Duisburg. Das Gelände von Schacht 4/8 im Landschaftspark Nord bleibt wegen Einsturzgefahr geschlossen. Was die Ursachenforschung dort so schwierig macht.
Was passiert im Boden rund um die ehemalige Schachtanlage Friedrich-Thyssen 4/8? Die Stadt Duisburg hat in den vergangenen Wochen Nachforschungen angestellt, ist dabei jedoch an Grenzen gestoßen. Nun wird externe Hilfe benötigt, um das Gelände am Rande des Landschaftsparks wieder sicher zu machen.
Parkbesucher werden den Bereich somit noch länger nicht betreten dürfen. Die Wiese südlich von Ikea ist vor allem bei Hundehaltern beliebt. Aber auch die Bogenschützen der „Ruhrpott Archers“ gehen dort üblicherweise ihrem Sport nach. Das ist ihnen seit nunmehr vier Monaten nicht möglich.
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Schacht 4/8: Kabelkanäle wurden nicht verfüllt
Ein Rückblick: Am 10. März erklärte die Stadt, die Fläche bleibe ab sofort geschlossen. Durch Geländeabsenkungen seien Hohlräume im Boden sichtbar geworden, die potenzielle Unfallgefahren darstellten. Sogar von Einsturzgefahr war die Rede, denn weitere Abbauprozesse im Boden könnten nicht ausgeschlossen werden.
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Bergbauexperte Tobias Schäfer vom Verein „Montanhistorik Schacht 4/8“ äußerte gegenüber dieser Zeitung sofort den Verdacht, dass die Löcher auf Kabelkanäle zurückzuführen sind – diese verlaufen unter dem gesamten Gelände.
Seine Einschätzung bestätigt nun die Stadt. Sprecher Sebastian Hiedels teilt auf Nachfrage mit: „Es sind vermutlich einzelne Kabelkanäle erhalten geblieben und nicht verfüllt worden, so dass sie einbrechen.“ Die gefundenen Sackungen hätten somit nichts mit dem Bergbau an sich zu tun, sondern gingen auf einen nicht vollständigen Abriss der Förderanlage zurück.
Vergebliche Suche nach Plänen im Thyssen-Archiv
Das bedeutet für die Praxis: Für die Lösung des Problems ist allein die Stadt als Eigentümerin des Grundstücks zuständig, nicht das Bergbauunternehmen RAG. Hiedels erklärt dazu: „Die RAG ist nur für die Schächte und eine Fläche von 700 Quadratmetern um die Schächte herum verantwortlich.“
Die genaue Lage und den Verlauf der Kabelkanäle zu ermitteln, gestalte sich schwierig. Laut Stadt hat Duisburg Kontor als Betreiber des Landschaftsparks versucht, Pläne aus dem Thyssen-Archiv zu bekommen, um das Gelände gezielter untersuchen zu können. Die Recherche habe jedoch ergeben, dass verwertbare Pläne nicht vorhanden sind.
Zum weiteren Vorgehen sagt Hiedels: „Aufgrund der fehlenden Pläne muss nun für die weitere Aufklärung und die Entwicklung einer kostengünstigen Sanierungslösung ein externes Ingenieurbüro hinzuzugezogen werden.“
RAG will Schacht 4/8 in Duisburg bis 2022 sanieren
Von einem dabei zu beauftragenden Baugrundgutachten hänge schließlich ab, wann das Gelände wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. „Einen Zeitpunkt können wir derzeit nicht benennen“, so Hiedels.
Wie berichtet, will auch die RAG zeitnah die Sanierung der eigentlichen Schachtanlage umsetzen. Schacht 4 selbst ist schon länger eingezäunt, nachdem in der Vergangenheit immer wieder Bodenabsenkungen festgestellt worden waren. Die Sanierung soll 2022 abgeschlossen sein.
>> LANDSCHAFTSPARK: ERDLÖCHER GIBT ES SCHON LÄNGER
• Die gesamte Fläche rund um die ehemalige Schachtanlage Friedrich-Thyssen 4/8 ist ungefähr 4,5 Hektar groß. Abseits der eigentlichen Schächte gehört sie der Stadt. Als Betreiber des Landschaftsparks ist Duisburg Kontor für die Pflege des Geländes zuständig.
• Bergbauforscher Tobias Schäfer hatte sich im März über die plötzliche Schließung gewundert. Demnach waren solche Löcher schon seit Jahren auf dem Gelände zu finden. Bilder des Vereins „Montanhistorik Schacht 4/8“ aus dem Jahr 2015 zeigen bereits Hohlräume in der Erde. Gleichwohl sagte Schäfer: „Ich sehe die Vorsichtsmaßnahme als völlig richtig an.“