Stuttgart. . Um ihre Arbeitsplätze zu retten, wollen die Beschäftigten der Drogeriemarktkette Schlecker Lohneinbußen akzeptieren. Das zeigt eine Mitgliederbefragung der Gewerkschaft Verdi. Im Gegenzug soll ihnen jedoch Kündigungsschutz gewährt werden. Am Freitag entscheidet sich, ob’s überhaupt weitergeht.
Die Beschäftigten der insolventen Drogeriemarktkette Schlecker sind zur Rettung ihrer Arbeitsplätze mehrheitlich mit Lohneinbußen einverstanden. Bei einer von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi initiierten Mitgliederbefragung hätten knapp 75 Prozent der Befragten einem Sanierungsbeitrag zugestimmt, teilte die Arbeitnehmervertretung am Mittwoch in Berlin mit.
Verdi hatte dem Insolvenzverwalter von Schlecker, Arndt Geiwitz, Gehaltseinbußen von insgesamt 10,5 Prozent über drei Jahre angeboten, sofern im Gegenzug Kündigungsschutz garantiert wird. „Die Schlecker-Frauen haben bewiesen, dass sie bereit sind, größte persönliche Einbußen hinzunehmen, um ihre Arbeitsplätze zu retten“, zog Verdi-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger Bilanz unter die Mitgliederbefragung.
Bei Schlecker-Aus droht Beschäftigten Entlassung im Juli
Am Freitag wird erneut der Gläubigerausschuss von Schlecker zusammenkommen, um über die vorliegenden Übernahmegebote für den bankrotten Konzern mit noch rund 3200 Filialen in Deutschland zu beraten. Sollten bis dahin keine für die Gläubiger akzeptablen Offerten vorliegen, will Insolvenzverwalter Geiwitz den Betrieb einstellen und den Ausverkauf starten. Die verbliebenen Mitarbeiter würden dann voraussichtlich im Juli entlassen.
Geiwitz hat bereits rund 10.000 Schlecker-Beschäftigte, überwiegend Frauen, vor die Tür gesetzt, knapp die Hälfte der Entlassenen klagen dagegen. Zu den Interessenten für eine Übernahme der weiterhin Verluste schreibenden Kette hatten zuletzt der Investor Nicolas Berggruen und Finanzinvestoren gezählt. Mit zwei Investoren werde noch verhandelt, hatte Insolventverwalter Geiwitz am Freitag gesagt.
Verdi fordert notfalls Schlecker-Rettung durch Politik
Verdi pocht weiter auf eine Beteiligung bei der Investorensuche und mahnte die Geldgeber und Lieferanten zu mehr Geduld: „Auch die Gläubiger sind in der Pflicht, ihre Verantwortung für fast 15.000 Existenzen wahrzunehmen und erforderlichenfalls mehr Geduld und finanzielles Engagement an den Tag zu legen“, forderte Verdi-Vorstand Nutzenberger. Überdies sei die Politik gefordert, „durch schnelle und unbürokratische Maßnahmen“ doch noch die Möglichkeit einer Rettung offenzuhalten. Bei der Bundesagentur für Arbeit könne etwa ein Sonderfonds eingerichtet werden, um die Gehälter der Beschäftigten für die kommenden zwei Monate abzusichern und somit mehr Zeit bei der Investorensuche zu bekommen. Für Freitag kündigte Verdi eine Demonstration von Schlecker-Betriebsräten in Berlin an. (rtr)