Duisburg.

Ursula Vos und Uschi Köppen haben schon Fan-Utensilien beim MSV Duisburg angeboten, da hieß der Trainer noch Willibert Kremer, und der Torjäger vom Dienst war Michael Tönnies.

Damals, zu Beginn der 90er Jahre, war das Verkaufsareal noch in einer kleinen Nische der Geschäftsstelle an der Westender Straße in Meiderich untergebracht. Und das Sortiment bestand aus nicht viel mehr als ein paar Schals, Strickmützen und Aufnähern. Heute erinnert der riesige Fan-Shop in der MSV-Arena in punkto Angebots-Vielfalt eher an ein Kaufhaus. Doch das Duo Vos/Köppen, es steht noch immer gemeinsam hinter dem Tresen.

Seit über einem halben Jahrhundert engagiert sich die 73-jährige Ursula Vos nun für ihren MSV. Meiderich ist ihre Heimat, und über ihren Vater hat sie schon früh Kontakt zu den kickenden Zebras bekommen. „Ich bin praktisch mit dem Verein groß geworden“, sagt sie – und erzählt von ihrer aktiven Zeit im Damen-Handballteam und ihrer ersten Helfer-Aufgabe im Klub als Kassiererin. „Da saßen wir früher in den alten Kassenhäuschen noch mit Petroleumlampen als Beleuchtung“, erinnert sich Vos.

Einmal, bei einem brisanten Heimspiel gegen Schalke, musste sie Tickets an die Gäste-Fans verkaufen. Weil das nach deren Vorstellung nicht schnell genug ging, begannen einige Verrückte in ihrer Ungeduld zu randalieren – und warfen das hölzerne Kassenhäuschen mit ihr um. Mir ist zum Glück nichts passiert“, sagt sie. „Und am Ende waren doch noch alle pünktlich zum Anstoß im Stadion.“

Früher war's familiärer

Die Arbeit im Fan-Shop mochte Ursula Vos früher auch deshalb gern, weil manche Stammgäste nicht nur gucken und kaufen, sondern bei einem Becher Kaffee auch ein bisschen plauschen wollten. „Die ganze Atmosphäre war damals noch viel familiärer.“

Das empfindet auch Uschi Köppen so. Die 62-Jährige ist heute die Leiterin des Fan-Shops. Und hat schon so manches erlebt in all den Jahrzehnten mit ihrem MSV und dessen treuer Anhängerschaft. Fußballverrückt sei sie selbst seit frühester Kindheit gewesen. „Ich konnte eher Tor als Papa sagen“, erzählt Köppen mit einem Augenzwinkern.

Vieles hat sie erlebt. Da war etwa die Oma, die für ihren Enkel die volle Fan-Palette erstehen wollte. Uschi Köppen ging mit ihr geduldig durch die Reihen. Suchte geduldig Trikot, Schlüsselanhänger, Kappe und Ansteck-Pin heraus. Als dann alles fein säuberlich abkassiert und verpackt war, seufzte die betagte Kundin noch: „Ach ja, für meinen Enkel gibt es nun mal nichts Anderes als Schalke!“ Köppen war wie vom Blitz getroffen, wies die Dame auf die blau-weiße Verwechslung hin, nahm alles zurück – und rettete damit den Familienfrieden unter dem Weihnachtsbaum.

Aktuelles Trikot

So gut wie vor dem Heiligen Abend laufen die Geschäfte im Fan-Shop auch stets an den Spieltagen. Dann stürmen die Anhänger in der Stärke von Hundertschaften herein, wollen sich noch rasch neu einkleiden. Etwa mit dem aktuellen Trikot. Das ist aber erst komplett, wenn auf der Rückseite auch Name und Nummer prangen.

„Viele wollen ihren eigenen Namen und ihre Glückszahl“, sagt Ursula Vos. „Die meisten Kinder wollen aber ihren Lieblingsspieler“, ergänzt Köppen. Im Vorjahr waren das noch Julian Koch und Stefan Maierhofer. Die beiden haben den Klub aber bekanntlich verlassen. Aus dem aktuellen Kader hat sich kein Nachfolger herauskristallisiert. Niemand ragt derzeit in der aussagekräftigen „Trikot-Hitparade“ heraus. „Die meisten Fans nehmen lieber wieder den Namenszug alter Recken – wie Ivo Grlic oder Bernard Dietz“, so Köppen.

Nahbar, nett und offen

Überhaupt die alten Spieler: Viele von ihnen sind dem Fanshop-Duo Vos/Köppen ans Herz gewachsen. Weil sie so nahbar, nett und offen waren. So etwa MSV-Ikone „Ennatz“ Dietz. Oder Abwehrrecke Pavel Drsek, dessen Kinder sie aufwachsen sahen. Oder Mittelfeld-Stratege Michael Zeyer, der früher oft mit dem Fahrrad von seinem Wohnort Düsseldorf zum täglichen Training in Meiderich fuhr. Sie alle kamen regelmäßig auf ein Schwätzchen vorbei. Und wieder wird es für Außenstehende ein Stück greifbarer, wenn Vos und Köppen sagen, dass „früher alles viel familiärer war“.