Gelsenkirchen. Die Arbeitsagentur Gelsenkirchen lud die Schlecker-Frauen zu einem weiteren Austausch ein. Kontakt funktioniert gut. Frauen müssen sich aber wohl auf Gehaltseinbußen einstellen.

Freitag, 11.30 Uhr, Großer Sitzungssaal der Agentur für Arbeit an der Vattmannstraße: Wieder einmal haben die Arbeitsmarkt-Experten die Schlecker-Frauen aus Gelsenkirchen zu einem Treffen eingeladen. 30 von ihnen sind gekommen. Die aktuelle Situation soll besprochen werden, Stolpersteine identifiziert und beseitigt werden.

„Es passiert viel und wir haben schon einigen ihrer Kolleginnen helfen können“, fast Luidger Wolterhoff, Chef der Gelsenkirchener Agentur für Arbeit, den aktuellen Stand zusammen. Zu einem Zeitpunkt, als er noch nichts vom endgültigen Aus für die Drogeriemarkt-Kette wusste. „Vier bis sechs Stellenangebote haben alle von Ihnen schon erhalten, insgesamt haben wir 500 Stellenangebote in ihre Gruppe getragen, 400 davon sind noch offen“, führt der Agentur-Chef aus.

Neue Perspektiven aufzeige

Wer glaubt, dass es für die Frauen so einfach sein sollte, wieder neue Arbeit zu finden, irrt. „69 Stellen passen davon auf Sie. 50 sind für den Verkauf im Handel, die anderen darum herum. Zu glauben, dass diese Stellen nun eins zu eins mit ihnen besetzt werden, wäre leider sehr blauäugig. Aber deswegen bleiben wir sehr aktiv und versuchen alles, um sie bestmöglich zu betreuen.“

Eigens dafür arbeitet seit Dienstag das „Schlecker-Team“, bestehend aus drei Arbeitsvermittlern, die sich nur um die Schlecker-Frauen kümmern. „Wir haben für Sie immer ‘Tag der offenen Tür’, kommen sie einfach herein, dann können wir schnell alle Fragen besprechen“, sagt Christoph Elendt, der mit Britta Krysson und Hubertus Schmid das Schlecker-Team bildet. „Wir wollen eine persönliche Bindung zu den Frauen aufbauen, offen mit ihnen über alles sprechen“, sagt er später. Denn die Agentur-Experten wollen so den Frauen auch ganz neue Perspektiven in ganz anderen Branchen aufzeigen.

"Die Chancen stehen für viele noch immer gut"

Das Feedback der Frauen ist positiv. Der Kontakt zur Agentur scheint zu funktionieren. Doch es gibt auch Reibungsverluste. Einige Male soll eine Sanktionsandrohung bei Nicht-Wahrnehmung eines Stellenangebotes mitgeschickt worden sein. „Ein Versehen“, beteuert Wolterhoff, denn noch könnten die Frauen sehr wohl selbst entscheiden, ob sie ein Angebot annehmen würden. Außerdem, so kommt es aus den Tischgruppen, wären auch Angebote dabei, deren Stundenlohn völlig inakzeptabel sei. „Es kann nicht sein, dass sittenwidrige Stellenangebote dabei sind“, bestätigt auch Martina Peil, Geschäftsführerin von Verdi im Bezirk.

Doch Luidger Wolterhoff muss seine Zuhörerinnen auch enttäuschen. „Es sind Stellen dabei, für die Sie auf 50 Prozent Gehalt verzichten müssen. Sie haben bei Schlecker keine Reichtümer verdient, aber besser, als es leider in vielen anderen Betrieben im Handel üblich ist. Es wird schwer, bei einer neuen Stelle im Handel Ihr Gehalt zu erzielen.“

Es sind Botschaften, die die Schlecker-Frauen nicht mehr schocken können. Trotzdem sind sie alle motiviert, wollen wieder arbeiten. „Wenn wir im Handel bleiben, brauchen wir Schulungen, um mit den modernen Kassen und Computern umgehen zu können“, sagt die eine. Umfassende Bewerbungstrainings wünscht sich eine andere. Aufgeben zu wollen scheint hier keine und Wolterhoff betont: „Die Chancen stehen für viele noch immer gut“.