Gladbeck. . Auf einem der drei Breiker Höfe lebt die Familie mit vier Generationen. Sieben Toiletten hat ehemaliger „Wetten, dass ...?“-Teilnehmer eingebaut.

Sobald Ulrich Rabe-Heise das zweifache Klappern des Bodengitters in der Einfahrt zu seinem Hof hört, fährt sein Blutdruck herunter. Denn immer, wenn er das Gitter überfährt, weiß er: „Jetzt bin ich wieder in meiner heilen Welt.“ Gemeinsam mit seiner Frau Claudia, seiner Mutter Brigitte Rabe sowie seiner Tochter und deren Familie, wohnt der 60-Jährige auf einem der drei Breiker Höfe in Zweckel. Vier Generationen auf rund 450 Quadratmetern unter einem Dach, die sich mit dem Einzug in die Idylle einen Lebenstraum erfüllt haben.

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Dabei musste die Familie lange suchen, bis sie ein Zuhause für sich und ihre Pferde fand. Denn das war oberstes Ziel: Einen Ort finden, an dem Mensch und Tier gemeinsam leben können. „Zehn Jahre hat es gedauert, bis wir 2010 zufällig im Internet den Hof gefunden haben“, erzählt Rabe-Heise. „Unser Schlafzimmer liegt in Hufweite zu den Boxen der Tiere, jede Nacht können wir sie hören.“

Für den Jüngsten gibt es ein Pony

Und für den Jüngsten, Enkel Samuel (1), gibt es inzwischen ein Pony. Ein Küsschen bekommen aber alle drei Pferde von dem Jungen. Auch füttern darf er sie schon, ganz vorsichtig hält er ihnen dann seine flache Hand hin. „Es gibt keine lieberen Tiere als Pferde“, ist Samuels Opa überzeugt. Er selbst hat seit 30 Jahren eine eigene Firma, „immer viel Stress“ und bei den Pferden die Möglichkeit abzuschalten. „Bei den Tieren zu sein, ist pure Entspannung.“

Ein Blick in den Wohnraum von Claudia Heise und Ulrich Rabe-Heise. Einst war dies der Pferdestall mit vier Boxen.
Ein Blick in den Wohnraum von Claudia Heise und Ulrich Rabe-Heise. Einst war dies der Pferdestall mit vier Boxen. © Joachim Kleine-Büning

Nachdem die Familie das Haus von dem Sohn eines Hufschmieds gekauft hatte, informierte sie sich im Stadtarchiv über die Geschichte des Hofs. „Die beginnt bereits im 8. Jahrhundert, unser Haus, so wie es heute steht, wurde 1807 als Hof Droste gebaut.“

Sieben Toiletten im Haus

Viel Arbeit steckte Maurer- und Betonbaumeister Ulrich Rabe-Heise in den Umbau des Wohnhauses, das aus dem Jahr 1807 stammt und zu dem rund 10 000 Quadratmeter Grundstück gehört. Er verlegte Rohre und baute Toiletten ein. Sieben Stück. Der ehemalige „Wetten, dass...?“-Teilnehmer, der Toilettentöpfe am Geräusch der Spülung erkennen wollte (und die Wette gewann), hatte noch einige Exemplare, die ihm Firmen zuvor zur Verfügung gestellt hatten. „Ich hab ein Toiletten-Faible“, sagt der Zweckeler, der es jetzt in seinem Haus nie weit bis zum nächsten Klo hat.

Einzig Hilfe von einem Fensterbauer, einem Elektriker und einem Zimmermann nahm der heute 60-Jährige bei dem Umbau in Anspruch. Auch das Ständerwerk musste zum Teil erneuert werden, da das Holz an einigen Stellen durchgefault war. Fertig ist der Umbau eigentlich bis heute nicht. „Es gibt immer etwas zu tun. Allerdings ist es auch sehr teuer.“ Als nächstes steht der Einbau eines elektrischen Tores in der Einfahrt an, so dass Enkel Samuel nicht einfach vom Hof laufen kann. „Jedes Mal, wenn wir wieder etwas Geld beisammen haben, geht es weiter.“

Das Haus steht unter Denkmalschutz

Dass die vier Generationen inmitten von Wiesen und Natur auf ihrem Hof leben können, „ist viel mehr Arbeit als man glaubt, aber auch viel schöner, als wir je gedacht haben“, sagt Claudia Heise, die als Organistin in Essen arbeitet. Riesige Bäume umgeben das unter Denkmalschutz stehende Haus.

© Rabe-Heise

Neben Kastanien gibt es dort auch eine imposante Linde, die bereits auf Ansichten des Gebäudes von 1938 als riesiger Baum zu sehen ist. „Wir empfinden Natur hier völlig anders“, sagt Ulrich-Rabe. Ein ganz anderes Verhältnis habe er dort zu den Bäumen oder dem Rasen. „Es ist, als ob die Bäume meine Kumpels wären.“

Das Zusammenleben erfordert auch Rücksichtnahme

Obwohl Claudia Heise und ihr Mann sowie deren Tochter Alice und ihre Familie jeweils eine eigene Wohnung in dem Haus haben, und auch Ulrich Rabe-Heises Mutter zwei eigene Zimmer bewohnt: Das Zusammenleben der vier Generationen erfordert viel Rücksichtnahme. „Hauptsache ‘Ich’ funktioniert hier nicht“, so Rabe-Heise. Die Tiere müssten gefüttert, seine Mutter versorgt werden. Oft essen alle gemeinsam am großen Tisch im Wohnbereich des Ehepaars. „Die junge Generation kann aber auch mal nur für sich sein, hat zum Beispiel einen eigenen Garten.“

Toll finden es aber die beiden Großeltern, wenn Samuel einfach an die Tür klopfen kann und schon bei den beiden in der Wohnung steht. „Er ist nicht zu Besuch bei uns“, freut sich Claudia Heise, „er lebt mit uns.“