Das Kraftwerk Scholven dominiert bei der Tour entlang der Außenlinien im äußersten Norden.Die längste Etappe der Grenzwanderung. Zwei Drei-Städte-Ecke dabei

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© WAZ

Ganz hoch im Norden der Stadt, so kommt es einem vor, küsst die Industrie die Natur: Nirgendwo sonst in Gelsenkirchen rücken sich die beiden so arg auf den Pelz wie hier. Vom nördlichsten Zipfel des Stadtgebietes - einem Feldweg schon nahe Altendorf-Ulfkotte - ist dies besonders gut zu beobachten. Beim Blick Richtung Süden recken sich die Schlote des Kraftwerks Scholven in den Himmel, kleine weiße Wölkchen entschlüpfen ihnen in den blauen Himmel, flankiert von den Kühltürmen. Daneben, eher bescheiden, ist die Silhouette des BP-Werkes auszumachen. Und dazwischen thront die wuchtige Halde Scholven, mit 204 Metern über NN der höchste Punkt des Reviers. Davor Felder - so weit das Auge reicht.

Die Grenzwanderer staunen an diesem milden, sonnigen Herbstmorgen. "Das ist Scholven", schwärmt Pastor Norbert Schroers, der die WAZ auf der 5. Etappe ihres Snatganges begleitet, als die Grenzgänger - ganz in der Nähe des Dreistädteecks GE/Marl/Dorsten - ihre Blicke schweifen lassen. Es wird eine Etappe rund ums Kraftwerk, wie sich herausstellt. Denn das größte Kraftwerk auf dem europäischen Festland wird das Duo auf seiner Tour nicht mehr aus dem Auge verlieren.

Gestartet war die WAZ mit ihrem Begleiter - diesmal per Drahtesel - von der Brücke über die A 52 ganz in der Nähe von Haus Lüttinghof. Zu beiden hält sich in Scholven, so Pastor Schroers, seit Jahrzehnten eine Mär: Ein Opa der alteingesessenen Familie Menger wollte einst zur hl. Messe in die Lüttinghof-Kapelle, als ihn, der als "Spökenkieker" bekannt war, "Lichter über Lichter", wie er damals erzählte, dabei hinderten, seinen Weg weiterzugehen. "Jahrzehnte rätselte die Familie, welche Eingebung ihr Ahn gehabt hatte. Beim Bau der A 52 war ihnen dann alles klar." Keine Eingebung haben die Grenzwanderer, als ihnen auf dem Weg in den Nordzipfel der Stadt, ein wunderschöner Feldweg parallel zur A 52, der von der Altendorfer Straße abging, linker Hand die riesige Umspannanlage unter die Augen kommt. "Für die Anlage wurde um 1970 eigens das Stadtgebiet um einige hundert qm Richtung Norden ausgedehnt", weiß der Pastor von St. Josef. Ganz in den Klauen des Umspannwerkes (von drei Seiten umgeben) liegt der nördlichste Siedlungspunkt der Stadt: Der Hof Prost, nächster Anlaufpunkt des Duos auf seiner 10,5 km langen Strecke.

Vom Koesfeld (Schroers: "Das kommt von Kuh") gelangen die Radler ein kurzes Stück auf die Ulfkotter Straße und auf Dorstener Stadtgebiet. Dann geht's links hinein in den Sommerhofsweg - und wieder zurück nach Scholven. Vor uns liegt Oberscholven, so urwüchsig und naturbelassen wie eh und je. Schon ist das Grenzwander-Duo auf der Buerelterstraße. Die nordwestlichste Spitze des Stadtgebietes zum Drei-Städte-Eck GE-Dorsten-Gladbeck schenken sich die Wanderer und fahren Richtung Süden. Nächste Station: Kurz hinter der Querung mit der Kirchellenstraße. "Hier im Wäldchen nahe der Gasstation hat einst eine Kapelle gestanden", erzählt Pastor Schroers. Eine Grenzmarke des Kirchspiels Buer. "Sie ist im 19. Jahrhundert schon verschwunden." Weiter geht's die Buerelterstraße ("Eventuell hat der Name etwas mit Altar zu tun") unmittelbar an den Kühltürmen des Kraftwerks vorbei. Es summt und zischt. Hinter dem kleinen Wald rechts liegt die Grenze, parallel verläuft der Grenzgraben. Und "Im Winkel" nach Gladbeck stoßen wir dann auf den Scheideweg.