Gelsenkirchen. Zwei arbeitslose Schlecker-Frauen haben in der Zoom-Erlebniswelt eine neue Anstellung gefunden. Für sie heißt es jetzt: Plüschtiere statt Waschmittel. Derweil läuft über die Agentur für Arbeit ein Bewerbungstraining für über 40 Kolleginnen.
Am 23. März war für etwa 80 Schlecker-Beschäftigte der letzte Arbeitstag. Die Hoffnung, sich in einer Transfergesellschaft auf den Arbeitsmarkt vorbereiten zu können, zerschlug sich schnell. Doch bei aller Wut und Trauer herrscht auch Optimismus unter den berufserfahrenen Frauen. Zwei haben bereits einen neuen Job. Am kommenden Montag haben Heike Brähmer und Barbara Zielinski ihren ersten Arbeitstag in der Zoom-Erlebniswelt.
„Ich war furchtbar deprimiert, als ich am 29. März die Nachricht erhielt, dass die Transfergesellschaft nicht zustande kommt“, erinnert sich Heike Brähmer. „Doch nur 90 Minuten später rief eine Vermittlerin der Agentur für Arbeit bei mir an, dass es eine Anstellungsmöglichkeit in der Zoom-Erlebniswelt gibt.“ Für Freitag bereits wurde die 43-Jährige, die 13 Jahre bei Schlecker gearbeitet hatte, zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Montag dann hatte sie die Gewissheit. Sie bekommt den Job im Verkaufsshop.
Als erstes kaufte sie sich neue Arbeitsschuhe. „Die brauche ich dort.“ Sie freut sich auf den neuen Job. „Ob ich nun Waschmittel oder kleine Affen verkaufe, das spielt keine Rolle. Verkauf ist Verkauf, und da weiß ich, was ich kann.“
Dienst auch am Wochenende
Durchschnittlich 27,5 Stunden arbeitet die 43-Jährige in der Woche. Bei Schlecker waren es 30 Stunden. Auch wenn der neue Job etwas schlechter bezahlt wird, sieht sie einen Vorteil. „Um 20 Uhr oder sogar später bin ich jetzt nicht mehr im Einsatz.“ Auch für samstags oder sonntags will sie sich einteilen lassen.
Zunächst ist die Stelle bis Mitte November befristet. „Wir beschäftigen neben 160 fest Angestellten etwa 70 Saisonkräfte“, sagt Marketingleiter Gerhard W. Jarszombek. Ob der Vertrag mit Heike Brähmer im nächsten Jahr erneuert werden kann, ist noch offen. Für die 43-Jährige ist entscheidend, dass sie wieder im Arbeitsrhythmus steckt.
„Sie wollen arbeiten, sind erfahren und zeigen sich flexibel“
Agenturchef Luidger Wolterhoff glaubt, dass die Hälfte aller Schlecker-Frauen innerhalb von sechs Monaten einen neuen Arbeitgeber gefunden hat. Über das wichtigste Argument für eine Anstellung verfügten alle Frauen. „Sie wollen arbeiten, sind erfahren, trugen Verantwortung und zeigen sich flexibel.“
Mitarbeiter der Agentur haben bereits gezielt Kontakte zu Firmen aufgenommen, die als Arbeitgeber in Frage kommen. Und das Handwerkszeug für die Kontaktaufnahme mit dem Arbeitgeber vermittelte die Agentur gestern Vormittag, als über 40 Frauen zum Bewerbungstraining erschienen. Für viele ist das Thema Bewerbung weit weg. Seit Jahrzehnten waren sie bei Schlecker, müssen sich jetzt von heute auf morgen auf die neue Situation einstellen.
Selbstbewusstes Auftreten und Herausstellen der eigenen Stärken seien jetzt gefragt, rät die Psychologin Sabine Liedmann. „Mit ihnen arbeiten wir gerne zusammen“, ermutigte sie die Frauen zum offensiven Umgang bei Bewerbungen. „Die sind die Eintrittskarte für den Arbeitgeber.“