Gelsenkirchen. Die Drogeriemarktkette Schlecker wird zerschlagen. Im Bezirk Gelsenkirchen, Gladbeck und Bottrop verlieren 100 Frauen ihren Arbeitsplatz.

Die Hoffnungen der verbliebenen Schlecker-Beschäftigten, ihren Arbeitsplatz retten zu können, zerplatzte am Freitag. Die Drogeriemarktkette wird zerschlagen. Das Übernahme-Angebot reichte dem Insolvenzverwalter nicht. Vor allem die Gläubiger wollten nicht auf Millionen verzichten. In Gelsenkirchen und den Städten Gladbeck und Bottrop werden weitere 100 Frauen arbeitslos. Es ist die zweite Keule für die Schlecker-Frauen.

Als in Gelsenkirchen 12 der 22 Filialen am 24. März für immer schlossen, setzten die Beschäftigten auf die Bildung einer Transfergesellschaft. Die wochenlange Ungewissheit über ihre Zukunft hatte die Frauen verunsichert. Schließlich sorgte die FDP dafür, dass die Transfergesellschaft nicht zustande kam.

Auf Beschäftigte wurde keinerlei Rücksicht genommen

So überzogen die entlassenen Frauen die Gerichte mit Kündigungsschutzklagen. Allein im Bezirk Gelsenkirchen, Gladbeck, Bottrop reichten 61 ehemalige Beschäftigte beim Gelsenkirchener Arbeitsgericht Klagen ein.

Wütend und enttäuscht reagierten nicht nur die betroffenen Frauen. Empört zeigten sich auch Gewerkschafter. Lieselotte Hinz vom Verdi-Fachbereich Handel, wirft dem Bund vor, die Interessen der Beschäftigten ignoriert zu haben. Vor allem die FDP habe darauf gepocht, den Markt entscheiden zu lassen, ohne Rücksicht darauf, was mit den Frauen passiert. Vielen drohe jetzt prekäre Beschäftigung. Hinz: „Das Unternehmen hat die Botschaften der Frauen, sich anders aufzustellen, nicht wahrgenommen. Pleite gegangen ist Schlecker durch ein falsches Konzept.“

Frauen soll schnell geholfen werden

Als bitter für die Region bezeichnet Josef Hülsdünker, DGB-Vorsitzender für die Region Emscher-Lippe die Zerschlagung. Es sei ein starker Aderlass für den Arbeitsmarkt und für die Beschäftigten. Hülsdünker: „Schlecker ist an der eigenen Misswirtschaft kaputt gegangen und nicht daran, dass vernünftige Tarife gezahlt wurden.“ Vermittlungschancen sieht der DGB-Chef eher skeptisch. Für die Frauen, von denen viele keinen Berufsabschluss hätten,, gebe es zu wenig Beschäftigung im Dienstleistungsbereich. Er rät allen, die vor einer beruflichen Entscheidung stünden, keine Schmalspurausbildung zu wählen, damit man nicht von Arbeitgebern wie Schlecker abhängig werde.

Die Agentur für Arbeit will schnell reagieren und den Frauen, die demnächst arbeitslos werden, sofort helfen. Agenturchef Luidger Wolterhoff: „Die Herausforderung für uns wird sicherlich größer. Wir wollen alle Beschäftigten schnell zu Beratungsgesprächen einladen, um über ihre Zukunftsmöglichkeiten zu reden. Lange Wartezeiten für Frauen, die sich arbeitslos melden, wird es nicht geben.“