Duisburg-Nord. Den Duisburger Norden hat 2021 mehr beschäftigt als nur die Corona-Pandemie. Die meistgelesenen Artikel aus Walsum, Hamborn und Meiderich/Beeck.
Viele Bauvorhaben und ein riesiges Verkehrsprojekt haben 2021 die Nachrichtenlage im Duisburger Norden bestimmt. Auch bei den Vereinen war einiges los. In den Stadtteilzentren haben Geschäfte geschlossen, andere eröffnet.
Diese Artikel haben unsere Leserinnen und Leser am meisten interessiert:
1. Entsetzen nach Treibjagd über „Blutbad“ vor Kindern
Dezember: Von einem „Blutbad“ und einem „Massaker“ spricht eine Frau, nachdem sie an der Schleuse Meiderich das Ende einer Treibjagd beobachtet hat. Eine Jagdgesellschaft traf sich dort am Parkplatz und breitete die erlegten Tiere auf der Wiese aus. „Die vorbeifahrenden Radfahrer mit ihren Kindern mussten das mit ansehen“, klagt Claudia Franke gegenüber der Redaktion. Für die Kleinen sei das „eine schreckliche Erfahrung“.
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Laut Kreisjägerschaft (KJS) Duisburg wurde an der Meidericher Ruhrschleuse eine alte Tradition gepflegt, das sogenannte „Strecke Legen“. „Auf dem Sammelplatz erweisen wir den Tieren die letzte Ehre und gedenken der Kreaturen“, erklärt der KJS-Vorsitzende Winfried Michels. Kindern und Jugendlichen könne man anhand dieses Rituals gut den Grund und Nutzen einer Jagd erklären, findet er und sieht darin auch einen bildenden Effekt: „Das Fleisch kommt nicht aus der Kühltheke, sondern stand mal auf der Wiese.“
2. Rheinklinik soll für neue Häuser abgerissen werden
Juli: Die „Projekt Rheinblick GmbH“ hat in Beeckerwerth Großes vor: Auf dem Gelände der Rheinklinik plant der Investor aus Ruhrort bis zu 300 Wohneinheiten. Das Großprojekt namens „Deichhöfe“ wird etliche Jahren dauern, sich nach und nach erweitern. Dabei soll auch das Krankenhaus abgerissen werden, das Helios als Fachklinik für geriatrische Rehabilitation betreibt.
Auf die will das Gesundheitsunternehmen auch künftig nicht verzichten: „Die Helios-Rheinklinik mit ihren rund 150 Mitarbeitern in Voll- und Teilzeit bleibt als Fachklinik und mit ihrem bisherigen Leistungsspektrum erhalten“, betont Sprecherin Kathrin Gießelmann. Wo genau diese Klinik jedoch in Duisburg weitergeführt wird, das sei noch ungeklärt. Jedoch ist sicher, dass es nicht weiter hinter dem Rheindeich sein wird.
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3. Entwurf für A 59-Trasse sorgt in Duisburg für Ärger
März: Die Autobahngesellschaft des Bundes treibt die Planungen für den A-59-Ausbau voran. Im Frühjahr erklärt das Unternehmen auf Nachfrage der Redaktion, einen ersten Trassenentwurf erarbeitet zu haben. Im weiteren Verlauf des Jahres sollen anhand diesem die Planfeststellungsunterlagen erarbeitet werden.
Doch der Entwurf sorgt in Duisburg für viel Ärger. Zunächst übt der BUND Kritik an den aus seiner Sicht nicht ausreichenden Ersatzpflanzungen. Im Sommer beklagt sich dann die Stadt ganz offen darüber, dass die Planer der Autobahn GmbH die Bedürfnisse und Wünsche der Duisburger völlig ignorierten. Die Stadt erneuert deshalb die Forderung, die A 59 in einem Tunnel neu zu bauen – und engagiert einen Anwalt, um diesen Tunnel notfalls vor Gericht zu erzwingen.
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4. Stadt sucht Personal für Hamborner Förderprogramm
Mai: Die Stadtteile Marxloh und Alt-Hamborn sollen sich verändern. Rund 50 Millionen Euro Fördergeld stehen für städtebauliche und soziale Entwicklungsmaßnahmen bereit. Im Frühjahr 2021 sucht die Stadt Duisburg Personal, das die Teilprojekte des Förderprogramms „Stark im Norden“ vor Ort umsetzen soll.
Für die Gesamtkoordinierung ist bereits eine Stelle innerhalb der Verwaltung eingerichtet worden, weitere Stellen sollen folgen. Nach Sichtung der Bewerbungen, Bewerbungsgesprächen und Auswahlverfahren hofft die Stadt, dass der Projektbeginn vor Ort, gemeinsam mit den neuen Quartiersmanagements, im Frühjahr 2022 erfolgen kann. Einige Aufgaben werden auch an externe Dienstleister vergeben.
5. Ahnungslose Pächter drohen ihre Kleingärten zu verlieren
Mai: Unruhe herrscht im Mai bei Beecker Kleingärtnern: Erst aus der Zeitung erfahren sie, dass ihre Schrebergartenanlage an der Flottenstraße womöglich einem Bauprojekt weichen soll. Auf dem Gelände des alten Hallenbads steht der Investor bereits in den Startlöchern. Um die dort geplante Siedlung nicht zu isolieren, will die Stadt weitere neue Häuser in diesem Bereich bauen.
Die Kleingärten befinden sich auf sogenanntem Grabeland, dessen Nutzungsrecht durch die Pächter die Stadt monatlich aufkündigen kann, sofern die Grundstücke für andere Zwecke benötigt werden. Nach Diskussionen in der örtlichen Politik scheint es für den Kleingartenverein jedoch ein gutes Ende zu geben: Die Bezirksvertretung Meiderich/Beeck beschließt im Juli, dass die Stadt ihre Überlegungen beenden und das Neubauprojekt auf das Hallenbad-Areal beschränken soll.
6. Verein stellt Kindersport nach Kopftuch-Streit ein
November: Der Streit um das Kopftuch lässt die BSF Hamborn nicht los. Schon 2017 machte sich der Duisburger Sportverein Feinde, weil er das Tragen des religiösen Symbols in seinen Räumen verbot. Nach einem erneuten Vorfall ist jetzt die nächste Stufe der Eskalation erreicht: der Vorstand verkündet, aus Angst vor Drohungen und Beleidigungen keine Sportkurse für Kinder mehr anzubieten.
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Wie im Jahr 2017, geht es auch dieses Mal um eine muslimische Mutter, die ihren vierjährigen Sohn zum Mutter-Kind-Turnen bringen wollte. Von einem Mitarbeiter des Vereins wurde die Frau nach ihren Angaben vor die Wahl gestellt: Sie solle entweder ihr Kopftuch ablegen oder das Sportcenter verlassen. Der Verein selbst will sich öffentlich nicht äußern. Derweil kündigt die Turnabteilung des MSV Duisburg Unterstützung an und will den Kindern der BSF, die nun ohne Verein dastehen, eine neue sportliche Heimat geben.
7. Marxloher Lokalpolitiker überführen dreiste Müllsünder
März: Ihren Müll an der falschen Stelle abgeladen haben ein paar dreiste Marxloher an der Grundschule Sandstraße. Eine ganze Lkw-Ladung mit Bauschutt kippten die zunächst noch unbekannten Müllsünder auf den Parkplatz gegenüber der Schule. Schlecht für sie, dass es mit dem Ratsherrn Dieter Stradmann (SPD) dort einen engagierten Hausmeister gibt.
Gemeinsam mit seinem Marxloher Parteifreund Claus Krönke sucht Stradmann nach Spuren und wird in dem Müllberg fündig. Weggeworfene Dokumente führen sie zu einem Verein – bei dem wird zu dieser Zeit eine Renovierungsmaßnahme durchgeführt, zu der die Abfälle passen. Damit konfrontiert, geben zwei Männer zu, den Müll an der Schule entsorgt zu haben. Auf sie wartet ein Ordnungswidrigkeitenverfahren.
8. Landschaftspark Nord wegen Einsturzgefahr teilweise gesperrt
März: Vor allem Hundebesitzer, aber auch die Bogenschützen der Ruhrpott Archers müssen monatelang auf eine Grünfläche am Rande des Landschaftsparks Nord verzichten. Mehr als 60 Jahre nach Schließung der Zeche Friedrich-Thyssen 4/8 ist das gesamte Schachtgelände weitläufig abgesperrt worden. Die Stadt Duisburg meldet Einsturzgefahr und gefährliche Löcher in der Erde.
Bei der Ursachenforschung stößt die Stadt an ihre Grenzen und beauftragt schließlich ein externes Unternehmen damit, das Gelände weiter zu untersuchen. Fest steht nur: Die Hohlräume in der Erde scheinen von sogenannten Kabelkanälen zu stammen, die der Versorgung des Schachtes dienten. Für ihren Rückbau ist nicht das Bergbauunternehmen RAG zuständig.
[Mehr Artikel aus dem Duisburger Norden lesen Sie auf unserer Stadtteil-Seite]
9. Neue Einfamilienhäuser in Meiderich
August: Meiderich soll wachsen und sich durch neuen, hochwertigen Wohnraum verändern. Besonders die Dornieden-Gruppe ist in dem Stadtteil aktiv. An der Borkhofer Straße, auf dem Gelände des abgerissenen Hallenbads, will das Unternehmen 25 Einfamilienhäuser bauen. An der Steinstraße sollen es derer gleich 100 werden.
Dornieden sieht in Meiderich viele Standortfaktoren gegeben, um vor allem junge Familien anzulocken: „Die Lage ist gut, die Infrastruktur ist für unsere Zielgruppe attraktiv und die Verkehrsanbindung super“, sagt Unternehmenssprecher Thomas Bolte gegenüber der Redaktion. Doch der Bau-Boom in Meiderich birgt auch Konflikte: So droht der an der Borkhofer Straße ansässige Tennisclub 03, seine Parkplätze zu verlieren.
10. Walsumer Konditorei Bongartz gibt Filialen auf
Februar: Zunächst wollen viele Walsumer es nicht wahrhaben. Doch die Aushänge an der Konditorei Bongartz sind echt: Das Traditionsunternehmen gibt alle Filialen auf. „Ich hätte noch ein paar Jahre machen können“, sagt Firmeninhaber Ludger Bongartz und betont, dass nicht Corona ihn zur Betriebsaufgabe bewogen hat. Doch er möchte nicht bis hohe Alter allmorgendlich Brot backen.
Anfang 2021 bietet sich schließlich die Gelegenheit: Zwei Firmen sind an den Bongartz-Filialen interessiert. An der alten B 8 übernimmt mit Bergmann eine andere Walsumer Traditionsbäckerei. Und am Kometenplatz steigt mit dem Copenhagen Coffee Lab ein internationales Unternehmen ein. Nach Auskunft von Luder Bongartz wurde jeder Mitarbeiterin und und jedem Mitarbeiter von den Nachfolgern ein neuer Arbeitsplatz angeboten.