Duisburg-Hüttenheim. .

HKM-Geschäftsführer Peter Gasse entließ 63 Mitarbeiter der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann in Hüttenheim offiziell in den Ruhestand. Etliche waren Jahrzehnte lang hier beschäftigt. Rückblickend habe sich alles "wahnsinnig schnell verändert".

Die Zeiten ha­ben sich geändert - und zwar gewaltig. Als Wilfried Paprotka 1959 im Alter von 14 Jahren bei den Mannesmann-Hüttenwerken als Laufjunge bzw. La­gerarbeiter begann, da wurde alles noch mit Muskelkraft ge­schleppt und mit der Hand notiert. „Heute nutzt man im Zentrallager selbstverständlich Gabelstapler und Computer“, erzählt er.

Heute nutzt man Gabelstapler und Computer

51 Jahre war der 65-Jährige der Hütte treu, schob ausschließlich Frühschicht. Zunächst im Ersatzteillager, dann als Schmierer im Profilwalzwerk - und seit den 80er Jahren wieder im Lager, das immer größer und größer wurde. Nun wurde Wilfried Pap­rotka in der „Hüttenschenke“ von der HKM-Geschäftsführung offiziell in den Ruhestand verabschiedet - zusammen mit 62 weiteren Kollegen.

„Sie verlassen ein Werk, das ohne Elektronik nicht mehr denkbar und ohne Rechner nicht mehr steuerbar wäre“, erklärte auch Geschäftsführer Peter Gasse in seiner Dankesrede und ergänzte sinnierend: „Die Entwicklung geht weiter, man muss mithalten. Manchmal könnte es aber etwas langsamer gehen, ein bisschen Muße würde uns allen gut tun.“

Die Hütte hat Zukunft

Die Koksbatterie 2 der Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM).
Die Koksbatterie 2 der Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM). © WAZ FotoPool

„Lassen Sie es sich gut gehen, Sie haben es verdient“, gab der Arbeitsdirektor den 63 Rentnern, die im Laufe des Jahres 2010 ausgeschieden sind, mit auf den Weg und erklärte: „Allen, die Kinder und Kindeskinder hier bei HKM haben, kann ich sagen: Diese Hütte hat Zukunft. Sie verlassen ein gut bestelltes Haus.“ Dem Vater tat es übrigens auch Jürgen Hopp nach, als er vor 49 Jahren - ebenfalls mit 14 Jahren - die Ausbildung im Werk begann. Er wurde Schlosser, war über 44 Jahre als Vorarbeiter in der Instandhaltung im Stahlwerk tätig. „Alles in allem war es eine interessante Zeit. Wir haben viele Umbrüche miterlebt. Und in der Technik hat sich unheimlich viel getan“, berichtet auch er. Neues dazugelernt habe er immer wieder. „Auf diese Weise ist man geistig rege geblieben“, findet der 63-Jährige.

„Unheimlich gerne“ hat auch Günter Steinfeldt seinen Job gemacht. Die Lehre zum Feinmechaniker begann er 1961, arbeitete dann in der Mess- und Regeltechnik, die damals „noch reine Mechanik war“. „Das alles hat sich wahnsinnig schnell verändert“, sagt der 64-Jährige rückblickend. Im Laufe seines Berufslebens bildete er sich nebenberuflich zum Elektromeister weiter - und war als solcher viele Jahre lang in der Instandhaltung im Stahlwerk tätig. „Ich war ein freies Vögelchen. Meine Aufgabe war es, Prozesse zu beobachten und zu bewerten und Verbesserungsvorschläge zu machen“, erzählt er. Zu jener Zeit hatte die Elektronik längst Einzug gehalten im Hüttenwerk.

"Ein ganzes Leben lang im Unternehmen"

Die Koksbatterie 2 der Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM).
Die Koksbatterie 2 der Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM). © WAZ FotoPool

Wie Steinfeldt sind viele der Geehrten „ein ganzes Leben lang im Unternehmen“ (40 bis 50 Jahre) gewesen. „Für die Umstellungen, die mit dem Ruhestand auf Sie zukommen, wünsche ich Ihnen vor allem Gesundheit“, erklärte Peter Gasse. Jürgen Hopp und Günter Steinfeldt meistern den Un­ruhestand jetzt schon gut: Ersterer widmet sich mehr als früher seiner Modelleisenbahn und möchte sich ehrenamtlich engagieren. Letzterer ist schon dabei, seine Musiksammlung zu digitalisieren. Der Garten und zwei Enkel halten ihn auf Trab.

„Die ersten zwei Monate waren hart. Ich habe die Ar­beit vermisst“, gesteht dagegen Wilfried Paprotka. Doch mittlerweile gewöhne er sich an den Müßiggang: „Ich bin viel mit dem Fahrrad un­terwegs“, sagt er. Er ist nicht nur „raus“ (Ruhrpottbegriff für in Rente gehen), er geht jetzt auch viel raus.