Duisburg. . In dieser WAZ-Serie werden Menschen vorgestellt, die in der MSV-Arena arbeiten und dafür sorgen, dass an Spieltagen auch abseits des Rasens alles rund läuft. Im Blickpunkt der elften Folge: Der mobile Bierverkäufer Lukas Loscheider.

Gedämpft dringen die Fangesänge durch das Tor in der östlichen Stadionecke. Lukas Loscheider läuft in den Innenbereich, kneift die Augen zusammen und blickt zu den Rängen der MSV-Fans auf der gegenüberliegenden Seite der Arena. „Jetzt lohnt es sich langsam. Auf geht’s“, sagt er und geht mit langen Schritten zu dem Container, in dem seine Kollegen auf ihn warten.

Loscheider setzt sich einen gepolsterten Rucksack auf und stellt sich mit dem Rücken vor den geöffneten Container. Ein Kollege zieht einen dünnen Schlauch durch die Seite des Rucksacks, ein anderer hievt ein großes Fass hinein. Loscheider hat indes seine Börse mit dem Wechselgeld kontrolliert. Nun macht er den Test: Er drück kurz den Abzug seiner „Bierpistole“ und lässt einen kleinen Schluck in einen Plastikbecher sickern. „Alles klar, es läuft.“ Seine Arbeit als mobiler Bierverkäufer in der MSV-Arena kann beginnen.

„Insgesamt habe ich fast zwanzig Kilo hinten drauf“

Leicht gebeugt unter der Last auf seinem Rücken stapft er in Richtung Stehplätze. „Insgesamt habe ich fast zwanzig Kilo hinten drauf“, erklärt der 19-Jährige. Rückenschmerzen? Loscheider lacht. „Die hatte ich die ersten Male, aber jetzt nicht mehr.“ Seit drei Jahren ist er bei Fußballspielen und Konzerten für die Firma Goesgens im Einsatz. Auf Provisionsbasis verkauft er Bier aus dem Rucksack oder Eis von einem Bauchladen.

Noch eine knappe Viertelstunde bis zum Spielbeginn. Lukas Loscheider postiert sich vor den Stehplätzen und zieht einen Plastikbecher aus seiner Wolltüte. „Jemand Bier?“, ruft er fragend, während er den leeren Becher durch die Luft schwenkt. Vor dem Anpfiff sei hier am meisten los, deshalb beginnt er hier seine Tour. Es dauert nicht lange, bis er den ersten Kunden findet. Ein Zebra-Fan nimmt ihm zwei Becher ab, Loscheider wünscht ihm ein schönes Spiel. „Freundlichkeit gehört auch zum Service“, sagt er. Dass er in seinem Beruf auch mal angerempelt wird, nehme er locker. „Das ist doch normal bei so vielen Menschen.“

„Bei Siegen trinken die Leute am meisten“

Als das Spiel beginnt, macht sich der Tönisvorster auf den Weg in den Sitzplatzbereich. Hier geht er durch die Reihen, hält mit geübtem Blick Ausschau nach durstigen Gesichtern. Und auf noch etwas muss er dauernd achten: „Wo schon ein Kollege unterwegs ist, da halte ich mich etwas fern“, sagt Loscheider. So hält sich die Konkurrenz unter den mobilen Verkäufern in Grenzen.

25 Becher lassen sich aus einem Fass zapfen, nach einer knappen halben Stunde hat er das erste bereits geleert. Der Abend läuft gut für den 19-Jährigen, es sieht nach einem Heimsieg aus. „Bei Siegen trinken die Leute am meisten“, weiß Loscheider. Doch plötzlich platzt der Zapfschlauch. Lukas Loscheider muss zurück zum Container mit den Ersatzteilen. Er ärgert sich. „Das passiert eigentlich extrem selten. Jetzt verliere ich Zeit.“ Wertvolle Zeit, denn als mobiler Bierverkäufer erhält er eine Provision als Lohn: Acht Euro für jedes leere Fass, das Trinkgeld darf er behalten.

"Man trifft viele Leute"

Um die verlorene Zeit aufzuholen, steht er pünktlich zur Halbzeitpause wieder an den Stehrängen. Die Fans strömen ihm entgegen, Loscheider hat reichlich Kundschaft. Gerade in der Pause scheinen viele die lange Schlange vor den Getränkeständen meiden zu wollen. Nach einer weiteren Runde durch die Ränge bricht er seine Tour plötzlich ab. „Es kommt nichts mehr heraus“, sagt Loscheider. Zerknirscht macht er sich auf den Rückweg, nach sechzig Spielminuten ist für ihn heute Schluss.

Zurück am Container zählt er seine Einnahmen. Gut 24 Euro bleiben ihm, es gebe bessere Abende. „Heute kamen Umstände zusammen, wie man es in Jahren nicht hat. Das ist einfach Pech“, kommentiert er nüchtern.

Wenn er im nächsten Jahr ein BWL-Studium aufnimmt, will er weiter als mobiler Bierverkäufer arbeiten. „Man trifft dabei viele Leute und es macht Spaß“, sagt Loscheider. Das kann ihm auch ein geplatzter Schlauch nicht nehmen.