Gladbeck. Die Vonovia will Mieter vor hohen Gaskosten „schützen“. Die maximal mögliche Heiztemperatur wird teils abgesenkt. Die GWG setzt auf Solidarität.

Große Wohnungsunternehmen ziehen angesichts der Energiekrise und explodierenden Gaspreisen die Notbremse. Die Vonovia hat jetzt angekündigt, für ihre Mietwohnungen, auch in Gladbeck, die individuellen Heizmöglichkeiten zu beschränken. Die Gladbecker Wohnungs-Gesellschaft (GWG) setzt auf die Eigeninitiative ihrer Mieter und appelliert daran, solidarisch mitzuhelfen, Energie zu sparen. GWG-Geschäftsführer Stephan Patz warnt zugleich „vor lebensgefährlichen alternativen Heizmethoden“.

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In ihrer Pressemitteilung hat die Vonovia am Montag mitgeteilt, auch „zum Schutz der Mieterinnen und Mieter“, möglichst viel Gas in den Beständen (in Gladbeck rund 2700 Wohnungen) einsparen zu wollen. Denn der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) prognostiziere angesichts der drastisch gestiegenen Preise auf dem Energiemarkt Mehrkosten, „die sich für einen Vierpersonenhaushalt auf bis zu 5000 Euro belaufen können“. Der „Mieterschutz“ der Vonovia bedeutet konkret, dass das Unternehmen ab Beginn der Heizsaison (in der Regel 1. Oktober) die Gas-Zentralheizungen in den Mietshäusern auf Nachtabsenkung einstellt. Deutschlandweit werden gut die Hälfte der Vonovia-Häuser mit Gaszentralheizungen versorgt, die alle mit Außentemperatur-Steuerung arbeiten.

Die Nachtabsenkung kann bis zu acht Prozent des Heizaufwands einsparen

Stephan Patz ist der neue Geschäftsführer der Gladbecker Wohnungs-Gesellschaft (GWG). Er warnt vor gefährlichen alternativen Heizmethoden.
Stephan Patz ist der neue Geschäftsführer der Gladbecker Wohnungs-Gesellschaft (GWG). Er warnt vor gefährlichen alternativen Heizmethoden. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Bedeutet im Klartext: „Die maximale Heizungsleistung wird zwischen 23 und 6 Uhr auf 17 Grad reduziert.“ Durch die Nachtabsenkung könnten bis zu acht Prozent des Heizaufwands eingespart werden. „Die Warmwasserversorgung ist davon aber nicht betroffen“, so Pressesprecher Matthias Wulff. So gebe es keine Einschränkungen beim Duschen oder Baden. Die Vonovia werde aber selbst zur Einsparung gemäß der Energieeinsparverordnung der Bundesregierung „gezwungen“ und teilt mit, dass für die Büro- und Verwaltungsstandorte während der Herbst- und Wintermonate eine Absenkung der Raumtemperatur auf 19 Grad vorgesehen sei. Zudem biete Vonovia ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weiterhin die Möglichkeit, ihre Bürotätigkeit von zuhause aus zu erledigen, sofern es die Arbeitsabläufe zulassen.

Bei der Gladbecker Wohnungs-Gesellschaft wird der Großteil der rund 1700 Mietwohnungen, die das Unternehmen im Stadtgebiet im Bestand hat, „mit Erdgas-Zentralheizungen versorgt und nur einige wenige beispielsweise mit Fernwärme“, so Stephan Patz im Gespräch mit der WAZ. Der Geschäftsführer sagt, dass durch Netzentgeltkosten und Gasumlage die Gasversorgung teurer werde – und kündigt dazu Bekanntmachungsschreiben an, „die in den nächsten Tagen an die Mieter versendet werden“. Er kann zugleich beruhigen, dass die GWG durch den laufenden Vertrag mit der ELE bis zum Jahresende vor drastischen Gaspreiserhöhungen geschützt sei. Zu welchen Preisen das Gas für 2024 und 2025 beschafft werden könne, sei derzeit nicht abzusehen. „Fakt ist aber, dass dann schon von einer drastischen Verteuerung auszugehen ist“, so Patz.

GWG-Chef sagt, dass niemand in seiner Mietwohnung frieren müsse

Der richtige Dreh am Heizungs-Thermostat hilft Energie und Kosten einzusparen.
Der richtige Dreh am Heizungs-Thermostat hilft Energie und Kosten einzusparen. © funkegrafik nrw | Anda Sinn

Sein Appell, um die Kosten zu begrenzen: „Gemeinsam solidarisch Erdgas und Energie zu sparen, indem der individuelle Verbrauch durch Absenken der Raumtemperaturen eingeschränkt wird.“ Wer nur einen Grad weniger heize, „spart etwa sechs Prozent der Energiekosten“. Die GWG habe dazu Empfehlungen (siehe Grafik). Keiner müsse frieren, in Wohn- und Kinderzimmern reichten 20 bis 22 Grad aus, in der Küche 16 bis 18 Grad oder im Schlafzimmer 15 bis 18 Grad. In Abwesenheit und nachts empfiehlt Stephan Patz, alle Raumtemperaturen abzusenken „und die Temperatur auf 15 bis 17 Grad herunter zu drehen“.

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Der GWG-Chef sorgt sich, „dass Bürger, in der Absicht Heizkosten einzusparen, zu alternativen Heizmethoden greifen, die lebensgefährlich sein können“. Zum Beispiel, alte Elektroheizlüfter aus dem Keller zu kramen, die satte 2800 Watt Strom ziehen und wenig zu Einsparungen beitragen. Bei mehreren zugleich betriebenen Geräten oder alter Elektroinstallation könne es „zu Überlastungen und schlimmstenfalls Kabelbränden kommen“. Deutlich zu warnen sei auch vor dem Betrieb von Gartengrills, Außenheizstrahlern oder Propanbrennern mit Gasflaschen in der Wohnung. „Umstürzende Geräte können schnell Brände auslösen“, so Patz. Durch einen Defekt unbemerkt austretendes Gas könne zum explosiven Gemisch werden. Außerdem werde durch den Verbrennungsvorgang im Wohnraum Sauerstoff minimiert und Kohlendioxid angereichert, so dass die vermeintlich günstige Heizalternative im Schlaf zum Erstickungstod führen könnte.