Bruckhausen. Nach dem Fahrplanwechsel fährt die Buslinie 908 nicht mehr durch Bruckhausen. Dort fühlen sich die Menschen deshalb abgehängt.
Als am Montagmorgen der erste Bus der Linie 908 auf die Straße fuhr, begann die Route an ungewohnter Stelle. Nach der Fahrplanumstellung im Zuge des neuen Nahverkehrsplanes startet die 908 jetzt an der St. Johannes Klinik in Alt-Hamborn – und nicht, wie bisher, an der Matenastraße in Bruckhausen. Dort fühlen sich die Menschen jetzt von Hamborn und vom Rest der Stadt abgehängt. Die Bürgervereinigung Runder Tisch Bruckhausen hat deshalb den Duisburger Ratsfraktionen eine Unterschriftenliste zukommen lassen. Darin fordern gut 200 Menschen, den alten Streckenverlauf wiederherzustellen.
Ansichten über die Auslastung der Linie gehen auseinander
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Die 908 verkehrte bislang zwischen Bruckhausen und Oberhausen-Sterkrade. An vier Stationen luden die Busse im westlichen Stadtteil von Meiderich-Beeck Fahrgäste ein und aus.
Zwischen Helios St. Johannes Klinik und Matenastraße war die Linie auf der Dieselstraße unterwegs, unter anderem mit Halt an der Wernerstraße. Für die Bürger vom Runden Tisch ist die Einstellung der Haltepunkte nicht nachvollziehbar. Die Strecke sei rege genutzt worden, etwa für Fahrten ins Krankenhaus oder zum Hamborner Altmarkt, heißt es in einer Stellungnahme. Ohne die 908 seien wichtige Nahversorgungseinrichtungen nicht mehr erreichbar. „Der Stadtteil wird hier ausgegrenzt“, sagt Edeltraut Klabuhn im Namen des Runden Tisches.
Die Einschätzung, die Linie sei auf dem Abschnitt in Bruckhausen stark frequentiert gewesen, teilt die DVG nicht. Mangelnde Auslastung war bereits vor zwei Jahren das Kernargument, als Rat und Verwaltung eine Einstellung des Fahrbetriebs zur Diskussion stellten. Schon damals hatte es Protest von Bürgern und Bezirksvertretern gegeben. Zwar gehört die 908 zu den Linien mit den meisten Fahrgästen in Duisburg, wie auch der Runde Tisch betont. Das gelte aber eben nicht für das Stück westlich der St. Johannes Klinik, sagt DVG-Sprecher Felix zur Nieden: „Die Linie hatte in Bruckhausen schlicht nicht ausreichend viele Fahrgäste.“
Schüler müssen auf dem Weg nach Hamborn improvisieren
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Nach Ansicht des Runden Tisches leiden insbesondere ältere Menschen unter den Änderungen. Im Zuge des Projektes Grüngürtel Nord hatte etwa ein Investor 60 barrierefreien Wohnungen mit Zugang zur 908 errichten lassen. Diese Wohnungen sind laut Aussage der Bürgervereinigung alle vermietet, seien jetzt aber vom Nahverkehr abgeschnitten. Gerade für Menschen mit Gehbehinderung sei der neue Zustand nicht tragbar.
Möchte man jetzt von Bruckhausen nach Alt-Hamborn fahren, muss man die Straßenbahn 901 nehmen und entweder in Beeck oder Marxloh umsteigen. Das erschwere nicht nur körperlich eingeschränkten Menschen die Fahrt, sondern bedeute generell einen „signifikanten Zeitzuwachs“, so der Runde Tisch in seinem Schreiben.
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Schließlich seien auch Schüler, die in Bruckhausen wohnen und in Hamborn zur Schule gehen, von den Neuerungen besonders betroffen. Die werden zwar jetzt mit eigens bestellten Schulbussen gefahren – allerdings nur zu den ersten beiden Schulstunden. Im Falle von Unterrichtsausfall seien An- und Abfahrt der Schüler jedoch nicht mehr gesichert.
Es dränge sich der Verdacht auf, dass gerade bei älteren Menschen und bei Kindern nicht mit Widerstand gerechnet wurde, so der Runde Tisch, und das Streckenstück deshalb für eine Einsparungsmaßnahme herhalten musste. Deshalb appellieren die Bürger nochmals an Politik und Verwaltung, die Entscheidung zu überdenken. Aufgeben wollen sie jedenfalls nicht, wie sie in ihrem Schreiben betonen: „Der Stadtteil wird weiter kämpfen.“
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