Duisburg. Musiker der Duisburger Philharmoniker spielen in kleiner Besetzung eine große Sinfonie im Kreuzgang der Abtei und sprühen vor Einfallsreichtum.
Vor der Erfindung der Schallplatte ist es üblich gewesen, Sinfonien in Klavierbearbeitungen oder als Kammermusik aufzuführen. In Corona-Zeiten, in denen keine großen Orchesterbesetzungen erlaubt sind, kommen diese Bearbeitungen wieder in Mode. So stand im 2. Serenaden-Konzert der Duisburger Philharmoniker mit insgesamt neun Musikern im Kreuzgang der Hamborner Abteikirche Ludwig van Beethovens 2. Sinfonie im Zentrum.
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Eröffnet wird der Abend mit den Werken zweier Beethoven-Zeitgenossen: Franz Anton Hoffmeister war ein Freund und Verleger Beethovens. Von ihm erklingt das Notturno in F-Dur. Tonio Schibel and der Violine und Stephan Dreizehnter an der Flöte wetteifern in den konzertant gestalteten Sätzen um die Führungsrolle. Magdalena Ernst und Waltraud Prinz sorgen an den Hörnern für die Wald-Atmosphäre.
Rettungshubschrauber rattert beim Konzert der Duisburger Philharmoniker vorbei
Friedemann Hecker darf im Finalsatz noch ein virtuoses Bratschen-Solo einstreuen, während Francesco Savignano am Kontrabass für die Grundierung zuständig ist. Savignano begrüßt auch das Publikum: „Toll, dass wir wieder mal ein richtiges Konzert an so einem schönen Ort spielen können.“ Die Atmosphäre im Kreuzgang der Abtei ist tatsächlich malerisch – obwohl zweimal ein Rettungshubschrauber vorbei rattert.
Einen großen Solo-Auftritt hat Savignano dann im Quintett „The Famous Solo“ von Domenico Dragonetti, einem in London lebenden italienischen Komponisten, der Beethoven in Wien besuchte. Der Bass gibt sich hier mal arios, mal virtuos und schraubt sich sogar in die höchsten Bereiche des Griffbretts empor. Manchmal hat Savignano mit dem Wind zu kämpfen, der ihm an den Noten zerrt, manchmal mit der sensiblen Intonation seines historischen Instrumentes, das er mit einem Bogen spielt, der an eine Laubsäge erinnert.
Kleine Besetzung spielt große Sinfonie
Alle neun Musiker führen dann gemeinsam Beethovens Sinfonie Nr. 2 D-Dur auf. Die Bearbeitung stammt vom Beethoven-Zeitgenossen Ferdinand Ries, der seinerzeit auch ein erfolgreicher Komponist war. Das eröffnende Adagio molto besitzt zwar nicht die klangliche Wucht des Originals, trotzdem spielt das Ensemble groß auf. Beethovens Musik wird trotz der kleinen Besetzung gar nicht skelettiert, sondern konzentriert und auf den Punkt gebracht.
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Dem intimen Larghetto kommt die kammermusikalische Fassung besonders entgegen. Immer wieder gibt es Überraschungseffekte in der Instrumentation, die Melodien und Rhythmen hüpfen nur so hin und her. Manchmal säuselt eine Melodie ganz beiläufig vorbei, während im nächsten Augenblick der große Beethoven-Furor losbricht. Die Aufführung der Musiker der Duisburger Philharmoniker sprüht nur so vor Witz und Einfallsreichtum.
Das Publikum spendet tosenden Beifall, oder wenigsten das, was 75 Konzertbesuchern möglich ist. Zum Abschluss gibt es zwar keine Zugabe, aber Francesco Savignano bedankt sich noch beim Publikum und witzelt: „Beim nächsten Mal spielen in dieser Besetzung die Neunte, da müssen Sie dann aber singen!“
>> WEITERES SERENADEN-KONZERT MIT DEM STUDIO-ORCHESTER IN DER ABTEIKIRCHE
• Ein weiteres Serenaden-Konzert soll es am 4. September mit dem Studio-Orchester in der Abteikirche geben.
• Abteikantor Peter Bartetzky verriet zudem, dass für 27. September ein Orgel-Konzert geplant ist.