Essen. . Wenn es brennt, droht die lautlose Gefahr. Rauchmelder können Leben retten. Während die politische Diskussion zur Nachrüstpflicht noch läuft, gehen Essener Wohnungsbauunternehmen das Thema bereits praktisch an. Manche mehr, manche weniger.
Der Tod kommt meist in der Nacht. Drei bis vier Atemzüge genügen, dann wird der Mensch bewusstlos. Bereits nach wenigen Minuten versagt der Körper völlig den Dienst. Todesursache: Rauchvergiftung. „Bei Wohnungsbränden ist der Rauch gefährlicher als das Feuer selbst“, sagt Feuerwehr-Sprecher Mike Filzen. „Wenn wir schlafen, schläft auch unser Geruchssinn. Der beste Schutz, den es gibt, ist daher die Installation von Rauchmeldern.“
600 Menschen sterben jährlich bei Bränden. In Essen sind es einer bis drei Brandtote pro Jahr. Sie könnten vermutlich noch leben, wenn sie ein Rauchmelder rechtzeitig vor der lautlosen Gefahr gewarnt hätte. Anders als in zehn Bundesländern ist in Nordrhein-Westfalen - noch - nicht gesetzlich vorgeschrieben, dass in Wohnräumen Rauchmelder installiert werden müssen. Momentan können die Verantwortlichen nur an die Vernunft der Einzelnen appellieren. Dies könnte sich aber demnächst ändern.
„Wir beobachten aufmerksam die Erfahrungen der anderen Länder“, sagt Stefan Grönebaum, Sprecher des Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr. Aktuell führe man im Ministerium Gespräche mit beteiligten Interessengruppen. Im Herbst werde man wissen, wie künftig in NRW mit dem Thema „Rauchmelderpflicht“ umgegangen werde.
Nicht warten
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So lange wollen viele Wohnraumanbieter allerdings nicht warten. Die Gewobau, Eigentümer von 5600 Wohnungen in Essen, investierte seit 2009 rund 400.000 Euro für die Installation von Rauchmeldern. „90 Prozent unserer Mieter sind bereits versorgt, die übrigen Wohnungen werden nun auch noch mit Alarmsystemen ausgestattet“, sagt Sprecherin Corina Avaria.
Ein Ziel, das die „Wohnbau EG“ bereits erreicht hat. Alle 4500 Wohnungen seien seit Herbst 2009 mit Rauchmeldern ausgestattet. Es handele sich dabei um Mietgeräte. Die anfallenden Kosten, rund 1,90 Euro monatlich, würden auf die Mieter umgelegt, so Wohnbau-Sprecher Frank Skrube.
Bei der „Allbau AG“, mit 18.000 Wohnungen der größte Wohnraumanbieter in der Stadt, bestünden aktuell keine Überlegungen, den kompletten Wohnungsbestand auf einen Schlag mit Rauchmeldern auszustatten. Als Grund nennt Allbau-Sprecher Dieter Remy die Kosten, die solch eine Maßnahme verursachen würde. Stattdessen setze man auf so genannte „Welcome-Pakete“, die neuen Mietern beim Einzug überreicht werden. Darin seien Rauchmelder für Wohn- und Schlafräume enthalten, die diese dann anbringen können. „Im Schnitt haben wir circa 2000 Neuvermietungen pro Jahr, irgendwann wird durch diese Fluktuation der gesamte Bestand ausgestattet sein“, so Remy.
Vernunft der Mieter
Bei der „Immeo Wohnen“, die rund 10 000 Wohnungen in Essen vermietet, vertraut man noch auf die Vernunft der Mieter. Ein Handbuch, das allen Neu-Mietern beim Einzug überreicht werde, enthalte Information über Rauchmelder und wie sie anzubringen seien. „Wir warten mit der flächendeckenden Rauchmelder-Ausstattung erst darauf, dass ein gesetzlicher Rahmen geschaffen wird“, sagt Immeo-Sprecher Walter Ziegler.
Auch bei der „Deutschen Annington“, Vermieter von 10.650 Wohnungen in Essen, wartet man auf das Ergebnis der politischen Diskussion. „Aktuell verfolgen wir kein Rauchmelder-Programm“, sagt Sprecherin Katja Weisker. Allerdings werde das Thema regelmäßig im vierteljährlich erscheinenden Mietermagazin behandelt. Besser als Nichtstun, das weiß auch Wehr-Sprecher Filzen: „Eine Melderpflicht wäre wünschenswert, aber gute Prävention kann auch hilfreich sein.“