Gelsenkirchen. Kommt der Umzug der Westfälischen Hochschule von Buer nach Gelsenkirchen? Die Antwort der Stadtverwaltung fällt ziemlich eindeutig aus.
Die Alt-Oberbürgermeister Frank Baranowski (SPD) und Oliver Wittke (CDU) könnten es sich gut vorstellen, die Politik ist uneins – und die Stadtverwaltung? Wie bewertet sie die Idee, den Campus der Westfälischen Hochschule (WH) vom Rande Buers in die Gelsenkirchener City zu verlagern? Macht sie sich gar an die Umsetzung, und falls ja: für wann? Antworten dazu lieferte jetzt Stadtrat Simon Nowack im Ausschuss für Wirtschaftsförderung. Und die waren ziemlich eindeutig.
„Selbst wenn die WH einen solchen Umzug wollte und wir als Stadt die Voraussetzungen dafür schaffen würden, hätte das Projekt keine Realisierungschancen“, stellte Nowack unmissverständlich klar und verwies auf entsprechende Gespräche mit dem NRW-Wissenschaftsministerium und der WH. Denn die Standort-Verlagerung würde 500 bis 700 Millionen Euro verschlingen, auch weil der Investitionsbedarf für die neuen Räumlichkeiten wegen der notwendigen Ausstattung mit Laboren und Forschungsflächen so hoch sei.
Stadtverwaltung Gelsenkirchen lehnt „Investitionsruine in der Landschaft“ ab
„Uns sind keine Argumente eingefallen, wie wir das Land (als Entscheidungsinstanz und Mittelgeber, d. Red.) davon überzeugen könnten“, betonte er und warnte davor, mit der Aufgabe des jetzigen Standorts mit dessen „vergleichsweise neuen Räumen“ eine „Investitionsruine in die Landschaft zu stellen“.
Stattdessen strebe die Stadt gemäß einer Vereinbarung mit der WH eine engere Kooperation an, etwa was Digitales Lernen, die Ausgründung von Start-Ups aus dem Bereich der Hochschule oder die Zusammenarbeit mit örtlichen Unternehmen angehe.
Neue Stelle in Gelsenkirchener Verwaltung soll Studenten-Leben und Wohnen fördern
Derartige Kooperationen begrüßte Robert Sadowsky als sachkundiger Bürger (Linke) zwar, erinnerte aber an das Hauptanliegen der Initiative, die WH etwa auf das einstige Zentralbad-Gelände oder Teile in die leerstehenden Immobilien von Primark oder Kaufhof zu verlagern. „Ein Umzug würde zur Belebung beitragen. Bislang strahlt die WH weder in die City von Buer noch in die von Gelsenkirchen aus.“
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Dass eine solche Belebung „wünschenswert“ sei, sah auch Nowack so. Doch er blieb dabei, dass es keine Chance für eine Realisierung der Idee gebe. „Wir sollten uns auch nicht weiter mit solchen Luftschlössern beschäftigen, sondern schauen, was machbar ist“, sagte er und nannte als Beispiel die Schaffung einer neuen unbefristeten Planstelle für 2024, mit der ein kontinuierlicher Dialog zwischen Hochschule, Wirtschaftsförderung und der gesamten Verwaltung etabliert werden solle. Dabei gehe es auch darum, in Bezug auf studentisches Wohnen und Leben „die Fäden zusammenzubringen“.
Stadt Gelsenkirchen: Westfälische Hochschule belebt sehr wohl den Stadtsüden
Das Beispiel WH-Ausgründungen in den Wissenschaftspark zeige zudem, dass es sehr wohl gelungen sei, den Stadtsüden in Kooperation mit der Hochschule zu beleben, so Nowack weiter. Die Idee von Frank-Norbert Oehlert (CDU), private Hochschulen für den Standort Gelsenkirchen zu gewinnen, stufte er als weniger realisierbar ein. „Der Markt ist da schon abgegrast.“ Außerdem hätten private Hochschulen bereits Kooperationsvereinbarungen mit Gelsenkirchener Firmen abgeschlossen.
Jan Dworatzek (Grüne), dessen Fraktion den Sachstandsbericht der Stadt beantragt hatte, verwies derweil darauf, dass es für Studenten-Wohngemeinschaften auf der Bochumer Straße Wartelisten gebe. „Das ist doch auch ein schöner Impuls: Wenn die Studenten nicht im Stadtsüden lernen, so wohnen sie doch immerhin dort.“