliche Verbesserung für den Radverkehr ermöglicht“, so Hennig.
Die Verwaltung habe nach Ausarbeitung des Planungsvorschlags diesen dem Runden Tisch „Nachhaltige Mobilität“ vorgestellt. Dabei sei explizit die Abwägungsentscheidung hinsichtlich des ruhenden Verkehrs zulasten der Anwohnerschaft und zugunsten aller Verkehrsteilnehmer thematisiert worden. Der Stadtsprecher: „Durch den Runden Tisch erfolgte ein positives Votum für die Maßnahme.“
„Diese Entscheidung wurde aber zur Förderung des Radverkehrs ganz bewusst getroffen“, stellt Hennig klar. Die Fachleute hätten bei der Planung in Bezug auf das im Bestand damals zulässige Parken am Fahrbahnrand eine klare Abwägungsentscheidung vornehmen müssen: „Eine Beibehaltung der Parkbereiche für die Anwohnerschaft stand gleichzeitig einer durchgängigen Radverkehrsführung, die für alle Verkehrsteilnehmenden in der Holthauser Straße wirksam ist, entgegen.“
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Mit Einrichtung der Schutzstreifen habe sich die nutzbare Fahrbahnbreite von acht Metern für den Kfz-Verkehr auf fünf Meter Kernfahrbahn reduziert. Der Schutzstreifen dürfe nur im Bedarfsfall (z. B. Bus) überfahren werden. Hennig führt aus: „Auch wenn Parkmöglichkeiten weggefallen sind, gibt es weitere Parkkapazitäten auf den angrenzenden Grundstücken und im Umfeld der Holthauser Straße. Der Parkraum wurde nach Aussage der Fachleute in der Vergangenheit auch nie ausschöpfend genutzt.“
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Dass regelmäßig ihre Fahrzeuge auf der Straße abgestellt hätten, „erzeugte Engstellen im Fahrbahnraum, die sowohl für den Kfz-Verkehr, als auch insbesondere für die Radfahrer Konfliktpunkte darstellten.“ Dieses Spannungsfeld habe entschärft werden können.
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„Um die Verkehrssicherheit aller Verkehrsteilnehmenden zu erhöhen, wurde außerdem die zulässige Höchstgeschwindigkeit nach Abstimmung mit der Straßenverkehrsbehörde auf 40 Stundenkilometer heruntergesetzt. Vor der städtischen Kindertagesstätte wurde das Tempo auf 30 Stundenkilometer gesenkt. Eine Temporeduzierung war auch eine Forderung der Anwohner. Eine Anordnung war jedoch nur im Verbund mit einem Schutzstreifen möglich.“
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Die Verwaltung habe den gesetzlichen Auftrag, ihre Infrastruktur verkehrssicher und besonders mit Blick auf schwächere Teilnehmer umzubauen. Hennig unterstreicht: „Die Einrichtung einer Radverkehrsführung auf der Holthauser Straße entspricht zudem klar dem Auftrag des Rates der Stadt Gladbeck an die Verwaltung, den Radverkehr gemäß des Radverkehrskonzeptes 2025 zu fördern.“