Gelsenkirchen. Der Bildungscampus ist eine Riesenchance für Gelsenkirchen, soweit herrscht Einigkeit. Protest gibt es gegen den Umgang mit dem Goldberg-Kolleg.

Grundsätzlich sind die Kommunalpolitiker sich einig: Der Verwaltungsvorschlag zu den Planungen für den Bildungscampus, der viele Möglichkeiten offenhält, ist ein guter Vorschlag. Gut auch, weil er ermöglicht, die weitere Planung für das Gelände und damit auch das Zentralbad zügig auf den Weg zu bringen. Heftiger Streit entbrannte im Bildungsausschuss dennoch über den in der Vorlage formulierten Umgang mit dem Berufskolleg am Goldberg.

Demnach sollte für das Bestandsgebäude am Buerschen Rathaus „spätestens im Jahr 2025 geprüft werden“, ob es im Bestand so saniert werden kann, dass eine zukunftsfähige Lernumgebung hergestellt werden kann. Alternativ soll die Verwaltung nach geeigneten Alternativflächen in Buer suchen.

Gutachten betont „einmalige Chance für Innovation“ durch gemeinsamen Standort

Das brachte vor allem die Grünen im Ausschuss auf die Palme. Hatte doch das Entwicklungsgutachten für die Berufskollegs ebenso wie die in die Dialogrunden eingebundenen Handels- und Wirtschaftsvertreter klar für einen gemeinsamen Standort votiert, erinnerte Burkhard Wüllscheidt in der Sitzung. Dies sei im vorliegenden Entwurf aber gar nicht vorgesehen. Hier gebe es drei Optionen für den Goldberg, von denen die Einbeziehung des Kollegs in den Campuskomplex nur als letzte Möglichkeit in Betracht gezogen wird. Gerade die Gemeinsamkeit jedoch habe der Gutachter als einmalige Chance für den innovativen Charakter des Campus und dessen positive Auswirkungen auf die berufliche Bildung samt Alleinstellungsmerkmal für Gelsenkirchen gewertet.

Grüne: Auf Faktenbasis klären, ob Goldberg-Abzug negativ auf Buer-Entwicklung wirkt

Wüllscheidt schlug vor, den betreffenden Punkt 3 der Vorlage so zu verändern, dass die Einbindung des Goldberg in die Campusplanung als klare (erste) Option genannt wird. Darüber hinaus sollten parallel die Sanierungsmöglichkeiten am aktuellen Standort geprüft und nach geeigneten Alternativflächen in Buer gesucht werden. Man stemme sich nicht gegen den Verbleib in Buer, „wenn auf Faktenbasis geklärt ist, ob ein Abzug negative Auswirkungen auf die Innenstadtentwicklung in Buer habe“.

In einer an die WAZ-Redaktion versandten Stellungnahme fordert der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Daniel Schliefke für seinen Ortsverein Buer 1, den Goldberg in den Campus einzugliedern und den Beschlussvorschlag entsprechend zu ändern. Das liege auch im Interesse der Bueraner. Im Anschluss könne man das frei gewordene Gelände am Rathaus neu entwickeln, zum Beispiel gemeinsam mit der Westfälischen Hochschule.

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CDU und SPD hingegen sahen den Goldberg in der Verwaltungsvorlage mitgedacht. Ulrich Jacob merkte lediglich an, das in der Begründung bei den aufgezählten Berufen, deren Fachkräftemangel es zu beheben gelte, keine Berufe aus dem Bereich des Berufskolleg Goldberg aufgelistet sind. Dies sei ein Versehen, betonte Dezernentin Anne Heselhaus, und werde gern ergänzt. Markus Karl (CDU) fragte Hochbaureferatsleiter Tino Gäfke direkt nach der Einschätzung der Sanierungsmöglichkeiten im Bestand.

Gäfkes Antwort: „Aktuell haben wir nur einen Sanierungsauftrag für Brandschutzmaßnahmen und Schadstoffbelastung. Wenn wir irgendwann einen Prüfauftrag für eine Sanierung im Bestand bekommen, werden wir auch das prüfen.“ Karl schlug daraufhin vor, Baudezernent Christoph Heidenreich nach dessen Einschätzung zu befragen. [Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Sanieren im Bestand? Eine Horrorvision]

FDP will mehr Möglichkeiten für andere Akteure offen halten

Die FDP hingegen begrüßte ausdrücklich, dass der Goldberg nicht sofort mitgedacht wird um mehr Möglichkeiten für weitere Akteure auf dem Gelände offen zu halten. Dass Gastronomie, die Wirtschafts- und Unternehmensvertreter, Westfälische Hochschule und auch die Volkshochschule mitgedacht würden, sei ausgesprochen positiv, betonte Bernadette Betz, als sachkundige Bürgerin für die FDP im Ausschuss.

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Bei der Abstimmung über die Vorlage einigte sich der Ausschuss darauf, über den betreffenden Punkt 3 - den Goldberg - gesondert abzustimmen. Der Ausschuss folgte dem Vorschlag, befürwortete bei Enthaltung der FDP ansonsten einmütig das Paket. Auch der strittige Punkt 3 in seiner ursprünglichen Form erhielt eine Mehrheit. Im Hauptausschuss soll nochmals über den Änderungsantrag der Grünen in Bezug auf den Goldberg gesprochen und auch erst dort darüber abgestimmt werden.

OB Welge betont beim Arbeitnehmerempfang Bedeutung beruflicher Bildung

In einer Rede beim Arbeitnehmerempfang der Stadt Gelsenkirchen hob Oberbürgermeisterin Karin Welge (SPD) einmal mehr hervor, wie wichtig auch die berufliche Bildung und damit der Bildungscampus für Gelsenkirchen sei. Obwohl die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze in Gelsenkirchen seit 2010 von 73.000 auf 86.000 gestiegen sei, ist die Arbeitslosequote in Gelsenkirchen noch viel zu hoch, so die OB. Gerade vor diesem Hintergrund auf der einen und dem Fachkräftemangel auf der anderen Seite, müssten größte Anstrengungen unternommen werden.

Wir brauchen vor allem mehr Anstrengungen bei der beruflichen Bildung.
Karin Welge - Oberbürgermeisterin

„Dafür brauchen wir vor allem eins: Bildung. Mehr Bildung. Bessere Bildung. Und vor allem mehr Anstrengungen bei der beruflichen Bildung“, so Welge. Die Oberbürgermeisterin appelliert deshalb unter anderem an die Betriebe in der Stadt, denn nicht jeder Betrieb, der ausbilden kann, tue das auch.

Auch Schulabgänger ohne Abschluss ans Berufsleben heranführen

„Außerdem müssen wir uns schon in den Schulen ins Zeug legen, in den allgemeinbildenden Schulen und in denen, die für die berufliche Bildung besondere Verantwortung tragen. Wir wollen deshalb in die Berufskollegs investieren. Wir planen einen Bildungscampus, auf dem die Voraussetzungen geschaffen werden für die Berufsorientierung, für das Heranführen von Schulabgängern ohne Abschluss an das Arbeitsleben, für die klassische Duale Berufsausbildung und für die Fachschulen.“ (mit sat)