Gladbeck. Die Geschichts-AG des Riesener-Gymnasiums zeichnete die Geschichte des Jovyplatzes in Gladbeck nach. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Wie wurde der Jovyplatz zu dem, was er heute ist? Wie spiegelt sich hier die Stadtgeschichte wider? Und wer war eigentlich dieser Jovy? Mit diesen und weiteren Fragen rund um den Jovyplatz beschäftigte sich die Geschichts-AG des Riesener-Gymnasiums. Über Monate recherchierten die Schülerinnen und Schüler im Stadtarchiv, führten Interviews und lernten das technische Knowhow von Kameraführung über Beleuchtung bis zum Schnitt. Das Ergebnis ist ein professionell anmutender Dokumentarfilm, der am Freitag Premiere feierte.

Seit Juni 2021 haben sich die 15 Schüler der Klassen acht bis zehn mit dem direkt gegenüber des Gymnasiums liegenden Jovyplatz und seinen angrenzenden Gebäuden beschäftigt – nach dem Unterricht und auch in den Sommerferien. Dabei betrachten sie den Platz als „Spiegelbild der Stadtgeschichte“ und zeigen im etwa halbstündigen Film den Jovyplatz von seinen Anfängen in den 1920er Jahren bis heute. So erklären die Schüler, wie aus einer Brachfläche in Gladbeck eine grüne Oase wurde, warum in den 1970er Jahren dort Flamingos wohnten und was nun der erste Gladbecker Oberbürgermeister Michael Jovy damit zu tun hat. Auch ein Blick in einige der angrenzenden Gebäude konnten die Geschichtsbegeisterten werfen: So zeigen sie in ihrem Film die alten Gefängniszellen der Polizeiwache oder die neu gestalteten Räume im ehemaligen Finanzamt, in dem heute das Kreativamt sitzt. Beeindruckende Luftaufnahmen und Interviews mit Zeitzeugen runden den Film ab.

Das AG-Team filmte auch mit einer Kameradrohne aus der Luft

Geschichts-AG vor Publikum: Journalistin und Mediencoach Jeanette Kuhn (r.) interviewte die stolzen Filmemacher bei der Premiere der Doku „Jovyplatz“.
Geschichts-AG vor Publikum: Journalistin und Mediencoach Jeanette Kuhn (r.) interviewte die stolzen Filmemacher bei der Premiere der Doku „Jovyplatz“. © Anna Kirsten | Anna Kirsten

Die Idee zur Dokumentation stammt von Marc Jung, Miteigentümer des Kreativamts und geschäftsführender Gesellschafter der C4C Group, die die AG unter anderem mit einer Kameradrohne ausgestattet hat. Jung sagt, ihm habe es am Herzen gelegen, den Platz und die umliegenden Gebäude einmal „von außen und aus neuer Perspektive“ betrachten zu lassen. Anlass dazu sei auch das 100-jährige Bestehen des ehemaligen Finanzamt-Gebäudes im kommenden Jahr, das heute das Kreativamt beheimatet.

Ein Film für die Stadtgesellschaft

Die Geschichts-AG hat den Dokumentarfilm dem Stadtarchiv übergeben, wo er für die Stadtgesellschaft aufbewahrt wird. Zudem soll der Film zukünftig auf den Webseiten der Stadt, des Kreativamts und des Riesener-Gymnasiums zu sehen sein.

„Der Film ist für die Öffentlichkeit bestimmt“, betont Ideengeber Marc Jung vom Kreativamt. Derzeit sei man in Gesprächen etwa mit Senioreneinrichtungen, um dort Filmvorführungen zu arrangieren. „Der Film ist noch mal besonders interessant für Menschen, die die verschiedenen Phasen des Jovyplatzes miterlebt haben“, so Jung.

Zwar haben die Schüler den Dokumentarfilm in vielen Teilen selbst realisiert, standen hinter der Kamera, saßen im Schnitt und haben die Texte eingesprochen. Ganz ohne Unterstützung ging es dann aber doch nicht. Allen voran hat AG-Leiter und Geschichtslehrer Dr. Jörg Judersleben das Projekt mitgestaltet. „Am Anfang war noch gar nicht klar, dass wir daraus eine große Dokumentation machen und hier heute einen Film präsentieren“, so Judersleben. Für das filmerische Knowhow und die Produktion standen Jeanette Kuhn und Ferdinand Fries, freie Journalisten und Mediencoaches, mit Rat und Tat zur Seite. Dass in einem Film über den Jovyplatz auch der Verein für Orts- und Heimatkunde berät, versteht sich fast von selbst.

Den Schülern hat es Spaß gemacht und die Zuschauer sind beeindruckt

Für die Schüler war das Projekt eine neue Erfahrung, die man im normalen Unterricht nicht machen würde. So berichtet etwa Greta, von ihrem ersten Interview: „Ich war sehr aufgeregt. Aber es hat Spaß gemacht, so viel Neues auszuprobieren“. AG-Kollege Veit ergänzt: „Geschichte ist eins meiner Lieblingsfächer und ich wollte mehr über den Platz erfahren. So eine Dokumentation habe ich noch nie gemacht.“

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Die Dokumentation „Jovyplatz“ wurde von Initiator und Kreativamt-Chef Marc Jung an Kulturdezernentin Linda Wagner (r.) für das Stadtarchiv Gladbeck übergeben.
Die Dokumentation „Jovyplatz“ wurde von Initiator und Kreativamt-Chef Marc Jung an Kulturdezernentin Linda Wagner (r.) für das Stadtarchiv Gladbeck übergeben. © Anna Kirsten | Anna Kirsten

Am Ende der Filmpremiere sind sowohl Mitwirkende als auch Zuschauer vom Film begeistert: „Ich finde den Film wirklich toll. Es ist beeindruckend, wie das Material nach dem Schnitt wirkt“, findet Judersleben und lobt stolz die Professionalität des Films. Schülerin Greta findet, „der Film ist echt super geworden. Es ist schön, das noch mal alles zusammen zu sehen.“ Zuschauerin Ruth Kögel zeigt sich beeindruckt: „Der Film war wirklich interessant. Wahnsinn, was die auf die Beine gestellt haben.“ Und selbst für eingefleischte Gladbecker gibt es an diesem Abend neue Erkenntnisse: „Ich bin früher oft an diesem Platz vorbeigelaufen, auch an den Flamingos. Ich war auch mal im alten Finanzamt, wegen der Steuer - und auch mal im Polizeirevier. Aber dass der Platz nach dem ersten Oberbürgermeister benannt ist, das war mir neu“, so Zuschauer Sascha Kögel.