Gelsenkirchen. Ein Gutachter warnt davor, den Neustart der Berufskollegs in Gelsenkirchen noch weiter zu verschieben. So sollen die Pläne Tempo aufnehmen.

Mit einer eigenen Stabstelle will die Bildungsverwaltung die Entwicklung des Bildungs- und Innovationscampus auf dem Gelände des ehemaligen Zentralbades vorantreiben. Das kündigte Bildungsdezernentin Anne Heselhaus im Bildungsausschuss an. Die Leitungsstelle und Stellvertretung werden noch ausgeschrieben, fest steht aber bereits, dass der Sprecher der Gelsenkirchener Berufskollegs und Leiter des Kollegs Technik und Gestaltung, Uwe Krakau, einbezogen werden soll, und zwar mit einem Stellenanteil von 0,2. Die Stabstelle soll – so Heselhaus – ein Konzept erarbeiten, „was, wann, wohin“ kommen soll. Den Anfang mache der Bau des neuen Zentralbads.

Gutachter: „In zehn Jahren ist es für die Gelsenkirchener Jugend zu spät“

Der Autor des Entwicklungsgutachtens, Detlef Buschfeld, appellierte an den Ausschuss, die Neuaufstellung der Kollegs nicht weiter zu verschieben: „In zehn Jahren ist es für die Jugend zu spät. Die sind dann abgewandert“, warnte er. Das könne dann auch für die potenziellen Arbeitgeber gelten, wenn sie keine Fachkräfte vor Ort fänden. Für den Neustart empfiehlt das Gutachten klar abgegrenzte Profile der Schulen, was eine Verlagerung von Wirtschaft und Verwaltung zum Goldberg erfordert und den Verzicht auf Außenstandorte. Dass die Berufskollegs derart gut kooperierten, sei eine große Chance, die genutzt werden müsse.

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Die CDU im Ausschuss beklagte acht verschenkte Jahre, in denen die Sanierung der maroden Gebäude stockte, nannte das Zentralbad-Areal für eine Einzelnutzung jedoch zu kostbar. Ingrid Wüllscheidt (Grüne) forderte jenseits von Standortentscheidungen die Neuaufstellung nicht weiter zu verzögern sondern endlich zu starten. Und die SPD verabschiedete auf ihrem Unterbezirksparteitag am Wochenende mit 148 von 150 Stimmen einen Antrag, in dem die schnellstmögliche Umsetzung der zukunftssichernden Ertüchtigung der Berufskollegs in „adäquater räumlicher Nähe mit Campus-Charakter sowie im strategischen Kontext zueinander umzusetzen. Synergien miteinander und zu weiteren Akteuren der Bildungsinfrastruktur sollen auf einem zentralen, innenstadtnahen Bildungscampus im Stadtsüden ermöglicht werden.“

Damit wolle man ein Zeichen setzen, um die berufliche Bildung wieder in den Blick zu nehmen und die Ausbildung von Fachkräften für Gelsenkirchener Unternehmen zu unterstützen, erklärten Ulrich Jacob, Anna-Lena Karl und Martina Rudowitz als bildungspolitische Sprecher der Fraktion beziehungsweise Ausschussvorsitzende den Hintergrund des Antrags.