Essen. . Die Grundstücksbörse Ruhr e.V. beklagt, dass manches ererbte Mietshaus verrotte. Bisweilen fehle es den Vermietern aber gar nicht am Willen, sondern am Kapital. Vorbildlich sei der Stadtumbau durch die Wohnungsgesellschaften, etwa in Altendorf.
Mit Sorge beobachtet die Grundstücksbörse Ruhr e.V. eine Erben-Generation, die ihre Mietshäuser nicht modernisiert oder gar verrotten lässt. „Es gibt Eigentümer, die ein ererbtes Mietshaus als reines Geldentnahme-Objekt sehen und es so kaputt sparen“, sagt Klaus-Peter Großmann, einer der Makler und Immobilien-Experten, die sich in der Grundstücksbörse zusammengeschlossen haben. Wer Instandhaltungsmaßnahmen unterlasse, entwerte aber nicht allein sein Eigentum. „So etwas wirkt sich auch negativ auf das Umfeld aus.“
Anders gesagt: Wo der Putz bröckelt und kaputte Scheiben nicht ersetzt werden, ist der Niedergang schwer aufzuhalten, es entstehen Ghettos, die kaum vermarktbar sind. Dass sich die eher im Norden der Stadt als im Süden befinden, bestreitet Großmann nicht. Er sagt aber auch: „Es gibt viele Menschen, die in Altenessen verwurzelt sind und um keinen Preis weg wollen. Grundsätzlich hat jeder Stadtteil seine Zielgruppe.“
Engagement von Wohnungsgesellschaften
Die alte Makler-Weisheit „Es kommt auf die Lage an“ ergänzt er: Mehr und mehr komme es auf Zustand und Zuschnitt einer Wohnung an. „Drei Zimmer auf 60 Quadratmetern ohne Balkon, dafür mit Nachtspeicherheizung - das kriegen Sie selbst in Holsterhausen kaum vermietet. Obwohl das ein Stadtteil mit guter Sozial- und Infrastruktur ist.“ Großmann räumt ein, dass es manchem Vermieter nicht am Willen zur Aufwertung seiner Wohnungen mangele, sondern am Kapital.
Umso wichtiger sei das Engagement von Wohnungsgesellschaften, ergänzt Jens Hendrik Zerres, der ebenfalls der Grundstücksbörse angehört. „Die legen Wohnungen zusammen, rüsten Häuser mit Aufzügen und Balkonen nach.“ Und sie scheuen den Abriss ganzer Häuserzeilen nicht, wenn der Bestand hoffnungslos veraltet ist. So schaffe die Allbau AG in Altendorf attraktiven Wohnraum, der durch den geplanten Niederfeldsee noch aufgewertet werde. „Richtungsweisend“, nennt Großmann, was hier und im Univiertel geschehe.
Verbesserte Verkehrssituation
Ähnlich umwälzende Entwicklungen habe es im Süden zuletzt nicht gegeben, aber ein beliebter Stadtteil wie Haarzopf habe durch das Einkaufszentrum Neue Mitte und die verbesserte Verkehrssituation weiter gewonnen, sagt die Vorsitzende der Grundstücksbörse, Corinna Spiess.
Auch erlebe man hier wie in Bredeney, Werden, Heisingen oder Stadtwald eine ungebrochene Nachfrage nach Wohneigentum. Es müsse kein Haus sein, auch die Eigentumswohnung habe eine Renaissance, zumindest im Neubau.
In den genannten Stadtteilen liegt die Eigentümerquote mit um die 40 Prozent schon jetzt doppelt so hoch wie im Essener Durchschnitt, bestätigt Franz Beuels vom Amt für Statistik. Im Interesse der Stadt wäre es, die insgesamt niedrige Quote deutlich zu steigern. „Selbst bewohntes Eigentum bindet mehr an eine Stadt.“ Und: Wer im eigenen Haus wohnt, der lässt es meist nicht verrotten. Bloß könne Essen mangels Fläche den Bedarf an Baugrundstücken nicht befriedigen, so Beuels. „Da könnte der Abriss unzeitgemäßer Wohnblocks Abhilfe schaffen.“