Gelsenkirchen. Das Kapitel „Schlecker-Pleite“ ist längst nicht zugeschlagen. Viele der entlassenen Frauen kämpfen vor Gericht um mögliche Abfindungen. 61 Kündigungsschutzklagen gingen bisher beim Gelsenkirchener Arbeitsgericht ein. Bundesweit sollen es an die 4000 sein.
Wie ein roter Faden zog sich das Thema der Finanzierbarkeit durch die ersten Verhandlungen. Es steht längst nicht fest, welche Summe dem Insolvenzverwalter zur Verfügung steht, um die Forderungen der entlassenen Mitarbeiterinnen erfüllen zu können. Frühestens Ende Juni werden die ehemaligen Beschäftigen erfahren, wie groß ihre Erfolgsaussichten sind. Dann werden sich die vier Kammern im Arbeitsgericht wohl täglich mit den Klagen der Schlecker-Frauen beschäftigen. Zu einem Vergleich sieht sich der Insolvenzverwalter aus heutiger Sicht nicht in der Lage.
Die augenblickliche wirtschaftliche Situation von Schlecker dürfte nicht ohne finanzielle Auswirkung auf die vorhandene Masse bleiben. Die Drogeriemarktkette scheint tief in der Verlustzone zu stecken. Somit sieht selbst die Zukunft der verbliebenen Mitarbeiter nicht mehr so rosig aus. In Gelsenkirchen mussten 12 der 22 Filialen schließen. Etwa 100 Frauen hatten im Bezirk der Emscher-Lippe-Region ihre Arbeit verloren.
Vollzeitstellen gesucht
Während bundesweit nur geringe Vermittlungen gemeldet wurden, spricht die Agentur für Arbeit in Gelsenkirchen von besseren Ergebnissen. Agenturchef Luidger Wolterhoff.: „24 Frauen, die sich bei uns arbeitslos gemeldet haben, sind in Arbeit, beginnen eine betriebliche Ausbildung oder eine berufliche Qualifizierung.“
So haben neun Frauen eine Anstellung als Bürokauffrau, Kassiererin oder Reinigungskraft gefunden, zwei jobben als 400-Euro-Kraft, drei beginnen eine betriebliche Ausbildung, vier lassen sich qualifizieren oder umschulen. Bei sechs Beschäftigten zog Schlecker die Kündigungen zurück oder bot neue Arbeitsverträge an.
Schwer ist es für die Frauen, eine Anstellung zu ähnlich guten tariflichen Bedingungen wie zu Schleckerzeiten zu finden. Zwei Drittel suchen eine Vollzeitstelle, etwa die Hälfte hat eine abgeschlossene Berufsausbildung. Wolterhoff bleibt optimistisch und ist zuversichtlich, dass die meisten Frauen bis zum Herbst eine neue berufliche Perspektive gefunden haben. In der nächsten Woche will die Agentur gemeinsam mit der Gewerkschaft Verdi zum Gespräch über weitere Schritte einladen. Wolterhoff: „Wir wollen auch darüber reden, was wir noch besser machen können, um den Frauen schnell zu einem neuen Job zu verhelfen.“