Gladbeck. Das Möbelhaus Niessing in Gladbeck schließt im Frühjahr. Das Traditionshaus soll umgebaut werden. Umbau des Glückauf-Centers ist in vollem Gange.
Am Marktplatz in der Stadtmitte ändert sich das Stadtbild: Neben der Umgestaltung und der Sanierung des Glückauf-Centers wird auch das Möbelhaus Niessing, das Anfang nächsten Jahres schließt, komplett umgebaut. Damit verändern zwei mächtige, großflächige Einkaufsstätten in Gladbeck ihr Gesicht und werden künftig kleinteiliger genutzt. Die Stadtverwaltung erhofft sich durch eine neue Nutzung des Möbelhauses eine Belebung des Marktplatzes auch abseits der Marktzeiten und die Bildung einer „guten Achse zum neuen Glückauf-Center“, das voraussichtlich im Frühjahr wieder öffnet.
Mit dem Möbelhaus Niessing, das nach 129 Jahren als eines der ältesten Geschäfte Gladbecks voraussichtlich Ende Februar schließen wird, verliert der Gladbecker Einzelhandel eine weitere großflächige Gewerbeimmobilie. Nach WAZ-Informationen hat ein Investor aus Schermbeck die Immobilie mit seinen 5000 Quadratmeter Verkaufsfläche auf fünf Etagen gekauft. Die Verträge seien bereits unterschrieben. Übergeben wird die Immobilie zum 31. März.
Künftig nur im Erdgeschoss Einzelhandel, oben Wohnungen
Laut dem städtischen Chefwirtschaftsförderer Peter Breßer-Barnebeck hat es im Rathaus bereits erste Gespräche über ein Konzept für die zukünftige Nutzung des gut 20 Jahre alten Gebäudes gegeben. Danach soll nur noch das Erdgeschoss gewerblich genutzt werden, in den oberen Etagen entstehen Wohnungen – ähnlich wie in der Nachfolgebebauung des einstigen P&C-Hauses.
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Im Erdgeschoss wird angestrebt, mehrere kleinere Einzelhandelsgeschäfte einzurichten, eventuell auch eine Gastronomie. Breßer-Barnebeck: „Auf jeden Fall kommt es zu einer umfassenden Neunutzung und einem großen Umbau.“ Ein Bauantrag liegt der Verwaltung aber noch nicht vor. Wer der Investor ist und in welchem Umfang investiert wird, bleibt noch unklar.
Niessing hat mit dem Räumungsverkauf begonnen
Positiv ist für den Chefwirtschaftsförderer der Stadt, dass innerhalb von nur wenigen Jahren nach P&C, Karstadt und Glückauf-Center die vierte große Immobilie in der City verkauft wurde und neu genutzt wird. „Das spricht für die Qualität unserer Innenstadt.“ Gelöst werden müsse mit dem Investor allerdings noch die Frage der künftigen Parkplatz-Situation.
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Das Möbelhaus Niessing, das von dem Geschwisterpaar Ursula Zwingmann-Reuter und Ulrich Zwingmann in vierter Generation geführt wird und zehn Mitarbeiter beschäftigt, hat einstweilen mit dem Räumungsverkauf begonnen. Grund für die Geschäftsaufgabe, so Ulrich Zwingmann (54), seien notwendige, hohe Investitionen in den Brandschutz, die man mit Blick auf die Zukunft (u.a. gebe es keine Nachfolger) nicht mehr aufbringen wolle. Zwingmann betont, dass eine Insolvenz nicht der Grund für den Verkauf sei. „Im Gegenteil: In diesem Sommer haben wir so gut verkauf wie seit Jahren nicht mehr.“ Offenbar investierten die Menschen in Corona-Zeiten ihr Geld lieber in neue Möbel statt in Urlaubsreisen.
Das neue Glückauf-Center will als Mall schon Ende Februar eröffnen
Schräg gegenüber von Niessing ist im und am Glückaufcenter der Umbau bereits im vollem Gange. Dort investiert die Luxemburger Fondsgesellschaft Mimco Capital, die das 1980 eröffnete Center von der Berliner Immobilienverwaltung Jurag entwickeln und verwalten lässt. Lange stand die Immobilie nach dem Auszug von Kaufland leer.
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Bereits Anfang des Jahres war der Verkauf der Immobilie fix gewesen, im Sommer stellte der Investor seine Pläne vor. Voraussichtlich bereits Ende Februar soll mit Rewe als Ankermieter die neue „Mall“ eröffnet werden. Auch der Non-Food-Discounter „Action“ und der Drogeriemarkt Rossmann werden auf der alten Kaufland-Fläche Filialen eröffnen.
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Das Möbelhaus wurde 1892 gegründet
Mit dem Möbelhaus Niessing schließt eines der ältesten inhabergeführten Geschäfte Gladbecks für immer die Pforten. Es war 1892 von Heinrich Niessing, Urgroßvater der heutigen Inhaber, als Schreinerei gegründet worden – der Grundstock für das Möbelgeschäft, das sich schnell zu einem florierenden Unternehmen entwickelte.
Nach dem 2. Weltkrieg baute Ernst Stegerhoff, Schwiegersohn des Firmengründers, das zerbombte Haus auf und nahm Anfang der 1950er Jahre mit Tochter Gertrud und deren Mann Karl Zwingmann die nachfolgende Generation an Bord.
Nach Umbauten und Vergrößerungen errichtete Karl Zwingmann 1998 die heutige Immobilie mit 5000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Hinzu kamen im hinteren Bereich 1000 Quadratmeter Lagerfläche. Das Geschwisterpaar Ursula Zwingmann-Reuter und Ulrich Zwingmann trat gemeinsam die Nachfolge in der Geschäftsführung an.