Gelsenkirchen-Buer. Die Zukunft von Gelsenkirchen-Buer stand im Zentrum einer Debatte. Ein Wirtschaftsförderer verriet, welches Lokal fast nach Buer gekommen wäre.
Wie steht es um die Buersche Innenstadt? Einstmals als die gute Stube von Gelsenkirchen geschätzt, hat der Ruf der City im Norden in den vergangenen Jahren Kratzer bekommen: Zu viele Leerstände, zu wenig Gastronomie, zu unattraktiv – so lauten oft geäußerte Urteile. Stimmt das? Über all diese Themen haben am Donnerstagabend einige Akteure aus Buer diskutiert.
„Wie geht es weiter mit der Stadtplanung rund um den Urbanus-Kiez?“ lautete das Thema der Diskussionsveranstaltung, die im Rahmen der Aktion „Urbanus-Herbst“ stattfand. Eigentlich hätte unter freiem Himmel, auf den „Stadtterrassen“ auf der Hagenstraße diskutiert werden sollen, doch das Wetter machte den Plänen einen Strich durch die Rechnung, stattdessen ging es ins „Lokal ohne Namen“.
Gelsenkirchener Verkehrsplaner wünscht sich die autoarme Innenstadt
Zwei Aspekte standen dabei vor allem im Mittelpunkt: Zum einen die Verkehrspolitik, zum anderen die Gastronomie und der Einzelhandel. Das Thema Verkehr hatte sich vor allem Volker Czimmeck, Mitglied in der AG Verkehr im Quartiersnetz Buer-Ost, auf die Fahnen geschrieben. Radfahrer und Fußgänger sieht er gegenüber den Autofahrern benachteiligt. Er verwies etwa auf den neuen Busbahnhof, der seiner Meinung nach „komplett fußgängerfeindlich“ gebaut sei. „Es ist doch ein Irrsinn, dass man eine vierspurige Straße kreuzen muss, wenn man am Busbahnhof ankommt und etwa mit der Straßenbahn 301 weiterfahren will.“
Auch Bezirksbürgermeister Dominic Schneider wünschte sich mehr Platz für Radfahrer, genau wie Mobilitätsmanager Matthias Schneider von der Stadt Gelsenkirchen. Allzu radikale Lösungen lehnte er aber ab: „Ich plädiere für die autoarme, nicht für die autofreie Innenstadt.“
Wirtschaftsförderer Bernd Gebert: Citymanagement hat bislang nicht funktioniert
Doch wie soll die Innenstadt der Zukunft aussehen? Wirtschaftsförderer Bernd Gebert skizzierte seine Wunschvorstellung: „Die Innenstadt muss für alle Altersgruppen attraktiv sein, die Aufenthaltsqualität ist ein entscheidender Faktor“, sagte er. „Man muss gerne hingehen.“ Dabei könne eine Stadtverwaltung helfen – sie könne die Probleme aber nicht alleine lösen. „Man muss Netzwerke schaffen, an denen sowohl die Händler als auch die Immobilieneigentümer beteiligt sind“, regte er an. Vor allem die Eigentümer nahm Gebert in die Pflicht: „Die Zeiten horrender Mieten in der Innenstadt müssen vorbei sein.“
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Wichtig sei für ihn auch ein gutes Citymanagement. „Das muss sich als Dienstleister für die Akteure in der Innenstadt verstehen“, sagte Gebert. Er machte aber mit Bezug auf das bisherige Citymanagement in Buer deutlich: „So, wie das bisher gelaufen ist, hat es nicht funktioniert.“
Diese Lokal hatte man beinahe nach Buer holen können
Roman Milenski von den „Insane Urban Cowboys“, die den Urbanus-Herbst veranstalten, warf einen Blick über die Landesgrenze in die Niederlande. „Dort gibt es in fast jeder Stadt einen zentralen Platz, meist an einer Kirche, um den herum sich ganz viele Gastronomiebetriebe angesiedelt haben – so etwas würde ich mir für die Domplatte in Buer wünschen.“ Er kritisierte, dass sich dort ausgerechnet die ELE mit einem Büro angesiedelt hätte: „Das hat an so einem Platz nichts zu suchen“, findet er.
Bernd Gebert von der Wirtschaftsförderung gab ihm im Prinzip Recht – auch er sähe gerne eine Domplatte voller Gastronomie. „Aber wir können ja dem Immobilieneigentümer nicht vorschreiben, an wen er vermietet“, so Gebert. Er berichtete, dass man bereits mit dem „Café Extrablatt“ in Gesprächen über den Standort am Dom gewesen sei. „Aber der Eigentümer wollte lieber an die ELE vermieten.“
Buersche Akteure fordern weniger Bürokratie: „Einfach machen lassen“
Christoph Klug, der rund um die Urbanuskirche drei Gastronomiebetriebe betreibt, mahnte zur Eile: „Buer ist auf der Kippe“, sagte er, „wir müssen jetzt handeln.“ Vor allem beklagte er die seiner Meinung nach oft überbordende Bürokratie: „Man muss Leute, die etwas bewegen wollen, einfach machen lassen.“ Akteure mit guten Ideen gebe es in Buer genug, man dürfe sie nicht ausbremsen. Dominic Schneider stieß ins gleiche Horn. „Wir müssen uns trauen, Dinge einfach auch einmal auszuprobieren.“
Wirtschaftsförderer Gebert gab sich selbstkritisch in Sachen Bürokratie. „Wir müssen als Verwaltung besser werden“, sagte er und nannte ein Beispiel. „In Amsterdam dauert es eine Woche, bis eine Bauvoranfrage beantwortet ist. Bei uns sind es drei Monate.“