Duisburg. Mit ihrem Faltblatt zur Einschränkung und Empfehlung für die Gartennutzung in den Kleingartenanlagen “Ährenfeld“ und “Feierabend“ hat die Stadtverwaltung für Zorn bei den Schrebergärtnern gesorgt. Warum gerade jetzt, nach der Aussaat, fragen die Laubenpieper.

Die Kleingärtnerseele kocht. Die Stadt Duisburg hat mit ihrem Faltblatt zur Einschränkung und Empfehlung für die Gartennutzung in den beiden Kleingartenanlagen „Ährenfeld“ und „Feierabend“ für reichlich Diskussionsstoff gesorgt.

Samstagnachmittag in den Kleingartenvereinen Feierabend und Ährenfeld: Die Ruhe regiert in Wanheim. Die Kleingärtner der beiden Vereine haben das gute Wetter der letzten Wochen genutzt und ihre 108 Parzellen auf Vordermann gebracht. Der Winterschlaf ist vorüber. Doch die Idylle täuscht.

Das Faltblatt der Stadt hat in den letzten Tagen eingeschlagen wie eine Bombe. Der Boden soll nach neuesten Messungen mit Blei, Cadmium, Nickel, Arsen und Dioxinen verseucht sein. Die Industrie hat ihre Spuren hinterlassen. Das Amt für Umwelt und Grün rät vom Anbau und Genuss von Gemüse ab und empfiehlt den Obstanbau an Sträuchern und Bäumen. Theo Küpper, Vorsitzender des Bürgervereins, vom Ährenfeld fasst die Reaktionen zusammen: „Alle sind verunsichert. Die Gefühlslage liegt zwischen Wut, Sorge, Enttäuschung und Angst.“

Thema Bodenbelastung ist nich neu

Das Thema Bodenbelastung ist in Wanheim jedoch nicht gänzlich neu. „Vor zwei Jahren wurden bereits Proben gemacht. Die waren jedoch in Ordnung. Was soll sich denn nun geändert haben“, fragt Siegfried Kutzeck, 1. Vorsitzender des Vereins. Er sieht sich nun mit den Fragen der Mitglieder konfrontiert. „Antworten kann ich ihnen aber auch nicht geben. Die Stadt hat noch nicht mit uns gesprochen. Wir haben auch noch keine Ergebnisse gesehen. Auch der Stadtverband hat sich noch nicht gerührt“, berichtet Kutzeck.

Doch wie verfährt man jetzt mit seinen Gärten, die laut Kleingartengesetz zu einem Drittel mit Obst- und Gemüseanbau bedeckt sein müssen. „Ich werde alles weiter anbauen und essen“, sagt Kleingärtner Waldemar Rupacz und zeigt uns seinen zwei Woche alten Salat. In vielen anderen Parzellen wurde auch schon Knoblauch, Zwiebeln oder Kohlrabi gesetzt. „Warum präsentiert die Stadt die Ergebnisse nicht im Winter. So haben viele ihr Saatgut schon eingekauft“, lautet der Vorwurf Jörg Wagners vom KGV Feierabend.

Umsiedlung oder Bodenaustausch

Die Frage der Zukunft stellt sich in beiden Anlagen. Die Umsiedlung oder ein Bodenaustausch bis zu 60 cm Tiefe werden diskutiert. Beides käme einem Neustart gleich. „Das kommt nicht in Frage“, stellt Siegfried Kutzeck klar. 50 Prozent der Ährenfeld-Mitglieder sind über 70. Bei den Nachbarn vom KGV Feierabend hat man die Ruhr-Universität Bochum zu Rate gezogen. Diese empfiehlt in einer 132 Seiten langen Abhandlung über die Maßnahmen zur Gefahrenabwehr bei großflächigen schädlichen Bodenveränderungen im konkreten Beispiel der Anlage Feierabend die Behandlung mit gefriergetrocknetem Wasserwerkschlamm.

„Dadurch können sowohl die Cadmium- als auch die Bleigehalte der Pflanzen im Mittel bis zu 30% und teilweise unter den Grenzwerk gesenkt werden“, heißt es in der Untersuchung. „Aber warum hat die Stadt sich eine solche Meinung nicht eingeholt“, wundert sich Jörg Wagner. In den Gärten spekuliert man, dass die Stadt das Gelände andersweitig nutzen möchte und die Kleingärtner deshalb „raushaben“ möchte. Belege für diese These gibt es jedoch nicht.

Blutbild zeugte normale Werte

Einer, der die Verwirrung nicht verstehen kann, ist Anton Lachetta. Der 74-Jährige hat seine Parzelle auf der Feierabend-Anlage bereits seit 1967. „Ich habe mich fast immer nur aus dem Garten ernährt“, erzählt er. Ein großes Blutbild zeigte bei ihm normale Werte. Auch für dieses Jahr hat er bereits Zwiebeln und Kartoffeln gepflanzt.