Die Schäfer entlang der Duisburger Rheinwiesen haben täglich Probleme mit freilaufenden Hunden. Im schlimmsten Fall geht es um Leben und Tod.

Duisburg Beeckerwerth „Mehr Rücksicht“, das wünscht sich Peter Wolter von den Hundehaltern auf den Rheinwiesen vom Alsumer Steig bis Beeckerwerth. Wolter und Franz Discher, dessen Familie schon seit 1952 Schafe auf den Rheinwiesen hütet, haben in der letzten Zeit vermehrt Probleme mit freilaufenden Hunden die ihre Herde aufscheuchen. Wenn die Tiere mitten in die Schafherde preschen, geht es im schlimmsten Fall um Leben und Tod.

Duisburger Hundehalter bringen den Schafen gebrochene Knochen und Fehlgeburten ein

Während die 600 Schafe friedlich grasen, erinnert sich Franz Discher an viele nächtliche Anrufe. „Die gehen hier spät nachts mit ihren Hunden, die Schafe geraten in Panik und bleiben im Zaun hängen. Dann ruft mich die Polizei an.“ In blinder Panik trampelt die Herde dann zum Beispiel über die Lämmer. „Die Schäden reichen dann von gebrochenen Knochen über stressbedingte Fehlgeburten bis zu Schafen, die sich im Zaun selbst strangulieren“, ärgert sich Discher.

Tagsüber halten die drei Schäferhunde die Herde zusammen, Hund Bobby erstickt gerade einen Fluchtversuch im Keim. „Wenn die Hunde nicht hier wären, hätten wir keine Chance, da würden die Tiere machen, was sie wollen“, erklärt Wolter. Die drei vierbeinigen Profis sind, anders als Haustiere, trainiert. „Die gehen nur außenrum um die Herde, freilaufende Hunde preschen einfach mitten in die Schafe“, ärgert sich Franz Discher.

Das Hundeproblem ist für die Schäfer nicht neu, aber es wird größer

Explizit nehmen die beiden Schäfer die Herrchen und Frauchen aus, die regelmäßig mit ihren Hunden am Rhein spazieren gehen. „Mit denen haben wir keine Probleme, die leinen ihre Hunde an, ohne, dass wir was sagen müssen.“ Die Schilder, die die Leinenpflicht in der Nähe der Schafe erklären, beachte kaum ein Gelegenheits-Spaziergänger, bedauert Discher. Im Umkreis von 80 Metern um die Herde müssen Hunde angeleint sein, „aber die Leute werden da teilweise richtig frech.“

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freilaufender hund soll schafe auf deich gerissen habenSie würden ihre Hunde erst anleinen, wenn die Schäfer ihre anleinen würden, zum Beispiel. Das Argument, dass die Rheinwiesen öffentliche Flächen seien, stimmt im Übrigen auch nicht. „Wir haben das Land von der Stadt gepachtet“, erklärt Franz Discher, außerdem gebe es direkt am Rhein auch keine Spazierwege.

Hundehalter kommen aus dem ganzen Ruhrgebiet zum Duisburger Rhein

Hirtenhund Bobby hält die Schafherde am Alsumer Steg in Duisburg zusammen. Anders als die freilaufenden Hunde ist er trainiert, um die Herde herum zu manövrieren.
Hirtenhund Bobby hält die Schafherde am Alsumer Steg in Duisburg zusammen. Anders als die freilaufenden Hunde ist er trainiert, um die Herde herum zu manövrieren. © Michael Dahlke

Mit freilaufenden Hunden haben die Schäfer schon ihr ganzes Berufsleben zu tun, aber „in den letzten Jahren sind die Probleme mehr geworden“, weiß Peter Wolter. So richtig erklären können sich die beiden diesen Trend nicht, aber sie haben ein paar Ideen. „Die Leute kriegen keine Kinder mehr und kaufen sich stattdessen einen Hund“, schmunzelt Wolters. Noch viel problematischer sei aber die Beliebtheit der Rheinwiesen.

„Wir haben hier jeden Tag mindestens einen Vorfall“, erklärt Franz Discher, „aber wenn schönes Wetter ist, kommen die hier mit ganzen Hunderudeln an.“ Aus dem gesamten Ruhrgebiet träfen sich Hundehalter am Parkplatz, die Tiere scheuchten dann die Herde auf. „Die Polizei will nicht zu uns kommen, und wir können ja schlecht die Personalien der Leute aufnehmen“, spricht Peter Wolter aus Erfahrung. Deswegen wünschen sich die beiden Schäfer einfach: mehr Rücksichtnahme.

Fleisch ist wichtiger als Wolle

Schon der Vater von Schäfer Franz Discher hat am Rhein seine Herde gehütet. Es habe sich seitdem aber viel geändert.

„Heute geht es vor allem um die Fleischproduktion“, weiß der Schäfer, „die Wolle hat extrem an Bedeutung verloren.“

Wenn die Schafe geschoren werden, kommen Experten aus Neuseeland nach Deutschland. „So viel bringt uns die Wolle gar nicht ein, dass sich das lohnen würde“, weiß Discher.