Das beobachtet Dr. Dieter Briese, Leiter des Umweltreferats. Er glaubt aber: Klimaschutz kann Spaß machen.

Der Klimagipfel in Kopenhagen hat begonnen. Erhoffen Sie sich mehr als bloße Lippenbekenntnisse?

Dr. Dieter Briese: Ich befürchte, dass nicht viele konkrete Ergebnisse herauskommen werden. Sollte der amerikanische Präsident aber klare Signale senden, könnte es ein Erfolg werden. Das wäre toll für den Klimaschutz. Ich bin aber skeptisch.

Alle reden vom Klimawandel. Ist der auch schon in Gladbeck angekommen?

Ja, wir haben zum Beispiel Probleme mit unseren Stillgewässern. Im Nordparkteich haben sich aufgrund der wärmeren Sommer und des Nährstoffeintrags (durch Landwirtschaft und Füttern von Enten) sogenannte Cyanobakterien, besser bekannt als Blaualgen, gebildet. Die sind giftig und nicht ungefährlich. Wir haben eine Phosphateliminierungsanlage bauen lassen, die kostet die Stadt eine Menge Geld.

Ein weiteres Beispiel: Im Sommer gibt es vermehrt Starkniederschläge. Da muss man sich überlegen, wie die Kanalisation gebaut ist, damit sie das bewältigen kann. Außerdem können wir beobachten, dass die Zugvögel immer später losziehen. Ende der 1940er Jahre sind sie im Oktober nach Süden geflogen, jetzt bleiben einige hier.

Was kann denn jeder Einzelne zum Klimaschutz beitragen?

Es fängt damit an, dass man versucht, Energie einzusparen, sich abschaltbare Steckdosenleisten kauft und die Heizung herunterdreht: Ein Grad mehr kostet schon sechs Prozent mehr Energie. Man kann auch mal das Fahrrad benutzen, da tut man auch gleichzeitig etwas für die Gesundheit. Zum Briefkasten muss man nicht mit dem Auto fahren. Eigentümer können ihre Häuser dämmen oder neue Fenster einbauen lassen. Das kostet allerdings schon mehr Geld.

Muss Klimaschutz wehtun?

Nein, er muss Spaß machen. Es ist auch ohne Komfortverlust möglich, einzusparen. Man muss es nur intelligent machen. Wenn ich die Wohnung auf 20 Grad heize statt auf 24 Grad und dafür zusätzlich das Fenster öffne, ist das kein Verzicht.

Helfen denn solche „Kleinigkeiten” weiter?

Ja klar, 75 Prozent Ihres Energieverbrauchs in der Wohnung gehen in die Heizung. Außerdem sollten Sie überlegen: Ist der Kühlschrank abgetaut, ist es ein effizientes Gerät? Auch Energiesparlampen einzusetzen bringt etwas – die Masse macht's. Ebenso sind die „Stand-By-Verluste” groß. Jeder sollte sich fragen: Muss der Computer 24 Stunden laufen? Ich empfehle immer, ein Messgerät zu kaufen und zu schauen, ob die Geräte noch Strom ziehen. Das dient auch dem Brandschutz.

Was unternimmt die Stadt?

Seit 1978 gibt es ein professionelles Energiemanagement für städtische Gebäude. Seitdem haben wir über 50 Prozent an Energie eingespart. Außerdem wurde in der Verwaltung vor drei Jahren eine Arbeitsgruppe „Klimaschutz” gegründet. Es wird zum Beispiel geprüft, wie Häuser errichtet werden müssen, damit Solaranlagen sinnvoll installiert werden können?

Bietet die Stadt den Bürgern Anreize? Für jeden gepflanzten Baum könnte es eine Entlastung geben . . .

Das ist angesichts der Haushaltslage schlecht möglich. Dafür fördern wir Hauseigentümer, die Solarkollektoren installieren. Außerdem gibt es zahlreiche Förderprogramme des Bundes, zum Beispiel was die Wärmedämmung betrifft. Ich sag' immer: Das ist nicht nur gut fürs Klima, das spart auch alles Geld.

Was tun Sie persönlich für den Klimaschutz?

Ich habe seit drei Jahren kein Auto mehr, ich fahre Fahrrad, Bus und Bahn. Meine Frau, mein Sohn und ich versuchen, umweltbewusst zu leben, zum Beispiel weniger Fleisch zu essen. Das hat auch etwas mit Klimaschutz zu tun. Energie zu sparen ist uns natürlich auch wichtig, wir nutzen Energiesparleuchten und abschaltbare Steckerleisten und beziehen Ökostrom.