Gladbeck . Melis Bilici wird am Samstag beim Appeltatenfest ihr Zepter weiterreichen. Für die junge Frau aus Gladbeck endet dann eine ganz besondere Zeit.
Es sind nur noch wenige Stunden – dann wird Melis Bilici das Zepter weitergeben müssen. Denn am Samstag wird die neue Appeltatenmajestät in Gladbeck erkoren, am Sonntag schließlich wird sie gekrönt. Für Melis Bilici, die nicht nur als jüngste, sondern auch als diejenige mit der längsten Amtszeit in die Geschichte eingehen wird, endet dann eine ganz besondere Zeit.
„Je näher der Abschied rückt, desto härter wird es“, sagt die 25-Jährige. Wenn man drei Jahre das Amt inne hat, habe man noch einmal eine ganz andere Bindung, ist Bilici überzeugt. Denn wegen der Corona-Pandemie und dem damit verbundenen Ausfall bzw. abgespeckten Appeltatenfest blieb die Gladbeckerin drei statt dem üblichen einem Jahr in Amt und Würden.
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Melis Bilici sammelte als Appeltatenmajestät Erfahrungen, die sie sonst nie gemacht hätte
Auf diese Zeit aber blickt die Gladbeckerin, die Soziale Arbeit in Dortmund studiert, mit großer Begeisterung zurück. „Das war total meins“, sagt sie mit voller Überzeugung. Und so fällt ihr auch der Abschied sehr schwer. „Es tut schon ein bisschen weh.“ Gerne hätte sie noch ein viertes oder fünftes Jahr als Appeltatenmajestät drangehängt. „Ich könnte das ewig machen.“ Denn sie habe Erfahrungen sammeln können, die sie sonst nie gemacht hätte. „Wenn man das Ornat und das Körbchen trägt, löst das bei vielen Menschen etwas aus.“
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Ganz besonders in Erinnerung geblieben ist ihr da etwa eine ihrer ersten Amtshandlungen, ein Besuch in einem Seniorenheim. Anlässlich des Nikolausmarktes besuchte sie die dort lebenden Männer und Frauen und verteilte Äpfel. „Das war so besonders. Die älteren Menschen haben mich mit leuchtenden Augen angesehen. Sie haben sich so gefreut, dass für sie jemand vorbeigekommen ist.“ Sie wollten Fotos mit der jungen Frau machen, Corona gab es damals noch nicht. „Das war so herzlich und schön.“ Doch dann brach die Pandemie aus, und nichts war mehr wie es war – auch für die Appeltatenmajestät nicht.
Aus den vielen Erinnerungen ist ein Album entstanden
Dennoch erlebte Melis Bilici aufgrund ihres Amtes viele Premieren: „Ich war das erste Mal auf einem Schützenfest“, berichtet sie. Ihr Besuch war eigentlich nur für einen Tag geplant, doch die Vereinsmitglieder luden sie spontan auch für die anderen zwei Tage ein – und die 25-Jährige nahm die Einladung an. „Als Appeltatenmajestät wird man von den Menschen ganz anders empfangen“, stellte sie über die Zeit fest. Erwartungen an das Amt hatte sie zuvor nicht. „Als ich mich beworben habe, wusste ich gar nicht, was eine Appeltatenmajestät alles macht.“
Erinnerungen an ihre vielen Begegnungen hat Melis Bilici in Form von Zeitungsartikeln, Einladungen, Fotos und Blüten von Blumensträußen in einem Album gesammelt. Jedes Mal hat sie eine kleine Notiz dazu geschrieben. „So kann ich jede Veranstaltung in meinem Kopf noch einmal aufrufen.“
Ihrer Nachfolgerin legt Melis Bilici besonders einen Rat ans Herz
Schlechte Erfahrungen hat Bilici in der Zeit keine einzige gemacht – im Gegenteil. Vermisst hat sie dennoch, dass sie wegen Corona ein Jahr fast gar keine Termine wahrnehmen konnte. „Dieses Jahr hätte ich gerne auch noch gefüllt.“ Schwierig war oft auch die Distanz, die sie gerade zu Seniorinnen und Senioren aufgrund des Virus’ halten musste.
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Auch wenn der 25-Jährigen der Abschied nun schwerfällt, und sie es richtig auskosten möchte, wenn sie am Samstag das letzte Mal ihr Ornat tragen wird: Die Tradition soll mit ihr natürlich nicht enden. „Als die erste Majestät gekrönt wurde, war ich noch nicht einmal auf der Welt.“ Der nächsten Majestät möchte sie auf jeden Fall etwas mitgeben können. „Ich durfte in den drei Jahren jetzt so viele Erfahrungen sammeln, und das möchte ich gerne weitergeben.“ Auch ihr seien immer Tipps und viel Unterstützung von den Ehemaligen gegeben worden – auch, wenn selbst dieser Kontakt aufgrund der Corona-Einschränkungen etwas reduziert war. Bilicis größter Ratschlag an ihre Nachfolgerin: Alles mitnehmen, was geht. „So eine besondere Zeit hat man nur einmal im Leben.“