Gelsenkirchen. . Der Kampf der ehemaligen Schlecker-Beschäftigten in Gelsenkirchen um neue Arbeitsplätze geht weiter.

Der Kampf der ehemaligen Schlecker-Beschäftigten in Gelsenkirchen um neue Arbeitsplätze geht weiter. Während die in Lohn und Brot stehenden Kolleginnen zu 74,6 Prozent (laut Verdi-Umfrage) auf Sonderzahlungen und drei Jahre lang auf Tariferhöhungen verzichten würden, um ihren Teil zum Abwenden einer Insolvenz beizutragen, geht es für 102 gekündigte Frauen aus dem Agenturbezirk längst um ihre neue Zukunft auf dem ersten Arbeitsmarkt.

102 Schlecker-Frauen folgten vor gut zwei Monaten dem Ruf der Agentur für Arbeit und meldeten sich im Zuge der Kündigungswelle. Gut 70 Beschäftigte kommen aus Gelsenkirchen selbst (die anderen aus Gladbeck und Bottrop) und bemühen sich seither intensiv, wieder eine Anstellung zu bekommen. Ihre Hoffnungen erhielten zwischenzeitlich bekanntlich noch einmal einen herben Dämpfer, als das Zustandekommen einer Transfergesellschaft scheiterte.

Luidger Wolterhoff, Chef der Agentur für Arbeit in Gelsenkirchen, kann den Frust darüber verstehen, ist aber der Meinung, „dass wir als Agentur das genauso können“. Und listet auf: „Drei Frauen haben wir in eine Erstausbildung vermittelt, zwölf in neue Arbeitsverhältnisse. Zwei Damen, die vorher in 400 Euro-Jobs standen und auch nichts anderes wollten, sind so neu untergebracht. Sechs andere sind bei Schlecker doch weiterbeschäftigt worden. Das sind immerhin 23 Frauen.“

An Unternehmen in Gelsenkirchen wenden

Dazu kommen noch einmal fünf, die umschulen und vier, die aus unterschiedlichsten Gründen nicht mehr arbeiten wollen. Eine geht in Rente, eine in Erziehungsurlaub und zwei haben andere Pläne.

Für den Agenturchef sind die ersten sechs Monate nach Beginn der Arbeitslosigkeit von entscheidender Bedeutung. „Da wollen wir mindestens die Hälfte wieder in Beschäftigung zu bringen.“

Um das Ziel zu erreichen, ist ein Schlecker-Team gegründet worden. Britta Krysson, Christoph Elendt und Hubertus Schmid stehen den Frauen als direkte Ansprechpartner zur Verfügung ( 164-444). Krysson: „Alle 14 Tage haben wir Beratungsgespräche von 45 bis 60 Minuten, um Bewerbungsprofile abzuklären und Möglichkeiten aufzulisten.“ Elendt ergänzt: „Außerdem können uns die Frauen jederzeit anrufen und sich mit uns beraten, etwa wenn sie sich selbstständig nach neuen Beschäftigungen umsehen und sich vorstellen wollen.“

Hubertus Schmid wird sich in den nächsten Wochen und Monaten mit den Profilen der Frauen aktiv an Unternehmen in Gelsenkirchen wenden, wenn er glaubt, dass ein Betrieb und eine Kundin zusammenpassen. Wolterhoff: „Das machen wir auch, wenn es keine offene Stelle gibt.“ Vielleicht, sagt er, habe man ja Erfolg mit dieser Stellenakquise. „Denn nur so können wir es schaffen, die Frauen in eine Beschäftigung zu bringen, ehe es zu spät ist.“

Die Quote sinkt auf 14,4 Prozent

Die Arbeitsmarktzahlen stehen für eine Verbesserung. Die Arbeitslosenquote in Gelsenkirchen sank im Mai um 0,3 auf 14,4 Prozent (Buer: minus 0,3 auf 11,8 %), dennoch warnt Agenturchef Luidger Wolterhoff: „Der Markt blüht nicht, die Entwicklungen muss man vorsichtig bewerten.“

Betrachte man den gesamten Zeitraum seit Jahresbeginn, fielen die Abmeldungen aus der Arbeitslosigkeit deutlich geringer aus als im entsprechenden Zeitraum des Vorjahres. „Bis Ende Mai konnten 4359 Betroffene die Arbeitslosigkeit durch eine Beschäftigungsaufnahme beenden“, so Wolterhoff. Das seien 228 oder fünf Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. „Das korrespondiert mit der in diesem Jahr geringeren Nachfrage nach Arbeitskräften. Hier setzen wir an. Der Arbeitgeber-Service wird verstärkt versuchen, Stellen zu akquirieren“.

Im Mai waren 17 808 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet, 412 weniger als im April (- 2,3 %). Die Agentur zählte in der Arbeitslosenversicherung 2573 Frauen und Männer – 146 weniger als im April (- 5,4 %). Im Integrationscenter für Arbeit (Jobcenter IAG) sank die Zahl um 266 auf 15 235 Personen (- 1,7 %). Sechs von sieben Arbeitslosen in Gelsenkirchen (85,5 %) erhalten aktuell Hartz-IV-Leistungen.