Duisburg-Walsum. Die Horngruppe der Duisburger Philharmoniker lud zur Martinee nach Walsum. Die Rheinaue bot eine einmalige Atmosphäre für ihr breites Programm.

Zugegeben, die Arbeitsbedingungen für die Horngruppe der Duisburger Philharmoniker sind in einem Konzertsaal sicher besser. Aber die Atmosphäre bei ihrer Matinee in der Walsumer Rheinaue war einfach einmalig. Und so zeigten die fünf Musikerinnen und Musiker auf dem Gelände des Walsumer Flugmodellclubs, welche Bandbreite an Ausdrucksmöglichkeiten ihr Instrument bietet. Einen Bogen über fünf Jahrhunderte schlug das Programm. Schmetternde Expressivität gab es ebenso zu hören wie lyrische Nuancen.

Zuschauer wie Musiker genossen die einzigartige Atmosphäre, die die Rheinaue als Austragungsort für das Freiluftkonzert bot.
Zuschauer wie Musiker genossen die einzigartige Atmosphäre, die die Rheinaue als Austragungsort für das Freiluftkonzert bot. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Mit gerade mal 15 Grad war es am Sonntagmorgen recht kühl auf dem Modellflugplatz und ein leichter Dunst verschleierte sanft das nahe Kraftwerk. Es roch nach feuchtem Gras und ein frischer Wind, der auch mal an den Notenblättern zupfte und einen Ton verwehte, unterstrich die herbstliche Stimmung. Für Oberbürgermeister Sören Link ist die Rheinaue einer der schönsten Orte in Duisburg. „Hier treffen Industrie und Natur aufeinander“, meinte er in seiner Begrüßung. „Und genau das macht den Reiz aus.“

Die Hörner erklingen in der Rheinaue mal lebhaft, mal feinfühlig

Der Klang des Horns wird oft mit der Jagd, mit festlichem Gepränge und Tänzen assoziiert. Und genau diese Bandbreite spiegelte ein viersätziges Werk des Renaissance-Komponisten Michael Praetorius wieder. Nach einem getragenen ersten Satz wurde der zweite lebhaft, ließ an tänzelnde Pferde, nervöse Vorfreude und einen rasanten Beginn der Jagd denken. Feierlich dann der dritte Satz, bei dem das Ensemble aus einen Unisono feinfühlig Stimmen und Stimmungen auffächerte. Zum Schluss wurde es dann wieder ausgelassen tänzerisch und festlich.

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Ähnliche Stimmungen hat Constantin Homilius (1813 – 1902) fast 300 Jahre später auch aufgenommen. Sein Quartett sei ein typisches Werk der Romantik und ein Standardwerk für Hornisten, verriet Magdalene Ernst, Solo-Hornistin der Duisburger Philharmoniker. Sehr gelungen wirkten hier die subtilen lyrischen Passagen. Kraftvoll dagegen ein rasanten Galopp und die tänzerischen Elemente dieses Klassikers. Dabei bildeten friedlich im Hintergrund grasende Schafe und die gemächlich auf dem Rhein vorbeiziehenden Container-Schiffe einen reizvollen Kontrast zu der Wucht der Blechbläser.

Duisburger Philharmoniker bieten einen Ausflug in die volkstümliche Musik

Natürlich ist das Horn nicht nur in den Philharmonischen Orchestern zuhause, sondern auch in der volkstümlichen Musik. Dies ließ eine Komposition von Franz Strauss, dem Vater von Richard Strauss, erkennen. Im Zentrum stand da ein Satz, der die Lebensfreude oberbayrische Blaskapellen vermittelte.

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Dass die Horngruppe auch den volkstümlichen Ton beherrscht, bewies sie später in der Zugabe noch einmal mit der Brezel-Polka in ausgelassener Bierzelt-Stimmung. Es war das spürbare Anliegen der Hornisten, die Vielseitigkeit ihres Instruments zu demonstrieren.

Elemente aus dem Big-Band-Jazz und dem Ragtime aufgegriffen

Ob Renaissance-Stücke, Jazz-Lieder oder volkstümliche Töne, die Musiker zeigten die ganze musikalische Bandbreite ihrer Instrumente.
Ob Renaissance-Stücke, Jazz-Lieder oder volkstümliche Töne, die Musiker zeigten die ganze musikalische Bandbreite ihrer Instrumente. © FFS | Frank Oppitz

Im Jazz wird das Horn eher selten eingesetzt und doch hat der 1930 geborene amerikanische Hornist und Musikpädagoge Lowell Shaw versucht, seine Schüler auf den Jazz vorzubereiten. Seine „Fripperies“, zu Deutsch etwa „Spielereien“, greifen Elemente aus dem Big-Band-Jazz oder dem Ragtime auf. Dabei verblüffte die Horngruppe mit unerwarteten Klangfarben wie scharfe, an die Trompete erinnernde Klänge oder Growl-Effekte in Stil von Duke Ellington.

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Und auch beschwingt unterhaltend kann ein Horn-Ensemble klingen. Eine Version von „Mein kleiner grüner Kaktus“ stand der heiteren Leichtigkeit des Originals der Comedian Harmonists nicht nach.

Konzertbesucher sind rundum zufrieden

Gegen Ende der Matinee brach allmählich die Sonne durch die Wolken und es wurde ein wenig wärmer. Einzelne Besucher ließen sich sogar entspannt in den knallgelben Liegestühlen einer Walsumer Brausemarke nieder. Zufrieden, immerhin hatten sie ein Konzert mit Musikern erlebt, die bei allen Komplikationen souverän und feinfühlig ein abwechslungsreiches Programm vorstellten und bestens in die neue Spielzeit starteten.