Gladbeck. Ein Gladbecker Biologe kartiert die Bienen auf der Mottbruchhalde. Er appelliert, im Rahmen der IGA-Neugestaltung den Lebensraum zu schützen.
Mit Interesse hat Ingo Koslowski den WAZ-Bericht zu den Plänen für die neue Gladbecker Haldenwelt gelesen. Die „Braucker Alpen“ rund um die Mottbruchhalde sollen als Naherholungsgebiet thematisch gestaltet werden. Der Naturschützer ist damit aber auch besorgt. Er appelliert: „Es muss darauf geachtet werden, dass dabei der Lebensraum vieler seltener wie bedrohter Wildbienenarten nicht zerstört wird.“
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Denn die mit Grün überwachsenen Hügel, die mit dem Abraum aus einst aktiven Steinkohlezechen aufgeschüttet wurden, bieten eine ganz besondere Vegetation, die Tieren und Insekten einen neuen Lebensraum inmitten des dicht bevölkerten Ruhrgebietes schafft. Darunter die summenden Hautflügler, die es Ingo Koslowski im Besonderen angetan haben. Wildbienen, zu denen auch die Hummeln zählen (einzig die Honigbiene ist ausgeklammert). „Ich habe hier mindestens vierzehn gefährdete Arten entdeckt, die auf der Roten Liste stehen. Etwa die sehr seltene Schuppenhaarige Kegelbiene mit ihrem typischen schwarz-weißen Muster, oder die Vierbindige Furchenbiene, die vom Aussterben bedroht ist“, berichtet Koslowski.
Eine hier als ausgestorben geltende Wildbienenart auf der Mottbruchhalde entdeckt
Ein besonderes Glücksmoment sei es auch gewesen, als ihm dieses Jahr eine Bunthummel vor die Linse summte, so Koslowski. „Diese Art galt im Naturraum Westfälische Bucht als ausgestorben, und ich habe sie quasi für unseren heimischen Naturraum wiederentdecken können.“ Mit seiner Kamera ist der Biologielehrer seit einigen Jahren auf der Mottbruchlade und im mittleren Ruhrgebiet unterwegs, „um die dortigen Wildbienen-Bestände für die Neuauflage der Roten Liste NRW zu kartieren“. Die Mottbruchhalde habe sich aufgrund ihrer vielfältigen, blütenreichen Offenlandlebensräume als Hotspot der Wildbienen-Vorkommen im Stadtgebiet erwiesen.
Rund 80 der 580 in Deutschland vorkommenden Wildbienenarten (einige leben nur in Süddeutschland) konnte der Gesamtschullehrer (GE-Horst) auf der Gladbecker Halde nachweisen. Die kleine Bienenart der Schalbiene erinnert mit ihren drei Millimetern Größe eher an eine Fliege, die größten sind brummende Hummeln mit dicken Leibern. Die Arten sind eng verbunden mit den blühenden Gewächsen, die auf der Halde gedeihen. Etwa der gelbblühende Hornklee, den etwa ein Dutzend, auch ganz seltene Wildbienenarten, als Futterpflanze favorisieren. Oder den Natterkopf, den die Natterkopf-Mauerbiene ausschließlich anfliegt, um sich und ihrer Brut zu nähren.
Viele Bienen brauchen die offenen Bodenstrukturen der Halde als Lebensraum
Haldenwelt-Projektteam hat die Natur im Blick
Der Leiter der Haldenwelt-Umgestaltung, Projektmanager Achim Mirosavljewitsch-Lucyga, dankt für den Hinweis zu den Wildbienen auf den Gladbecker Halden. Der Artenreichtum sei dem Team selbstverständlich bewusst und ja auch von anderer wissenschaftlicher Seite bereits festgestellt worden.
Der Raumplaner verspricht: „Wir werden die Umgestaltung der Halden behutsam vornehmen, um den besonderen Lebensraum zu erhalten.“ Er stehe gerne zu Gesprächen über die Wildbienenpopulationen mit Naturschützer Ingo Koslowski im Projektbüro zur Verfügung.
Viele Wildbienen brauchten auch die offenen Bodenstrukturen, die die Mottbruchhalde im „Gipfelbereich“ biete. Sie legen in der Erde ihre Nistgänge an. Das blütenreiche Paradies auf der 88 Meter hohen Halde erhalte sich auch, „da die RAG bislang am Haldenkopf jährlich den Bewuchs abgemäht hat, so dass Büsche und Bäume nicht wachsen konnten, die den Offenlandcharakter verändern“, erklärt Naturfreund Koslowski.
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Er verrät, dass er seine Leidenschaft für Wildbienen über ein Buch des Autoren Dave Goulson entdeckt habe. Die Forschung wisse heutzutage auch, dass viele Wildbienenarten Pflanzen besser bestäuben als die Honigbiene. Diese zu schützen und zu erhalten sei wichtig, „letztlich auch für die Lebensmittelproduktion und Ernährung des Menschen“.
Bei der IGA-Neugestaltung der Halden könnte auch der Artenschutz optimiert werden
Daher müsse bei den geplanten Umgestaltungsmaßnahmen der Gladbecker Halden auch im Rahmen der IGA 2027 darauf geachtet werden, so Koslowski, auf die bekannten Vorkommen auch anderer Insektenarten (z.B Libelllen) Rücksicht zu nehmen und dabei möglichst auch „Optimierungsmaßnahmen für den Artenschutz durchzuführen“. Darüber wolle er gerne mit den Verantwortlichen im Gladbecker Projektbüro sprechen, so der Wildbienen-Schützer.