Duisburg-Beeckerwerth. Am Rhein in Duisburg-Beeckerwerth soll das neue Quartier „Deichhöfe“ mit bis zu 300 Wohnungen entstehen. Doch zuerst wird eine Klinik abgerissen.

Ein neues, großes Wohnquartier soll am Duisburger Rheinufer entstehen. Es könnte das kleine Beeckerwerth nachhaltig verändern. Auf dem Gelände der Rheinklinik plant ein Investor aus Ruhrort bis zu 300 Wohneinheiten. Das Großprojekt namens „Deichhöfe“ wird etliche Jahren dauern, sich nach und nach erweitern. Dabei soll auch die Klinik abgerissen werden, voraussichtlich 2026. Mit dem ersten von sechs Bauabschnitten könnte es auf der rund 50.000 Quadratmeter großen Fläche jedoch schon zeitnah losgehen.

Noch steht das Bauprojekt am Anfang und es gibt „noch viel Unsicherheit“, wie Stadtplanerin Merle Möhlenbeck beim Gespräch mit der Redaktion betont. Sie ist bei der Stadt Duisburg für das Vorhaben zuständig und hat es zusammen mit dem vom Investor beauftragten Planungsbüro ISR jetzt der Bezirksvertretung und der Öffentlichkeit vorgestellt.

Beim Großprojekt am Beeckerwerther Rheindeich gibt es noch viele offene Fragen

„Das Projekt ist erst kurzfristig abgestimmt, wir wollen aber so früh wie möglich darüber informieren“, schickte Möhlenbeck Anfang Juli in der Sitzung im Centrum Westende voraus. So wollen alle Beteiligten zeitnah herausfinden, „welche Unwägbarkeiten auf uns warten“.

In sechs Bauabschnitten soll das neue Wohnquartier Deichhöfe am Duisburger Rheindeich entstehen.
In sechs Bauabschnitten soll das neue Wohnquartier Deichhöfe am Duisburger Rheindeich entstehen. © Funkegrafik NRW | Pascal Behning

In diesem frühen Stadium sind noch viele Fragen offen, die mit Gutachten geklärt werden müssen. Ob etwa überhaupt so nah am Deich und am benachbarten Landschaftsschutzgebiet gebaut werden darf oder ob tatsächlich Tiefgaragen wegen möglicher Überschwemmungen machbar und bezahlbar sind.

Wie umfangreich die Umweltprüfung werden muss, soll ein baldiger Termin – ein „Scoping-Termin“ im Fachjargon – klären, an dem möglichst alle beteiligten Behörden zusammenkommen. „Altlasten oder ein geschützter Steinkauz, das kann uns alles noch passieren“, sagt Merle Möhlenbeck.

Die ersten Bagger könnten „schon sehr bald“ rollen

Das Quartier sieht aktuell 18 Neubauten vor, die am Rheindeich sowie zur Ahrstraße insgesamt acht Wohnhöfe bilden. Dazwischen soll das frühere Schwesternwohnheim erhalten bleiben, modernisiert werden und in einem Park thronen. Mit acht Stockwerken bleibt es das höchste Gebäude im Viertel, die übrigen bekommen vier und vereinzelt sechs Geschosse.

Junge und ältere Menschen, Singles und Paare, sollen wohl hauptsächlich in die Mietwohnungen mit zwei, drei und vier Zimmern einziehen. Bis die ersten Mieter dort leben, wird es noch dauern, jedoch könnten die Bagger „schon sehr bald“ rollen, sagt Jochen Füge vom Planungsbüro ISR. Zumal der erste Bauabschnitt für die ersten beiden Wohnblöcke an der Ahrstraße keinen neuen Bebauungsplan brauche.

Mit der Helios-Rheinklinik sei bereits geklärt, dass deren Parkplatz in dieser Bauphase verlegt wird. Die Baugenehmigung erteilen dann die Fachleute im Rathaus nach §34 des Baugesetzbuches. „Planungsrechtlich ist aktuell nichts zu beanstanden“, ordnet Stadtplanerin Möhlenbeck ein.

Unterlagen des Planungsbüros ISR sehen einen Baubeginn im nächsten Jahr vor. Erst vor dem zweiten Bauabschnitt muss ein neuer Bebauungsplan für das Gesamtprojekt erstellt werden. Dabei werden dann Bezirksvertretung und Stadtrat mitreden, Behörden äußern sich und auch Anwohner, Verbände und Firmen können sich einbringen. Dieser Prozess dauert erfahrungsgemäß mindestens zwei Jahre.

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Jahrelange Dauerbaustelle befürchtet

„Die Deichhöfe sind ein sehr willkommenes Projekt, das zu einer Aufwertung des Stadtteils führen wird und zu einem anderen Blickwinkel auf Beeckerwerth“, freut sich Merle Möhlenbeck. „Das ist ein sehr schöner Wohnstandort, durch den die Stadt nur gewinnen kann.“ In dem Wohnquartier sieht sie zudem eine Chance für den Ortsteil, sich weiterzuentwickeln.

Deutlich kritischer hat dagegen die Bezirksvertretung die Pläne aufgenommen. Da sich das gesamte Bauvorhaben mindestens ins Jahr 2030 zieht, befürchten die Lokalpolitiker eine Dauerbaustelle und große Belastungen für die Beeckerwerther.

Das frühere Schwesternwohnheim in Duisburg-Beeckerwerth soll modernisiert werden. In dessen Nachbarschaft entstehen im ersten Bauabschnitt die ersten Neubauten des neuen Wohnquartiers.
Das frühere Schwesternwohnheim in Duisburg-Beeckerwerth soll modernisiert werden. In dessen Nachbarschaft entstehen im ersten Bauabschnitt die ersten Neubauten des neuen Wohnquartiers. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

„Das können wir den Menschen nicht solange zumuten“, mahnt der CDU-Fraktionsvorsitzende Christof Eickhoff angesichts vieler Lastwagen, die künftig über die Ahrstraße zur Baustelle wollen. „Da fahren jetzt schon viele Lkw der Großindustrie. Dafür müssen wir eine Lösung finden.“ Das Baumaterial, regte er an, solle lieber per Schiff über den Rhein geliefert werden.

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Der Investor wolle die Anwohner ebenfalls möglichst wenig in Mitleidenschaft ziehen, antwortet Jochen Füge und dämpft sogleich die Erwartungen an den späteren Baulogistikplan: „Man kann sich nicht waschen, ohne nass zu werden.“

„Die Angst vor einer Dauerbaustelle ist berechtigt“, sagt Merle Möhlenbeck im Redaktionsgespräch, allerdings ziehe sich die Baumaßnahme solange hin, dass auch immer wieder längere Ruhephasen zu erwarten seien. Die Stadtplanerin bleibt von dem Großprojekt am Rheindeich überzeugt: „Das wird ein tolles Quartier.“

>> DIE INFRASTRUKTUR MUSS SICH FÜR DAS NEUE WOHNVIERTEL VERBESSERN

● Das große Wohnviertel wird sicher die Infrastruktur im restlichen Beeckerwerth fordern, etwa bei der Nahversorgung und beim ÖPNV. Stadtplanerin Merle Möhlenbeck verspricht: „Alle Bedarfe, die sich ergeben, haben wir im Blick.“ Sie setzt etwa auf ein „ein modernes Mobilitätskonzept“ und dämpft die Hoffnung auf die Rückkehr der direkten Busverbindung nach Meiderich. „So eine klassische Busverbindung ist nicht zukunftsfähig, nicht flexibel genug.“

● Vielmehr fordert die Stadt Duisburg inzwischen in allen neuen Quartieren moderne Lösungen wie Elektro-Roller, Carsharing, Leihräder. In die Überlegungen einbezogen werden auch die Anrufsammeltaxen der DVG („My Bus“).