Hüttenheim.

Ein Rundgang mit Heimatforscher Harald Molder: Die Mannesmann-Expansion um 1958 prägt Hüttenheim bis heute.

Einer ge­schichtsträchtigen Siedlung kann man sich streng wissenschaftlich nähern, wie jüngst mit der Denkmalfibel. Man kann sie aber auch bei einer Führung auf sich wirken lassen.

Für Letzteres entschied sich jetzt eine Gruppe des Begegnungszentrums Maria Himmelfahrt und machte einen Rundgang mit Heimatforscher Ha­rald Molder.

Er begann an der katholischen Kirche. „Hier wurden 1958 die neue Kirche gebaut und ein großer Sportpark auf freiem Feld angelegt. Das Hallenbad kam 1969 dazu“, so Molder. Es ist schon lange abgebrochen.

Die Zeit um 1958 bildet ei­nen großen Einschnitt. Da­mals er­weiterte Mannesmann stark. Nicht nur große Teile Ehingens mussten dafür weichen, sondern auch Viertel von Hüttenheims, darunter die alte ka­tholische Kirche.

Unser Weg führt auf die straße „Im Hö­schegrund“, be­nannt nach ei­ner Bauernfamilie. Dort und an der Quadestraße, die nach einem Herrn auf Haus Anger­ort so heißt, entstanden ab 1930 weitere Werkswohnungen im Stil von Reihenhäusern. „Die Ungelsheimer Straße ist älter als Ungelsheim selbst, von 1918“, erfahren wir von Molder. „Sie heißt nach der Gemarkung.“

Bis jetzt befinden wir uns im Gebiet der alten Gemeinde Huckingen, die 1928 nach Duisburg kam. Die Verlängerung des Schlehenweges nennt sich noch heute Grenzweg - zur Gemeinde Mündelheim hin.

Auf die etwa einen Meter hoch liegenden Parterrewohnungen weist Mit-Rundgänger Richard Luthardt, ein Ur-Hüttenheimer, hin. „Wegen der Hochwassergefahr“, sagt er.

Ein steiler Abgang führt uns hinunter zum Ungelsheimer Graben, einem uralten Rheinarm. „Dort entstanden Ende der 50er Jahre ein neuer Sportplatz für den VfL, der Kindergarten und die Bürgerwiese“, erzählt unsere Fremdenführer - alles wegen der Werkserweiterung. Die benachbarten Kleingärten, erfahren wir, wur­den vom heutigen Thyssen-Krupp-Süd-Gelände nach hierher verlegt.

Wir stehen an der Rosenbergstraße, dem Südende der Arbeiterkolonie. In Höhe Förkelstraße zeigt Molder uns ei­nen Torbogen. „Wenn man hier früher durchblickte, sah man den Sermer Kirchturm“, erzählt er. Wir erfahren, wa­rum das Gebäude mit dem Uhrenturm so imposant ausgefallen ist: „Man wollte für die aus Essen stammenden ersten Siedler großstädtische Strukturen schaffen.“ Molder erinnert an den großen Abriss-Streit 1984, daran, dass die Straße „Hasendong“ früher Mittelstraße hieß, weil sie die Siedlung zentral durchschnitt, und dass die Siedlung vor 1958 bis auf die heutigen Rangiergleise an der Ehinger Straße reichte. Dort gab es Ge­schäfte und ein Kino. Das mehrgeschossige Haus an der Straßenbahn-Wendeschleife ist einer der Ersatzbauten.