Gelsenkirchen. Gelsenkirchens Verwaltung nennt es „atmende Bauzeitpläne“, der Schulleiter Baustopp mit schlechter Kommunikation. Darum geht es.

Die WAZ-Berichterstattungen über die ruhende Dauerbaustelle am Berufskolleg am Goldberg sowie die ab dem Nachmittag ungenutzten Turnhallenkapazitäten an der Ebersteinschule bei gleichzeitiger Raumnot für Vereine sorgte für Aufregung im Bildungsausschuss. Die CDU-Fraktion hatten die WAZ-Berichte angeregt, im Fachausschuss nach den Hintergründen für den Stillstand und die Perspektiven für beide Projekte zu fragen. Zunächst reagierte Hochbaureferatsleiter Tino Gäfke heftig.

Referatsleiter: „Ich bin sehr enttäuscht und verletzt“

Der am Goldberg von Schulleiter Ralf Niebisch beklagte Baustellenstopp ohne entsprechende frühzeitige Information durch die Verwaltung sei gar kein Stopp, sondern lediglich eine Baupause. Bei einem Baustopp handele es sich um mehrere Monate Unterbrechung und darüber informiere das Referat selbstverständlich wie etwa bei der Stephanstraße.

Schulleiter Ralf Niebisch in einem der entkernten Räume, in denen die Bauarbeiten seit Oktober ruhen.
Schulleiter Ralf Niebisch in einem der entkernten Räume, in denen die Bauarbeiten seit Oktober ruhen. © Gelsenkirchen | Ingo Otto

In diesem Fall aber handele es sich lediglich um eine Unterbrechung aufgrund von Personalausfall bei dem beauftragten, kleinen Unternehmen, das aber weiter damit befasst sei. Er sei sehr enttäuscht und verletzt, so Gäfke, über die Reaktion des Schulleiters, der die WAZ zum Ortstermin geladen hatte und von falscher Information sprach, obwohl er am Vortag (Mitte Januar) des Ortstermins über die Hintergründe informiert worden sei.

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Unwidersprochener Fakt ist: Die ohnehin mit mehrjähriger Verspätung begonnene Baustelle mit den entkernten und daher nicht nutzbaren Räumen ruht seit Oktober 2023, im Dezember 2023 sprach die Bauverwaltung von laufenden Bauarbeiten am Goldberg: zu dem Zeitpunkt sei man auch tatsächlich von einer kurzen Unterbrechung ausgegangen, betonte Gäfke. Bis heute ruht die Baustelle, es soll gar noch bei den Ausschreibungen für die Arbeiten haken.

Schulleitungen wagen es immer seltener, sich an die Öffentlichkeit zu wenden

Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Markus Karl, zeigte ausdrücklich Verständnis für den Ärger und die Reaktion des Schulleiters und erinnerte an die seit Jahren immer weiter verschobenen Sanierungsarbeiten gerade am Goldberg. Generell wagten es Schulleitungen in Gelsenkirchen seiner Beobachtung nach immer seltener, Missstände aufzuzeigen, sich an die Öffentlichkeit zu wenden, obwohl dies ihr gutes Recht sei. David Fischer, bildungspolitischer Sprecher der Grünen, verwies auf das im Schulgesetz festgeschriebene Recht der Schulleitungen, die Öffentlichkeit zu informieren und beantragte – mit Zustimmung aller Fraktionen – Rederecht für Schulleiter Niebisch.

Goldberg, Eberstein-Turnhalle und mehr

Der zeigte sich eher wütend als verletzt angesichts der aus seiner Sicht sehr schlechten Kommunikation. Zudem mache er sich große Sorgen wegen seit drei Jahren gemeldeten, aber nicht behobenen Brandschutzmängel an seiner Schule. Er plädierte für einen Faktencheck zum Thema Schulbau mit Schulleitungen, Bau- und Bildungsverwaltung sowie dem Verwaltungsvorstand. Sozialdezernentin Andrea Henze, die die erkrankte Anne Heselhaus als Dezernentin vertrat, sagte eine gemeinsame Einladung zu, Ausschussvorsitzende Martina Rudowitz betonte die Notwendigkeit einer „vertrauensvollen Zusammenarbeit“ von Verwaltung und Schulen. Treffpunkt für die nächste Sitzung des Bildungsausschusses soll das Berufskolleg am Goldberg sein.

Erste Gespräche zu möglicher Vereinsnutzung an der Ebersteinstraße

Beim Thema Prüfung der Nutzbarkeit der Turnhalle an der Ebersteinstraße soll es jetzt – eineinhalb Jahre nach Einzug der Schule in den Bau – erste Gespräche zwischen der GGW als Grundstückseigentümerin und der Stadt geben. Zu klären ist, inwieweit Lärmbelästigung der Vereinsnutzung im Wege stehen könnte und ob die Einrichtung zusätzlicher Parkplätze nötig und möglich ist. Dass dieser Schritt erst nach der WAZ-Berichterstattung gegangen wird, sei dem (tatsächlich, die Red.) dramatischen Personalmangel im Baureferat geschuldet.