Gelsenkirchen. Die neue Polizeihochschule wird nun definitiv nicht in Gelsenkirchen gebaut. Welche Ideen OB Welge nun für das ehemalige Zentralbadgelände hat.
Lange hat sich der Wettstreit zwischen Herne und Gelsenkirchen und den jeweiligen Projektentwicklern hingezogen, wo denn nun der neue Campus der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung (HSPV) gebaut werden soll. Seit geraumer Zeit ist dabei im Grunde aber schon klar, dass die Chancen für Gelsenkirchen ausgesprochen schlecht stehen. Jetzt hat das renommierte Bau- und Projektentwicklungsunternehmen „Kölbl Kruse“, das in Gelsenkirchen gebaut hätte, seinen Einspruch gegen die bereits vor Monaten gefällte Entscheidung für Herne zurückgezogen.
Nur wenige Stunden danach haben die Städte Herne und Gelsenkirchen jeweils zu Pressekonferenzen geladen, um auf der einen Seite stolz zu verkünden, dass die Hochschule nun schlussendlich doch in Herne gebaut wird. In Gelsenkirchen präsentierte die Verwaltung ihre Vorschläge und Pläne für die ehemalige Zentralbadfläche in Gelsenkirchen. Die Kosten: mindestens 150 Millionen Euro.
Pläne der Verwaltung: Gesamtes Areal an der Overwegstraße umgestalten
Worüber schon häufiger spekuliert wurde, soll nun umgesetzt werden: Die Fläche an der Overwegstraße soll Adresse für einen neuen Bildungscampus mit Schwimmbad werden. „Wir brauchen an dieser Stelle ein städtebaulich und architektonisch ambitioniertes Infrastrukturprojekt, das hochwertigste Voraussetzungen für beste Bildung junger Menschen in unserer Stadt bietet. Und genau das planen wir jetzt“, berichtet Oberbürgermeisterin Karin Welge. Von einem „Zukunftsquartier in unmittelbarer Innenstadtnähe in den nächsten zehn bis 20 Jahren“, so preist Gelsenkirchens Verwaltungschefin die neuen Pläne an.
Auf den Flächen in unmittelbarer Nähe des Musiktheaters und der Innenstadt soll demnach ein Bildungsgebäude mit einem integrierten neuen Zentralbad errichtet werden, das über die im Bäderkonzept festgelegte Konfiguration hinausgehe. Das neue Schwimmbad soll eine Bruttogeschossfläche von rund 5000 Quadratmetern umfassen und mit einem 50-Meter-Wettkampfbecken und einem weiteren Multifunktionsbecken ausgestattet werden. Geplanter Fertigstellungstermin ist dabei das Jahr 2026.
Gleichzeitig soll auf der Fläche bis Ende 2027 ein Bildungsgebäude mit einer Bruttogeschossfläche von mindestens 20.000 m² entstehen, zuzüglich einer Tiefgarage für rund 200 Fahrzeuge. Dieser Baukörper soll sich auf den ganzen Block zwischen Rolandstraße, Overwegstraße und Florastraße erstrecken und dreigeschossig zur Rolandstraße sowie viergeschossig zur Overwegstraße hin sein. „Geplant ist ebenfalls eine bis zu achtgeschossige Eckdominante an der Ecke Florastraße/Overwegstraße, um die exponierte städtebauliche Situation zu betonen“, so Harald Förster. Der Stadtwerke-Chef weiter: „Das ist eine Möglichkeit für das Gelände, letztendlich entscheidet der Rat der Stadt.“
Gelsenkirchens Berufskollegs sind erheblich in die Jahre gekommen
Dieses Bauprojekt soll den Einstieg schaffen, um nach und nach das gesamte Areal entlang der Overwegstraße umzugestalten und der beruflichen und außerschulischen Bildung in Gelsenkirchen „beste bauliche Gegebenheiten bereitzustellen“. Und die ist auch dringend nötig. Wie berichtet, arbeitet die Stadt derzeit an der Bedarfs- und Zukunftsplanung der Gelsenkirchener Berufskollegs, die erheblich in die Jahre gekommen sind.
„Wir benötigen Flächen – und wir müssen bauen. Gut, dass wir jetzt für die berufliche Bildung die Fläche des bisherigen Zentralbads zur Verfügung haben. Hier werden wir auf jeden Fall bauen“, freut sich Bildungsdezernentin Anne Heselhaus.
Dabei soll das nach den Wünschen von OB Welge erst der Anfang sein: „Wir schaffen hier mit diesem Gebäude das erste Element und den Nukleus für einen künftigen viel größeren Bildungscampus. Hier sind ja bereits zwei Berufskollegs in der Nähe, hier ist das Musiktheater als kultureller Leuchtturm, wir sind in beziehungsweise an der Innenstadt, die wir ja auch städtebaulich stärken wollen, bei der wir neue Frequenzbringer haben wollen.“ Der neue Plan für die ehemalige Zentralbadfläche kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Gelsenkirchen bei der Vergabe für den neuen Polizei-Hochschulcampus eine Schlappe erlitten hat. „Natürlich bedauern wir, dass die HSPV aus Gelsenkirchen abgezogen wird. Und noch mehr bedauern wir das sehr unwürdige Verfahren, das das Land aufgesetzt hat und das am Ende dafür gesorgt hat, dass gleich mehrere Städte im Ruhrgebiet zu Unbeteiligten in einem Wettbewerb der Investoren gemacht wurden bei einem strukturpolitisch so wichtigen Thema. Aber damit wollen wir uns nicht länger aufhalten“, betonte Karin Welge und richtet sogleich den Blick nach vorne.
Plan B für die Entwicklung des ehemaligen Zentralbadgeländes
Angesichts der Entwicklungen der vergangenen Monate wäre es auch leichtsinnig gewesen, hätte die Stadtverwaltung keinen Plan B für die Zukunft des Geländes in der Schublade liegen gehabt. Und da laut Stadtbaurat Christoph Heidenreich auch das Bildungszentrum an der Ebertstraße in den nächsten Jahren „angefasst“ werden muss, überrascht die Präsentation eines Bildungs- und Sportareals umso weniger.
„Das Gebäude an der Ebertstraße ist nicht beziehungsweise kaum zu sanieren und energetisch zukunftsfähig aufzustellen, das ist schon länger ein Thema. Die Volkshochschule und die Stadtbibliothek sind dort suboptimal untergebracht. Zudem fügt es sich nicht vorteilhaft in die Gestaltung der Ebertstraße ein“, so Heidenreich. Deshalb müsse auch darüber nachgedacht werden, dieses Gebäude zurückzubauen und die aktuell dort untergebrachte VHS und Stadtbibliothek perspektivisch als Bestandteile des künftigen Bildungscampus zu fassen.
Dadurch würden sich wiederum Chancen bieten, den Raum zwischen Hans-Sachs-Haus und Musiktheater und dahinter nach und nach neu zu gestalten. Wenn das Angebot der beruflichen Bildung baulich neu strukturiert wird, werden perspektivisch auch die Areale der benachbarten Berufskollegs mitgedacht werden müssen – entweder für bauliche Lösungen im Bestand an Ort und Stelle oder bei anderen Lösungen dann für Nachfolgenutzungen. „Am Ende einer Vielzahl von Rochaden kann es gut sein, dass auf diesem Areal noch Raum für mehr ist. Zum Beispiel haben wir an der Rolandstraße einen als Parkplatz vollkommen untergenutzten öffentlichen Raum. Durch die Tiefgarage des Bildungsgebäudes kann zumindest ein Teil des Parkplatzes entfallen und in die Grün- und Freiflächenplanung integriert werden. Und durch die Rochaden der Bildungsgebäude kann am Ende eine Fläche an der Königsstraße noch zur Wohnraumentwicklung genutzt werden“, so Heidenreich.