Duisburg-Walsum. In Rheinaue in Duisburg-Walsum brüten derzeit mehrere Storchenpaare Vogelliebhaber haben ihnen Nistplätze ausstaffiert. Die sind stark umkämpft.

Vier Storchenpaare sind zurück in der Walsumer Rheinaue. Drei Paare brüten seit zwei Wochen auf den Storchenmasten im Duisburger Stadtgebiet, eins hat kurz hinter der Dinslakener Stadtgrenze damit begonnen. Die Dinslakener Adebars mussten zuvor noch ein paar Revierkämpfe um den beliebten Storchenmast ausfechten.

Die Masten kommen offenbar gut an. Denn auch Störche mögen’s gern gemütlich. Deshalb staffiert Ornithologe Michael Kladny die Weidenkörbe oben auf den zehn Meter hohen Masten mit Heu und Stroh aus. „Wir verwöhnen die Störche ein bisschen, damit sich weitere Jungtiere ansiedeln“, sagt der Vogelexperte. Denn 80 Prozent der männlichen Störche kehren immer wieder zu den angestammten Brutplätzen zurück, die Weibchen sind etwas flatterhafter und wechseln auch schon mal das Schlafzimmer. Eins der Pärchen durchlebt gerade das verflixte siebte Ehejahr – jedenfalls beobachtet Michael Kladny die beiden seit 2013, als sie erstmals in der Rheinaue brüteten. Die Storche sind beringt, deshalb kann er sie identifizieren.

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Zusätzliche Nistkörbe werden bald eingerichtet

In der nächsten Woche richtet Kladny noch ein paar Komfortwohnungen mit Panoramablick ein. Fünf weitere Weidenkörbe, jeder mit einem Durchmesser von 1,10 Meter, sollen in der Rheinaue installiert werden. In der Karwoche sind nach Einschätzung des Naturschutzbundes die Wiesen so trocken, dass der 7,5 Tonnen schwere Hublader nicht in der Aue versinkt.

Vogelkundler Michael Kladny hat die Nistkörbe für die Störche mit frischem Stroh und Heu ausstaffiert.
Vogelkundler Michael Kladny hat die Nistkörbe für die Störche mit frischem Stroh und Heu ausstaffiert. © Stephan Eickershoff/ Archiv

Bis vor zwei Wochen waren große Teile der Walsumer Rheinaue noch überschwemmt, so wie in jedem Jahr. Das macht die Aue für Störche erst recht zu einem bevorzugten Wohngebiet. „In den temporär überfluteten Flächen siedeln sich jede Menge Amphibien an“, weiß der Vogelkenner. Und auch jede Menge fette Regenwürmer ringeln sich durch die Aue. 50 davon, jeder 15 bis 20 Zentimeter lang, kann ein einziger Storch in der Stunde verspeisen. In der Walsumer Vorratskammer gibt’s auch Mäuse und Maulwürfe. Diese proteinhaltige Nahrung ist bei Familie Adebar sogar noch beliebter.

Erster Nachwuchs soll nach Ostern schlüpfen

Zur Zeit wird eifrig gebrütet, bis zu vier Eier liegen im Nest. Die ersten Storchen-Jungen erwartet der Ornithologe kurz nach Ostern. Bei Störchen herrscht übrigens Gleichberechtigung. Männchen und Weibchen ziehen den Nachwuchs gemeinsam auf. Und einige werdende Väter lösen ihre Lebenspartnerinnen sogar beim Brüten ab, erzählt der Fachmann.

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Während die Elternpaare brüten, toben sich ein paar junge Rowdys aus. Jeder, der in diesen Tagen durch die Rheinaue spaziert, kann Störche beobachten, die sich ordentlich fetzen. „Das ist ein ganz natürlicher Vorgang. Diese Jugendbanden versuchen immer wieder brütende Paare zu stören, um den Brutplatz zu übernehmen“, erklärt Michael Kladny. Die Älteren lassen sich das natürlich nicht gefallen und verteidigen ihren Platz mit lautstarkem Geklapper.

Die Rheinaue Walsum in Bildern

Mit über fünf Millionen Quadratkilometern ist die Rheinaue das größte Tier- und Pflanzenreservat der Stadt.
Mit über fünf Millionen Quadratkilometern ist die Rheinaue das größte Tier- und Pflanzenreservat der Stadt. © Hans Blossey
Selbst Störche lassen sich seit einiger Zeit in dem Gebiet nieder.
Selbst Störche lassen sich seit einiger Zeit in dem Gebiet nieder. © WAZ FotoPool
Ein Storch spaziert über eine Wiese in der Walsumer Rheinaue.
Ein Storch spaziert über eine Wiese in der Walsumer Rheinaue. © Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
Auch Installationen des Emscher Kunst Projekts sind hier zu finden, wie etwa
Auch Installationen des Emscher Kunst Projekts sind hier zu finden, wie etwa "Gesellschaft der Amateur Ornithologen" von Mark Dion. © Fabian Strauch/ WAZ FotoPool
Wilde Brombeeren wachsen in der Rheinaue.
Wilde Brombeeren wachsen in der Rheinaue. © Udo Milbret/ WAZ Fotopool
Der Rhein prägt das Naturschutzgebiet.
Der Rhein prägt das Naturschutzgebiet. © Hans Blossey
Das Gebiet ist für seine Artenvielfalt bekannt. Viele Naturliebhaber kommen her, um Tiere zu beobachten.
Das Gebiet ist für seine Artenvielfalt bekannt. Viele Naturliebhaber kommen her, um Tiere zu beobachten. © Udo Milbret/ WAZ Fotopool
Auch der Eisvogel lebt in den Walsumer Rheinauen.
Auch der Eisvogel lebt in den Walsumer Rheinauen. © Kerstin Bögelholz/ Funke Foto Services
Die unterschiedlichsten Pflanzenarten wachsen ebenfalls dort.
Die unterschiedlichsten Pflanzenarten wachsen ebenfalls dort. © Udo Milbret/ WAZ-Fotopool
Ein Schäfer treibt eine Schafherde durch die Walsumer Rheinaue.
Ein Schäfer treibt eine Schafherde durch die Walsumer Rheinaue. © Lars Fröhlich
Ausgedehnte Wiesen und Weiden sind in der Rheinaue zu finden.
Ausgedehnte Wiesen und Weiden sind in der Rheinaue zu finden. © Udo Milbret/ WAZ-Fotopool
Besonders ist dort auch die Pflanzenwelt.
Besonders ist dort auch die Pflanzenwelt. © Udo Milbret/ WAZ-Fotopool
Das Naherholungsgebiet bietet viel Platz für Spaziergänge.
Das Naherholungsgebiet bietet viel Platz für Spaziergänge. © Friedhelm Geinowski/ WAZ FotoPool
Auch aus der Luft betrachtet sieht das Naturschutzgebiet schön aus.
Auch aus der Luft betrachtet sieht das Naturschutzgebiet schön aus. © Hans Blossey
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Revierkämpfe lohnen einen Ausflug in die Rheinaue

Ein sehenswertes Spektakel, das einen Ausflug lohnt. Zumal die Rheinaue mit über 500 Hektar Fläche so weitläufig ist, dass man seinen Mitmenschen problemlos aus dem Weg gehen kann. Die Storche fühlen sich laut Kladny nicht gestört von den Spaziergängern und Vogelbeobachtern. In ihren Weidenkörbchen oben auf dem Mast stehen sie ja über den Dingen.

Besonders spannend wird es allerdings Ende Juni, Anfang Juli. Dann unternimmt der Storchen-Nachwuchs unter den Argusaugen der Eltern die ersten Flugversuche. Etwa zehn Wochen nach dem Schlüpfen verlassen die Jungen ihre Kinderstube. Bis dahin müssen sie fit sein für die große, weite Welt da draußen.