Gladbeck. Beim Schützenfest am Samstag in Gladbeck bemängelte der KOD Verstöße gegen Hygienevorschriften. Nach hitzigen Debatten übernahm die Polizei.

Es war im Grunde eine gelungene, fröhliche Feier mit umfangreichem Hygienekonzept: das erste Schützenfest nach dem Corona-Lockdown vergangenes Wochenende auf der Festwiese in Alt-Rentfort. Nun aber wird deutlich, dass bei der Einhaltung der Vorschriften nicht alles ganz rund lief. Und ein Polizeieinsatz am Samstagabend sorgt im Nachgang für Irritationen.

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Das war die Ausgangssituation: Das vom Gesundheitsamt des Kreises Recklinghausen als Aufsichtsbehörde genehmigte Hygienekonzept sah als Einlassvoraussetzung für die Teilnehmer der Schützenparty vor, nachweislich genesen oder geimpft zu sein, oder einen gültigen Bürger-Schnelltest zu haben. Nachteil dabei, dass bei diesem Volksfest so keine Ansammlungen oder Tanz vor der Bühne zulässig waren. Bei einem teureren PCR-Test als dritter Zugangsmöglichkeit wäre dies möglich gewesen.

Kräfte des Ordnungsamtes kontrollierten die Einhaltung der Hygienevorschriften

Menschenansammlung vor der Bühne auf dem Festplatz der Schützen in Rentfort bei dem Auftritt von Anna-Maria Zimmermann. Ein Handyvideo zeigt, dass nicht alle Festbesucher die Maskenpflicht korrekt umsetzen.
Menschenansammlung vor der Bühne auf dem Festplatz der Schützen in Rentfort bei dem Auftritt von Anna-Maria Zimmermann. Ein Handyvideo zeigt, dass nicht alle Festbesucher die Maskenpflicht korrekt umsetzen. © Screenshot | NN

Der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) der Stadt Gladbeck war auf der Schützenparty am Samstag mit drei Kräften zur Überwachung der Hygienevorschriften im Einsatz. Dies sei keine verschärfte Kontrolle gewesen, „sondern eine übliche Einsatzstärke bei einer Großveranstaltung mit bis zu 600 Gästen“, so Christiane Schmidt, Kommunikationschefin der Stadtverwaltung. Mit steigender Stimmung versammelten sich dann gegen 21 Uhr doch zunehmend mehr Festbesucher vor der Bühne, die die Band ausgelassen feierten. Man habe versucht, dem entgegen zu wirken, auch Durchsagen gemacht, sagt Schützenkönig Christoph Schwan, zugleich Vorsitzender des veranstaltenden Schützenvereins Rentfort 1898.

Offensichtlich gelang dies aus Sicht des KOD nicht ausreichend, so dass es zu wiederholten Diskussionen mit protestierenden Schützen kam, die sich aufheizten. Ein Streifenwagen der Polizei fuhr dann laut Bericht des KOD gegen 22.30 Uhr am Festplatz an der Johowstraße vor. Gerüchten, dass diensthabende Polizisten von Bekannten aus den Reihen der Schützen direkt angerufen worden sein könnten, um den KOD los zu werden, widerspricht Christoph Schwan energisch. „Von uns hat keiner die Polizei angerufen.“

Streifenwagenbesatzung aus Bottrop habe „die Maßnahme übernommen“

Der Vorsitzende des Schützenvereins Rentfort 1898 und neue Schützenkönig, Christoph Schwan, widerspricht Gerüchten: „Keiner unserer Schützen hat die Polizei angerufen und um Hilfe gebeten.“
Der Vorsitzende des Schützenvereins Rentfort 1898 und neue Schützenkönig, Christoph Schwan, widerspricht Gerüchten: „Keiner unserer Schützen hat die Polizei angerufen und um Hilfe gebeten.“ © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Das bestätigt Ramona Hörst von der Pressestelle der Polizei Recklinghausen. „Unser Einsatzprotokoll belegt, dass der Leitstelle via 110 um 22.13 Uhr eine Ruhestörung über richtig laute Musik, anscheinend aus einer Gaststätte an der Eikampstraße, gemeldet wurde.“ Eine Streifenwagenbesatzung mit vier Beamtinnen und Beamten der Einsatzwache Bottrop habe den Einsatz gegen 22.40 Uhr wahrgenommen. Vor Werner’s Pub hätten sie schließlich festgestellt, dass die Musik vom wenige hundert Meter entfernten Festplatz ausging, zu dem die Streife dann gefahren sei, so Hörst.

Zum weiteren Verlauf gibt es widersprüchliche Aussagen von Polizei und KOD. Vor Ort hätten die Beamten dann mit dem KOD gesprochen, der mitgeteilt habe, mit der Überprüfung des Hygienekonzeptes beauftragt zu sein, berichtet Ramona Hörst. Der KOD habe zudem mitgeteilt, dass es bereits wegen einiger Ermahnungen verbale Konflikte gegeben habe. Die Polizeibeamten hätten sich selbst einen Überblick verschafft und der KOD habe die Veranstaltung verlassen. „Eine konkrete Aufforderung dazu gab es nicht“, sagt Hörst. „Das haben die Kollegen vom KOD anders dargestellt“, so Christiane Schmidt. Die Polizei habe ihnen klar gesagt, „dass die Maßnahme jetzt von ihnen übernommen wird“ und der KOD habe es so verstanden, dass er damit quasi entlassen sei.

Polizisten haben auf der Festwiese „keine Maskenpflichtverstöße feststellen können“

Andere Regeln für Kulturveranstaltungen

Als Kritik zu den Kontrollen des Ordnungsamtes auf dem Schützenplatz wurde auch das Open-Air-Konzert am Kotten Nie am 25. August benannt. Hier zeigt ein Foto im Sozialen Netzwerk, dass die Besucher dicht an dicht ohne Schutzmasken vor der Bühne stehen.

Hier müsse zwischen den Veranstaltungen unterschieden werden, so die Aussage der Pressestelle der Stadt. Das Schützenfest sei als Volksfest mit Hygienekonzept deklariert worden, werde dann ebenso vom Ordnungsamt kontrolliert wie das nahende Appeltatenfest.

Die Veranstaltung am Kotten Nie habe als Kulturveranstaltung auf privatem Grund stattgefunden. Ein Hygienekonzept müsse der Veranstalter gemäß der allgemein geltenden Corona-Schutzbestimmungen vorhalten - in eigener Verantwortung, so die Stadt.

Laut Information der Einsatzkräfte, so Hörst weiter, hätten die Polizisten bei einem Gang über die Festwiese keine Maskenpflichtverstöße feststellen können. Die teilweise aufgeheizte Stimmung hätte in einigen Gesprächen beruhigt werden können. Ramona Hörst: „Der polizeiliche Einsatz wurde gegen 23.30 Uhr beendet“. Dann müssten die Polizisten den Auftritt von Stargast Anna-Maria Zimmermann noch mitbekommen haben, der ab 23 Uhr geplant war. Ein Video zeigt, wie im Verlauf offensichtlich fröhlich vor der Bühne gefeiert wurde, und dass einige Festbesucher im Bühnenumfeld die Maskenpflicht wohl etwas laxer interpretierten. Ob die Polizeibeamten zu diesem Zeitpunkt noch da waren, ist unklar.

Dass der KOD, der im Rahmen der Ordnungspartnerschaft im Bedarfsfall eigentlich die Polizei zur Unterstützung alarmiert, „von seinen Pflichten durch die Polizei entbunden wird, das ist bisher noch nie vorgekommen“, sagt Christiane Schmidt. Die Stadtverwaltung habe noch Bedarf, den Sachverhalt mit einem Gespräch nachzubereiten. Daran sei der Polizeibehörde angesichts der engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem Kommunalen Ordnungsdienst auch gelegen, so Ramona Hörst. Sie vermutet, dass es sich letztlich wohl „um ein Missverständnis zwischen KOD und Polizisten“ gehandelt habe.