Duisburg-Beeck. In Duisburg-Beeck sollen Kleingärten Häusern weichen. Der Widerstand der Pächter fand nun den Weg in die Bezirksvertretung – mit diesem Ergebnis.
Die Hiobsbotschaft traf die Familien völlig unerwartet. Denn nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit hatte die Stadt Duisburg zunächst über den Plan gesprochen, für das neue Wohnquartier auf dem Gelände des früheren Beecker Hallenbads ein zusätzliches städtisches Grundstück zu räumen, rund 7500 Quadratmeter groß. Die betroffenen Pächter erfuhren davon aus dieser Zeitung und kämpfen seither dafür, dass dort ihre Kleingärten nicht abgerissen werden. Jetzt haben sie einen Etappensieg errungen, er könnte die Rettung der Gärten bedeuten.
Die Bezirksvertretung Meiderich/Beeck hat jetzt einstimmig beschlossen, dass die Stadt ihre Überlegungen beenden und das Neubauprojekt auf das Hallenbad-Areal und damit auf das Gebiet des Bebauungsplans 1175 beschränken soll. Allerdings bleibt ein Schlupfloch.
„Sonntagsreden vom Klimawandel“ aus dem Rathaus passen nicht zum Bauvorhaben
„Wir brauchen Wohnbebauung für Familien mit Kindern im Bezirk, aber nicht an dieser Stelle“, sagte in der Sitzung der CDU-Fraktionsvorsitzende Christof Eickhoff, der die Gärten per Antrag erhalten will. Denn die städtische Grabelandfläche nutzen längst Familien mit Kindern, wo sie einen „Wohlfühlsektor entwickelt“ haben. Östlich davon, auf dem gut 13.000 Quadratmeter großem Hallenbad-Gelände, das inzwischen ein Investor gekauft hat, sind bereits Wohnhäuser vorgesehen.
„Bricht mir das Herz“- Pächter kämpfen um Kleingärten Als Eickhoff gegen den Abriss der Gärten argumentierte, erntete er Applaus von gut ein Dutzend Pächtern, die als Zuschauer ins Centrum Westende gekommen waren. Er äußerte Verständnis, dass sie und ihre Familien über die Pläne der Stadt „irritiert und aufgebracht“ seien, dürfte da aber schon längst gewusst haben, dass der Antrag, das Bauprojekt „auf den Geltungsbereich von 2015 zu beschränken“, beschlossen werden würde. Denn die rot-grüne Mehrheit hatte sich vor der Sitzung bereits darauf verständigt, ihn zu unterstützen. Dafür hatte die SPD interne Befürworter weiterer Wohnhäuser überredet, wenn nicht gar überzeugt, mitzustimmen.
Neben CDU, SPD und Grünen kritisierte auch Detlef Feldmann (Linke) die Beamten im Rathaus für das Bauvorhaben und warf ihnen vor, „Sonntagsreden vom Klimawandel“ zu halten, dann jedoch zahlreiche Gärten vernichten zu wollen, um dort Häuser zu bauen.
Stadt Duisburg beteuert: „Die aktuellen Planungen sind ergebnisoffen“
„Die aktuellen Planungen sind ergebnisoffen“, beteuert die Stadt Duisburg zwar immer wieder, zuletzt in einem Informationsschreiben an alle Pächter. Darin enthalten ist aber auch ein grober Zeitplan, der in Aussicht stellt, dass die Pachtverträge frühestens zum Herbst 2023 kündigt werden. Diese Ankündigung ergänzt eine Rechtsbelehrung, wonach die Verträge für das städtische Grabeland rechtskräftig mit Monatsfrist beendet werden können. Dennoch verspricht das zuständige Amt, die Pachtverträge ein Jahr im Voraus zu kündigen.
Kein Wunder also, dass sich die Betroffenen durch das Schreiben schon halb aus ihren Gärten vertrieben sahen. Doch jetzt ist die Erleichterung groß, nachdem die Bezirksvertretung den Erhalt beschlossen hat. „Es ist echt klasse, dass wir jetzt alle gemeinsam gegen den Abriss kämpfen“, freut sich die Beeckerin Sylvia Hayduck über den breiten Rückhalt der Lokalpolitiker.
„Mir fällt ein Stein vom Herzen“, ergänzt ihre Gartennachbarin Anke Jansen mit unverhohlener Freude. Jetzt könne die Neudorferin, deren kleine Wohnung nicht mal einen Balkon hat, ihren Urlaub im ihrem Pachtgarten richtig genießen und wolle auch wieder investieren. Ihre Solaranlage soll erneuert und endlich der neue Zaun aufgestellt und einbetoniert werden. „Ich bin zufrieden“, sagt auch Thomas Richter aus Dinslaken, doch bei ihm und seiner Frau Gabriele knallen noch keine Sektkorken. „Das ist ein wichtiger Schritt“, weiß er, aber es ist eben noch nicht die endgültige Entscheidung.
Denn das letzte Wort hat immer der Stadtrat. Immerhin befürworten auch viele Ratsmitglieder aus dem Bezirk den Erhalt der Beecker Gärten und wollen dafür in ihren Fraktionen werben.
Beschluss für den Erhalt der Gärten soll in die Projektplanung einbezogen werden
Doch wird sich auch die Stadtverwaltung bei der Planung des Neubaugebiets an das Abstimmungsergebnis halten und die Pachtverträge nicht kündigen? „Wir werden den Beschluss der Bezirksvertretung nun in die weiteren Projektüberlegungen einbeziehen“, sagt Stadtsprecher Sebastian Hiedels auf Nachfrage und betont, dass das laufende Bebauungsplanverfahren 1175 das Grabeland nicht mit einbezieht. Damit dies geschieht, muss demnach das Vorhaben durch die politischen Gremien, und der Stadtrat wird abschließend entscheiden.
Daher sind die Gärten solange nicht dauerhaft gerettet, bis die Stadt Duisburg ihr Grabeland an der Flottenstraße und Goeckingkstraße an die Pächter verkauft. Deren Kaufanfragen jedoch hat das Rathaus seit Jahren immer „aus städtebaulichen Gründen“ abgelehnt.
>> BAUPROJEKT AM HALLENBAD BLEIBT UNSTRITTIG
● Unstrittig bleibt für die Bezirksvertreter und Ratsmitglieder das beschlossene Wohnbauprojekt auf dem Grundstück des seit 2004 geschlossenen Beecker Hallenbads, wo 43 Wohneinheiten entstehen sollen.
● Im November 2020 hatte der Stadtrat den Grundstücksverkauf an den Investor gebilligt, der sich mit seinem Entwurf beim Bieterverfahren durchgesetzt hatte. Zuvor wollte die städtische Wohnungsgesellschaft Gebag dort Einfamilienhäuser bauen, gab das Vorhaben jedoch auf.