Gladbeck. Appartements für junge Leute und eine trendige Gastronomie mit Biergarten. So soll das Quartier am Marktplatz in Gladbeck modernisiert werden.
Seit gut drei Monaten steht das Möbelhaus Niessing am Markt in Gladbeck inzwischen leer. Doch das wird kein Dauerzustand bleiben: Längst werden im Hintergrund Visionen entwickelt, der verlassenen Großimmobilie neues Leben einzuhauchen, die vier Etagen grundlegend umzubauen, sie etwa durch modernes Wohnen und eine junge Gastronomie komplett anders und intensiv zu nutzen. Und die Stadt ist zuversichtlich, dadurch den gesamten Bereich rund um den Marktplatz aufwerten zu können.
Immerhin: Der Immobilienentwickler „Kreativ Bauen & Wohnen“ aus Schermbeck, der das Gladbecker Traditionsgebäude im Frühjahr übernommen hat, plant Investitionen von rund zehn Millionen Euro. „Das hier ist ein spannendes Thema, die Substanz des Gebäudes ist gut, die kann was – das reizt uns insgesamt“, umschreibt Geschäftsführer Matthias Korte bei einem Treffen vor Ort die Gründe für das Engagement seines Unternehmens.
Im alten Möbelhaus sollen auch Mikro-Appartements entstehen
Noch gibt es keine genauen Pläne, aber das Konzept, die Zielrichtung des Projektes steht: Ein Wohn- und Geschäftshaus mit „urbanen, smarten Stadtwohnungen“ in den drei Obergeschossen und eine gewerbliche Nutzung im Untergeschoss, die viel Publikum anziehen soll. Eventuell wird noch ein Staffelgeschoss aufs Dach des bisherigen Möbelhauses Niessing gesetzt. Auch die Fassade wird sich komplett ändern, wird „aufgebrochen“, wie es fachlich heißt. Und im Innern soll ein Lichthof über alle Etagen eingebaut werden. Korte: „Wir sind in einer guten Entwicklungsphase, die wir eng mit der städtischen Wirtschaftsförderung abstimmen.“ Peter Breßer-Barnebeck, der städtische Chef-Wirtschaftsförderer, bestätigt das: „Das ist ein extrem guter Weg, den wir hier gemeinsam gehen, und das wird eine Wahnsinnsbereicherung für den Markt.“
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Für jedes der drei Obergeschosse, so die derzeitigen Pläne, werden zehn Wohneinheiten vorgesehen, darunter eine noch nicht festgelegte Zahl von Mikro-Appartements von je rund 40 Quadratmetern, die größtenteils raffiniert und somit platzsparend möbliert werden, um die Wohnfläche optimal zu nutzen (ähnlich intelligent wie in einem Wohnmobil). Zielgruppe sind junge Leute, gern auch, so Korte, Studenten der nicht weit entfernt liegenden Westfälischen Hochschule in der buerschen Heege.
Im Erdgeschoss soll eine moderne Systemgastronomie einziehen
Alle Wohnungen – ausschließlich Mietwohnungen – werden komplett barrierefrei und damit auch für Ältere geeignet sein, die sich wohnlich kleiner setzen wollen. Sämtliche Appartements werden „smart“ ausgestattet – Dinge wie Licht, Heizung, Jalousien und anderes mehr können also komplett digital per Handy oder Tablet gesteuert und überwacht werden – müssen es allerdings auch nicht, so Korte. Grundsätzlich, versichert der Investor, soll das Gebäude nachhaltig saniert werden – etwa mit Photovoltaik sowohl auf dem Dach als auch in der Fassade, mit Wärmepumpen und energieeffizienter Fassadengestaltung. „Das ist unser Beitrag zum Klimaschutz.“ Das Haus wird zuvor komplett entkernt – „nur das Betongerüst bleibt“.
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In Endverhandlungen stecke das Schermbecker Unternehmen gerade mit dem Ankermieter fürs Erdgeschoss: Dort soll – etwa auf der Hälfte der Fläche von 500 Quadratmetern – eine „Systemgastronomie“ einziehen und auch eine Außenbewirtung auf dem Marktplatz betreiben – ein jung-modernes Tages- wie Abendrestaurant/-café. Gerade davon erhofft sich die Stadt eine Belebung des Marktplatzes. Wie die andere Hälfe der Erdgeschossfläche belegt wird, stehe noch nichts fest, so Korte.
Derzeit arbeitet ein Architekt an den exakten Plänen für das Projekt und bereitet den Bauantrag vor. Der soll im Herbst eingereicht werden. Wenn alles gut geht, könnte im nächsten Jahr 2022 Baubeginn sein, hofft Investor Matthias Korte.
Gewinn für südliche Innenstadt
Der städtische Chef-Wirtschaftsförderer Peter Breßer-Barnebeck nennt das Projekt des Immobilien-Entwicklers „Kreativ Bauen & Wohnen“ einen „Gewinn für die Innenstadt“. Hier am Markt würde nicht nur ein Leerstand vermieden, sondern mit der Gastronomie eine Angebotslücke geschlossen. Auch die „innovative Form des Wohnens“ in den Obergeschossen „tut der Stadt gut“.
Überhaupt betrachtet Breßer-Barnebeck die Entwicklung der südlichen Innenstadt mit viel Zuversicht: Das Projekt im alten Niessing-Haus, das seit einigen Jahren realisierte Jockenhöfer-Haus am alten P&C-Standort, die Sanierung des Glückauf-Centers, aber auch die Bebauung des rückwärtigen Bereichs von Niessing durch die Diakonie sowie die Neubebauung des Lueg-Geländes werteten diesen Teil der City auf.