Duisburg-Walsum. Vor 25 Jahren ist die Rheinaue in den Landschaftsplan der Stadt Duisburg eingetragen worden. Warum das Tier- und Pflanzenreservat so schön ist.


Die Walsumer Rheinaue ist eines der schönsten, abwechslungsreichsten Naturschutzgebiete Duisburgs. Und mit über fünf Millionen Quadratmetern das größte Tier- und Pflanzenreservat der Stadt. Seit 25 Jahren ist es „rechtskräftig durch den Landschaftsplan der Stadt Duisburg geschützt“.

Für dieses in Nordrhein-Westfalen ungewöhnliche Fleckchen Erde wirbt die Stadt nicht allein. Auch der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) weist auf die „ausgedehnten Wiesen und Weiden“, die „Pflanzen-und Tierwelt“ hin, die es dort zu bestaunen gibt. Die Frage nach der besten Jahreszeit für einen Besuch des bei Rheinhochwasser oft bis zu 50 Prozent gefluteten Areals beantwortet der Nabu mit einem Wort: „Ganzjährig.“

Immer häufiger Störche zu Gast

Jede Jahreszeit, jede Tageszeit hat ihre ganz besonderen Reize. Wer gerne Tiere beobachten möchte, kommt am besten am frühen Morgen oder in der Abenddämmerung. Waschbären durchstreifen die weite Landschaft, ebenso Rehe. Und natürlich sagen sich Fuchs und Hase dort Gute Nacht. Aber der Hauptgrund, warum Naturfreunde mit Feldstechern und Kameras mit riesigen Teleobjektiven dort auf die Pirsch gehen, sind die vielen Vögel, die es dort zu entdecken gibt. Bis zu 10 000 arktische Bläss- und Saatgänse sind dort im Winter anzutreffen, im Sommer schauen immer häufiger Störche vorbei.

Auch Raubvögel wie der Steinkauz sind in Walsum zu Hause. Selbst Milane sind schon gesichtet worden. Amphibien wie der Kammmolch, Laubfrösche, Kröten und jede Menge Insekten, die leichte Beute für die unzähligen Singvögel sind, gibt es reichlich. Auch sie sind durchaus einen näheren Blick wert. Ob Wasserläufer, Libellen oder Mücken – man kann ihnen stundenlang bei ihren „Tänzen“ zusehen.

Industrie-Kulisse an der Rheinaue

Fotogen ist auch die Pflanzenwelt: Abgestorbene Bäume, die wie Skelette im Wasser stehen, vermodernde, moosbewachsene Stämme wie im Urwald, leuchtende Blüten, sattes Grün – und all das vor der Kulisse der nahen Kraftwerke Walsum und Voerde. Größer könnte der Gegensatz kaum sein. Genau das ist es, was die Rheinaue so einzigartig macht. Sie liegt eingekeilt zwischen der Industrie und sorgt in Teilbereichen dank der Teiche und Sumpfflächen für ein Naturerlebnis, wie man es aus den Südstaaten der USA kennt.

Die Rheinaue, früher Rheinwiesen genannt, ist seit 1936 durch einen Deich vor völliger Überschwemmung bei Rheinhochwasser geschützt. Der größte Teil gehört der Steag, kleinere Bereiche sind in privater Hand beziehungsweise städtisches Eigentum. 1937 wurde die Fläche per Reichsnaturschutzgesetz geschützt. Später gab es Überlegungen, sie für Industrieansiedlungen zu opfern oder als Freizeitstätte mit Schwimmbad auszubauen. 1983 wurde sie laut Randolph Kricke, Biologe der Stadt Duisburg, zum Naturschutzgebiet erklärt. 1992 folgte die Eintragung in den Duisburger Landschaftsplan.

Biologe: Flächen einzäunen

Wenn Randolph Kricke einen Wunsch frei hätte, dann wäre es dieser: Er würde weite Flächen einzäunen und alte Großvieharten frei laufen lassen. Dadurch würde die Verbuschung und Verwaldung gestoppt – und die Pflanzenartenvielfalt gesteigert, ist er sich sicher.